Sylvain Maréchal, der Sohn eines Weinhändlers, studierte Rechtswissenschaften in Paris und wurde später Anwalt. Der Erfolg seiner IdyllensammlungBergeries, die er im Alter von 20 Jahren veröffentlichte, ermöglichte ihm die Arbeit als Hilfsbibliothekar im Pariser Collège Mazarin. Durch seine Arbeit in der Bibliothek eignete er sich erhebliches Wissen an und schätzte besonders die Werke von Jean-Jacques Rousseau, Voltaire, Helvétius und Denis Diderot.
Maréchal entwickelte die Idee eines agrarischenSozialismus mit kollektivem Eigentum an Gütern. Sein Ideal eines Kultes der Vernunft und seine Kritik an der Religion und dem Absolutismus führten schließlich zur Entlassung aus dem Collège. Er wurde später zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, nachdem er den Almanach des Honnêtes Gens herausgegeben hatte. Darin entwickelte er den sogenannten Maréchal-Kalender, einen säkularen Kalender, bei dem er die Namen von christlichen Heiligen durch berühmte Persönlichkeiten der Geschichte ersetzte. Nach seiner Festnahme wurde er vorsichtiger und publizierte nur noch anonym, um der Strafverfolgung zu entgehen.
Er unterstützte die Französische Revolution enthusiastisch und setzte sich besonders für die Armen ein. Maréchal nahm an der Verschwörung um Gracchus Babeuf teil, aber entkam später der Bestrafung. Als Herausgeber der Zeitung Révolutions de Paris setzte er sich für die Befreiung des Menschen von jeder Form der Sklaverei ein und sah die Religion als Instrument der Regierungen zur wirtschaftlichen Ausbeutung der Menschen. Im Manifeste des Égaux schrieb er dazu:
„Verschwindet endlich, ihr empörenden Unterschiede zwischen Reich und Arm, Gross und Klein, zwischen Herr und Sklave, Herrscher und Beherrschtem.“
– Sylvain Maréchal: Manifeste des Égaux.
Da Sylvain Maréchal seine Texte teilweise anonym publizierte, konnte er sich bis zu seinem Tod 1803 weiterhin unbehelligt dem Schreiben widmen.
Englische Übersetzung von Sheila Delany: Anti-Saints. The new golden legend of Sylvain Maréchal. University of Alberta Press, Edmonton 2012, ISBN 978-0-88864-604-0.
Deutsche Übersetzung: Reisen des Pythagoras nach Ägypten, Chaldäa, Indien, Kreta, Sparta, Sicilien, Rom,Carthago, Marseille und Gallien nebst seinen politischen und moralischen Gesetzen. Erster Theil. Chemnitz, 1801 (Digitalisat)
C.-A. Fusil: Sylvain Maréchal ou l'homme sans dieu H.S.D. 1750-1803. Plon, Paris 1936.
Maurice Dommanget: Sylvain Maréchal. "L’homme sans dieu". 1750-1803. Spartacus, Paris 1950.
Englische Übersetzung von Mitchell Abidor: Sylvain Maréchal, the godless man. Haymarket, Chicago 2024, ISBN 979-8-88890-217-2.
Erica Joy Mannucci: Finalmente il popolo pensa : Sylvain Maréchal nell'immagine della rivoluzione francese. Guida Editori, Napoli 2012, ISBN 978-88-6666-181-8.