Stapelburg liegt am Nordrand des Harzes und damit auch des Nationalparks Harz an der Grenze zu Niedersachsen. Im Dreieck zwischen Bad Harzburg im Westen, Vienenburg im Nordwesten und Ilsenburg (Harz) im Süden breitet es sich knapp 4 km südlich des kleinen Waldgebiets Schauener Holz aus. Nach ihrem Austritt aus dem Harzer Gebirge durchfließt die Ecker in Süd-Nord-Richtung den Westteil des Dorfes. Den Ort selbst durchquert die Stimmecke, ein Abzweig von der Ecker.
Das Dorf Stapelburg entstand spätestens im Jahre 1564 gemeinsam mit dem Vorwerk Bila(n)shausen, das von den Brüdern Heinrich und Fritz von Bila aus Hainrode unterhalb der Burg Stapelburg angelegt worden ist. Wenige Kilometer südsüdwestlich von Stapelburg stand schon vorher im Harz oberhalb des Eckertals die Ahlsburg.
Die Geschichte des Ortes war zunächst mit jener der Burg verknüpft. So auch im Dreißigjährigen Krieg, als 1625 die in der Burg lagernden kaiserlichen Truppen unter Oberwachtmeister Oswald von Bodendieck den Ort vollständig ausplünderten. Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode gelang es, im Berliner Vergleich mit dem Domkapitel Halberstadt vom 11. März 1722 Stapelburg für die nächsten Jahrhunderte als Zubehör der Grafschaft Wernigerode dauerhaft zu sichern. 1743 zerstörte ein Großbrand weite Teile des Dorfes, zum Wiederaufbau holten sich die Dorfbewohner Steine von der inzwischen baufälligen Burg.
Ab 1936 wurde im nordwestlich von Stapelburg gelegenen und zum Gebiet von Bad Harzburg gehörigen Schimmerwald eine Munitionsanstalt (Muna) mit der Bezeichnung „Luftwaffen-Munitionsanstalt 4/VI Stapelburg“ errichtet. Sie diente der Bezünderung und Lagerung von Abwurfmunition und Granaten für die Luftwaffe. Am 10. April 1945, vor Ankunft der US-Streitkräfte, wurde die Anlage gesprengt; dazu wurde Stapelburg vollkommen evakuiert.[2] Eine kleine, für höhere Muna-Mitarbeiter errichtete Wohnsiedlung in Stapelburg trägt heute noch den Straßennamen Munasiedlung.
Nach der am 26. Mai 1952 von der DDR-Regierung erlassenen „Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands“ gelangte auch Stapelburg in den Bereich der Grenzsicherungsmaßnahmen. Der Ort wurde durch 5 km- sowie 500 m-Sperrzonen weitgehend auch vom übrigen Gebiet der DDR abgeschnitten. Nichteinwohner konnten in Stapelburg lebende Verwandte nur mit einem Passierschein besuchen. Wie im übrigen Grenzgebiet war der Ort auch von Zwangsaussiedlungen betroffen.
Die im 500-m-Schutzstreifen liegende Kureinrichtung Jungborn wurde geschlossen und die Gebäude nach einer kurzen zwischenzeitlichen Nutzung als Altersheim 1968 abgerissen.
Im Rahmen der am 27. April 1989 zwischen dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht und dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker für das Jahr 1992 vereinbarten Schaffung eines Grenzüberganges begann die Planung einer Ortsumfahrung.
Am 11. November 1989 um 16.00 Uhr, zwei Tage nach der Berliner Mauerfall, öffneten Stapelburger Bürger die Grenzbefestigungen zum benachbarten Eckertal und schufen damit die erste Grenzöffnung außerhalb Berlins.[3] Auf den Tag zehn Jahre später wurde an dieser Stelle ein Denkmal zur Erinnerung an dieses historische Ereignis eingeweiht.
Zum 20. Jahrestag der Grenzöffnung wurde wie an weiteren 108 Straßen, die die ehemalige Grenze queren, auch zwischen Stapelburg und Bad Harzburg eine Gedenktafel im Rahmen des Geschichtsprojektes Brocken-Erklärung errichtet. Auf ihr sind Datum und Uhrzeit der Grenzöffnung festgehalten. Die ursprünglich für einen Grenzübergang geplante Ortsumfahrung wurde als erst Ortsumfahrung im wieder entstandenen Land Sachsen-Anhalt realisiert.
Blasonierung: „Gespalten von Gold und Blau; vorn ein halber schreitender schwarzer Hirsch, aus dem Spalt hervorbrechend; hinten ein silbernes Beil, dessen Schneide nach außen gekehrt ist.“
Die rechte Hälfte ist dem Wappen der Grafen zu Stolberg entnommen, die linke dem Wappen derer von Bila. Der Ort hieß früher Bilashausen und ist eine Gründung der Brüder Heinrich und Fritz von Bila aus den Jahren zwischen 1559 und 1564. Das Wappen wurde von dem Magdeburger Staatsarchivrat Otto Korn gestaltet und am 8. März 1938 durch den Oberpräsidenten der Provinz Sachsen dem Ort verliehen.
Sehenswürdigkeiten
Burg Stapelburg, Burgruine einer mittelalterlichen Straßenschutzburg
Historische Linde (am 7. Februar 2022 durch eine Sturmböe gefällt[5]) und Kriegerdenkmal auf dem Burgberg
Die Kirche, ein gelber Ziegelbau im Stil der Neogotik
Auf dem östlich des Ortes gelegenen Friedhof Grabstätten für 17 im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppte und namentlich bekannte Personen, die Opfer von Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik wurden, sowie für einen sowjetischen Fliegeroffizier, der 1944 ermordet wurde
Erinnerungsstätte an die frühere Naturheilanstalt Jungborn im Eckertal durch Infotafeln und zwei in der früheren Form errichtete „Licht-Luft-Häuschen“
Denkmal zur Grenzöffnung an der früheren innerdeutschen Grenze zwischen den Orten Stapelburg (Ost) und Eckertal (West), dort auch das Grenzmuseum Stapelburg
Die Flächen zwischen der ehemaligen DDR-Grenze bis einschließlich des ersten Kolonnenweges sind „Nationales Naturmonument Grünes Band Sachsen-Anhalt - Vom „Todesstreifen“ zur Lebenslinie“
Burgruine Stapelburg
Linde und Kriegerdenkmal
Evangelische Kirche von 1891
Gedenkstätte im Jungborn
Maueröffnungsdenkmal
Vereine und Veranstaltungen
Stapelburg ist gekennzeichnet durch ein reges Vereinsleben, an das zahlreiche Veranstaltungen geknüpft sind.[6]
Interessengemeinschaft Burgberg e. V. mit jährlichem Burgbergfest im August
Förderverein Jungborn Harz e. V. mit jährlichem Jungbornfest im Juni
Heimatverein Stapelburg
Schützengesellschaft Stapelburg 1722 e. V. mit Schützenfesten
Jenny Rasche (* 1983), Sozialaktivistin, wuchs in Stapelburg auf
Trivia
Die historische Erzählung Junker Christoph Bernhard der Schriftstellerin Käthe Papke von 1938 spielt im Dreißigjährigen Krieg in Burg und Ort Stapelburg.
Das Kinderhörspiel Flucht: Die Geschichte einer Reise von Deutschland nach Deutschland von Wolfgang Ecke (WDR, 1963) spielt größtenteils in Stapelburg.