Die Weinlage am rechten Hang über dem Stettener Haldenbach hat eine Hangneigung von bis zu 60 Prozent, Trockenmauern schützen ihre Sandstein-Terrassen vor der Erosion. Sie hat eine nach Südwesten exponierte Fläche von 3,34 ha auf Keuperboden, wovon 2 ha auf die Große Lage Stettener Brotwasser Steingrube entfallen.[4] Seit 1666 ist die Lage im Besitz des Hauses Württemberg.[5]
Einer alten Erzählung zufolge soll der Name dieses Weines wie folgt entstanden sein: Im 17. Jahrhundert ersann eine residierende Hofdame eine List. Sie ließ sich den Krug, der für das Brotwasser (zum Aufweichen des oft harten Brotes) bestimmt war, mit Wein füllen. So konnte sie mit gehaltvollerem Getränk ihr Brot anfeuchten und doch ihren Weinkonsum vor der Öffentlichkeit verbergen.[6][7][8]
Weil aber die Bediensteten nun, um den Krug zu füllen, nicht mehr zum Brunnen, sondern in den Keller liefen, blieb diese List nicht lange verborgen. Der Wein bekam daraufhin den Namen Brotwasser.[9][10]
In einer Inventurliste aus dem Schloss Stetten von 1713 ist der bislang älteste Jahrgang des Brotwassers aus dem Jahre 1704 erwähnt. Wahrscheinlich wurde dieser aber bereits vorher angebaut.
Der Wein war ursprünglich beim Adel sehr beliebt und wurde zeitweise sogar als eine Art eigene Qualitätsstufe gesehen. So zweigte beispielsweise die Mätresse und de facto-Landesherrin Wilhelmine von Grävenitz erhebliche Mengen aus den Lagerbeständen für sich und für den illegalen Weiterverkauf davon ab.[6]
Literatur
Andreas Udo Fitzel: Stettener Brotwasser. Geschichte(n) eines legendären Weines. Von starkem Wein, starken Frauen und höfischem Glanz im Remstal. Bärenfelser & BAG Verlag, Remshalden 2019, ISBN 978-3-86372-052-0.
Andreas Udo Fitzel: Stettener Brotwasser. Ursprünge und Bedeutung eines besonderen württembergischen Weins im 18. Jahrhundert. In: Schwäbische Heimat. 70. Jg., Heft 2, 2019, S.201–207, doi:10.53458/sh.v70i2.1378 (Commons [PDF]).
↑ abChristine Krämer: Fitzel: Stettener Brotwasser. In: GGW 2/2019. Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V., abgerufen am 7. September 2021.
↑Stettener Brotwasser nach: Stetten mit der Seemühle. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Canstatt (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band9). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1832, S.205–212 (Volltext [Wikisource]).
↑J. Scheible's Buchhandlung (Hrsg.): Geographisch-statistisch-topographisches Handbuch für Reisende in Würtemberg: Oder Alphabetische Beschreibung aller Städte, Dörfer, Weiler, Schlösser, Bäder, Berge, Flüsse, Seen u.s.w. in Hinsicht der Lage, Anzahl der Bewohner, Nahrungsquellen, Merkwürdigkeiten, wichtigsten Ereignisse etc. Stuttgart 1833, S.319 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).