Strategic Communication Center of Excellence (NATO)

Das Strategic Communication Center of Excellence (NATO), kurz StratCom COE, ist ein Centre of Excellence der NATO. Dieses Kompetenzzentrum für Strategische Kommunikation ist bei der NATO akkreditiert und von deren Kommandostruktur unabhängig.[1]

Gründung und Mitglieder

Das StratCom COE wurde 2014 von Estland, Deutschland, Italien, Lettland, Litauen, Polen und dem Vereinigten Königreich gegründet und ist in Riga ansässig.[1] Die Gründung erfolgte nach dem Beschluss der NATO vom September 2014 in Wales, sie werde den Herausforderungen einer Bedrohung durch einen Hybridkrieg begegnen, bei dem „eine große Bandbreite an offenen und verdeckten militärischen, paramilitärischen und zivilen Maßnahmen auf hochabgestimmte Weise eingesetzt“ werde.[2] 2016 schlossen sich die Niederlande und Finnland an, 2017 Schweden, 2018 Kanada, 2019 die Slowakei und 2020 Frankreich und Dänemark.[1]

Aufgaben

Dieses Kompetenzzentrum für Strategische Kommunikation analysiert Desinformation, unterstützt die Strategische Kommunikation der NATO,[1] untersucht, wie soziale Medien als Waffe in der hybriden Kriegsführung eingesetzt werden können und analysiert die Umsetzung der StratCom-Politik der NATO.[3] NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte 2016, die hybride Kriegsführung habe „Top-Priorität“, man nutze eine Kombination militärischer und nicht-militärischer Mittel, um Länder zu stabilisieren, auch die NATO operiere nun hybrid.[2] Es gehe um Täuschung, eine Mischung militärischer und nicht-militärischer Mittel, um mittels Ausweitung von Überwachung und Aufklärung auf die hybride Bedrohung zu reagieren.[2] Die Stratcom-Website gibt an, man wolle mittels strategischer Kommunikation „Wahrnehmungen, Einstellungen und Verhalten“ der Öffentlichkeit im Sinne der politischen und militärischen Ziele der Nato beeinflussen.[4]

Stratcom-Direktor Janis Sarts erklärte 2017, die beste Desinformation sei diejenige, die vom Feind nicht bemerkt werde: „Wenn ich behaupten würde, dass wir die Öffentlichkeit nicht beeinflussen wollen, dann wäre das schlicht nicht glaubhaft.“[4] Eine Mitarbeiterin erläuterte das Storytelling, man solle Zielgruppen zukunftsorientiert mit klar definierten politischen Botschaften ansprechen, für die Wirksamkeit des Narrativs solle ein Unterstützernetzwerk aufgebaut werden, um mittels Informationskampagnen Sichtweisen schlüssig zu vermitteln, Vertrauen aufzubauen und Einflüssen Dritter entgegenzuwirken. Dazu müsse man die Lebenswelt der Zielgruppe tiefgreifend kennen.[5]

Das StratCom COE arbeitet mit der East StratCom Task Force der EU zusammen, tauscht gegenseitig Informationen aus und bekämpft gemeinsam „hybride Bedrohungen“.[3]

Das StratCom COE wird durch weitere Kompetenzzentren der NATO für die Entgegnung Hybrider Bedrohungen unterstützt, wie das European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats in Helsinki, das NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence in Tallinn oder das Energy Security Centre of Excellence in Vilnius.[6]

Kritik

Kritiker sehen die Aufgabe des StratCom COE in der Überzeugung der eigenen Bevölkerung von der Legitimität und Notwendigkeit militärischer Interventionen, der Delegitimierung NATO-kritischer Stimmen sowie der Verharmlosung des Einsatzes konventioneller Kriegswaffen.[7]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d Kalina Bontcheva, Julie Posetti: Balancing act: countering digital disinformation while respecting freedom of expression: Broadband Commission research report on ‘Freedom of Expression and Addressing Disinformation on the Internet'. Hrsg.: International Telecommunication Union, UNESCO. Genf/Paris 2020, ISBN 978-92-3100403-2, S. 113 f., 116 f. (englisch, 346 S., unesco.org [PDF; 4,9 MB; abgerufen am 14. Januar 2023]).
  2. a b c Tom Schimmeck: Die NATO und die hybride Kriegsführung – Der Kopf als Ziel. In: deutschlandfunk.de. 7. Juli 2016, archiviert vom Original am 30. September 2022; abgerufen am 21. Januar 2023.
  3. a b Naja Bentzen: Briefing – NATO strategic communications – An evolving battle of narratives. (PDF; 689 KB) In: europa.eu. European Parliamentary Research Service (EPRS), Juli 2016, S. 3 f., abgerufen am 14. Januar 2023 (englisch).
  4. a b Cornelius Wüllenkemper: Wir haben es mit medialem Krieg zu tun. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 27. Januar 2017 (faz.net [abgerufen am 1. Juli 2023]): „Die beste Desinformation sei diejenige, die vom Feind nicht bemerkt werde, sagt Sarts […] Website der StratCom-Zentrale nahe. Dort ist davon die Rede, dass man mit strategischer Kommunikation „Wahrnehmungen, Einstellungen und Verhalten“ der Öffentlichkeit im Sinne der politischen und militärischen Ziele der Nato beeinflussen wolle. […] ‚Wenn ich behaupten würde, dass wir die Öffentlichkeit nicht beeinflussen wollen, dann wäre das schlicht nicht glaubhaft.‘“
  5. Felix Koßmann, Manuela Zlateva: Politische Kommunikation – im Zeitalter von Fake News. (PDF; 40 KB) Veranstaltungsbeitrag. In: kas.de. Konrad-Adenauer-Stiftung, Dezember 2017, archiviert vom Original am 8. Februar 2023; abgerufen am 21. Januar 2023: „PR-Teams müssen selbstständig kommunizieren und handeln können / Eine erfolgreiche, moderne politische Kommunikation, so Elīna Lange Ionatamishvili (NATO StratCom) zum Thema ‚Storytelling‘, solle relevante Zielgruppen ansprechen, zukunftsorientiert sein und eine klar definierte politische Botschaft vermitteln. Damit ein Narrativ wirksam wird, müssten Kommunikationsteams es verinnerlichen und in der Lage sein, selbstständig zu kommunizieren und zu handeln. Zusätzlich sollte ein Unterstützernetzwerk aufgebaut werden. Dadurch könne eine Informationskampagne Sichtweisen schlüssig vermitteln, Vertrauen aufbauen und negativen Einflüssen Dritter entgegenwirken. / Erfolgreiche politische Kommunikation erfordert genaue Analyse der Zielgruppen / Die Voraussetzung bei alledem sei eine tiefgreifende Kenntnis der Zielgruppen. Deren Analyse müsse über Demographie und politische Einstellungen hinausgehen und sich detailliert mit der Lebenswelt der Menschen auseinandersetzen. Nach einer Informationskampagne müsse deren Effekt und Nachhaltigkeit in der Zielgruppe analysiert werden, so Guna Šnore (NATO StratCom), die den Workshop mit den Themen ‚Kampagnenplanung und -durchführung‘ abschließt.“
  6. NATO’s response to hybrid threats. In: nato.int. NATO, 21. Juni 2022, archiviert vom Original am 5. Oktober 2022; abgerufen am 28. Januar 2023 (englisch): „The European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats located in Helsinki, Finland serves as a hub of expertise, assisting participating countries in improving their civil-military capabilities, resilience and preparedness to counter hybrid threats. It was inaugurated in October 2017 by NATO Secretary General Jens Stoltenberg […] The Centre is an initiative of the Government of Finland, supported by 30 other countries, as well as NATO and the EU. Other Centres of Excellence contribute to NATO’s efforts to counter hybrid threats, including the Strategic Communications Centre of Excellence in Riga, Latvia; the Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence in Tallinn, Estonia; and the Energy Security Centre of Excellence in Vilnius, Lithuania.“
  7. Christopher Schwitanski: 70 Jahre NATO. In: Wissenschaft und Frieden. Band 1. Wissenschaft und Frieden, 2019, ISSN 0947-3971, NATO-Exzellenzzentren – Motor der militärischen Transformation (wissenschaft-und-frieden.de [abgerufen am 21. Januar 2023]).

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