Storyville Records ist ein 1952 von Karl Emil Knudsen (1929–2003), einem Jazzplattensammler (und damals Angestellter der Kopenhagener Telefongesellschaft), gegründetes unabhängiges dänischesJazz- und Blues-Label. Ursprünglich dem traditionellen Jazz und Blues vorbehalten, wurde das Repertoire später auch durch Aufnahmen im Bereich des Modern Jazz erweitert.
Das Label entstand nach einer zweijährigen Vorbereitung. Es ist nach dem Vergnügungsviertel Storyville in New Orleans benannt, der Wiege des Jazz. Knudsen war auch Mitgründer des „Storyville Clubs“ in Kopenhagen, einem Treffpunkt für Oldtime Jazz. Er begann als Importeur von Jazzplatten, die er gegen die im Ausland begehrten dänischen Jazz-Platten tauschte. Die Bekanntschaft mit Chris Barber, der auch für die britischen Tempo Records arbeitete, verschaffte ihm erste Lizenzen. Zu den ersten Veröffentlichungen zählten Reissues von Aufnahmen von Ma Rainey, „Clarence Williams Blue Five“ und James P. Johnson – die erste Veröffentlichung überhaupt war von Louis Armstrong in den Red Onion Jazz Babes (1924). Bald kamen aber neue Aufnahmen von in Dänemark gastierenden ausländischen Jazzmusikern hinzu, zuerst von „Ken Colyer´s Jazz Men“, die 1953 im Storyville in Kopenhagen spielten.
Seit 1991 deckte Storyville aufgrund der Tätigkeiten der Storyville-Mitarbeiterin Mona Granager ein wesentlich weiteres Spektrum ab: In Kooperation mit japanischen und amerikanischen Unternehmen bot es bei Sammlern begehrte LP-Boxen an.[1]
Aktivitäten
Storyville veröffentlicht auch Reissues von Aufnahmen vieler klassischer Jazz- und Bluesmusiker, die früher zum Beispiel bei Paramount Records, American Music Records und Southland Records erschienen. Der passionierte Plattensammler Knudsen (Spitzname Dr. of Jazz Archaeology) war bekannt dafür, unveröffentlichtes Material auszugraben.
Storyville ist heute das älteste europäische Independent-Label des Jazz. Das Label veröffentlicht auch Bücher und Videos (unter der Dach-Gesellschaft „JazzMedia“) und gibt Jazz-Diskographien heraus (zum Beispiel die elfbändige Jazz Records 1945–1962 von Jörgen Grunnet Jepsen und Erik Raben). Seit den 1980er Jahren produzieren sie auch eigene Musikfilme.[3]
Nach dem Tod des Gründers Knudsen im September 2003 wurde das Label von Knudsens engem Mitarbeiter Anders Stefansen geleitet und 2005 vom größten dänischen Musikverlag Edition Wilhelm Hansen übernommen, der wiederum zur Music Sales Group gehört.[4] Stefansen und Mona Granager, die mit Knudsen das Label entwickelten, führten nun das Label.[2] 2017 folgte Christian Brorsen Stefansen nach. In Zusammenarbeit mit Granager erschienen weiterhin Alben von Mulgrew Miller, Christian Sands, Enrico Pieranunzi, Warren Wolf und Michel Petrucciani.[1]
Das Label sollte nicht mit dem gleichnamigen US-amerikanischen Jazz-Label Storyville von George Wein verwechselt werden, das bis 1965 bestand.