Der Citylink ist eine Baureihenserie von Stadtbahnwagen, deren Fahrzeuge ursprünglich vom Hersteller Vossloh gebaut und erstmals im Jahr 2003 in Spanien eingesetzt wurden. 2015 verkaufte Vossloh seinen Geschäftsbereich Rail Vehicles an die Stadler Rail AG, von der die Produktion in der Nähe von Valencia fortgeführt wird.[1][2]
Erstbesteller von Citylink-Fahrzeugen war 2003 die spanische Verkehrsgesellschaft Ferrocarrils de la Generalitat Valenciana (FGV), die sie als Baureihe 4100 in Alicante einsetzt. Im Herbst 2017 orderten die FGV weitere Citylinks in Zweikraftausführung[3] als Baureihe 5000 für den bisher nicht elektrifizierten Streckenabschnitt Benidorm–Denia.
Der Serveis Ferroviaris de Mallorca bestellte sechs meterspurige Einheiten, die im Wesentlichen der Reihe 4100 der Stadtbahn Alicante entsprechen, für den Abschnitt Manacor–Arta. Nach einem Regierungswechsel wurde der Wiederaufbau der Strecke jedoch 2012 abgebrochen. Wegen der abweichenden Bahnsteighöhen sind diese Wagen für die übrigen Strecken der SFM nur bedingt geeignet und ohne Anpassung nicht barrierefrei, der aktuelle Verbleib ist unklar.
künftig in weiteren Verkehrsverbünden (siehe VDV-Tram-Train) eingesetzt.
Diese Einheiten sind regelspurig, die Karlsruher und Chemnitzer Wagen laufen wegen des Mischbetriebes auf Straßen- und Eisenbahnstrecken auf Kompromissradsätzen.
Im Jahr 2011 bestellten die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) und die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) 25 Fahrzeuge für die Gleichstromstrecken, einschließlich der als Eisenbahnstrecken nach EBO betriebenen. Die NET 2012 sind seit April 2015 in Betrieb, ihre Zulassung nach EBO erfolgte im Juni 2015. Im April 2015 wurden weitere 25 Fahrzeuge dieses Typs bestellt,[4] nochmal 25 weitere im März 2016.[5][6] Die Karlsruher NET 2012 sind die bislang einzigen Citylink-Wagen in Einrichtungsbauart. Sie verkehren auf den Straßenbahnlinien 1, 2, 3 und 4, sowie auf den Stadtbahnlinien S1, S11, S12 und S2.
Chemnitz
Für die Chemnitz Bahn wurden 2012 von der Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH (VMS) acht Fahrzeuge bestellt, die für Sommer 2015 erwartet wurden.[7] Der erste Wagen traf im August 2015 ein.[8] Im Juli 2015 wurden vier weitere Fahrzeuge nachbestellt.[9][10] Die Triebwagen sind 37 Meter lange Zweirichtungsfahrzeuge, sind für Eisenbahnbetrieb nach EBO und Straßenbahnbetrieb nach BOStrab zugelassen. Für Chemnitz wurden trotz des Einsatzes auch auf der elektrifizierten Strecke nach Mittweida nur Zweikraftwagen beschafft. Sie sind für die Gleichspannungen von 600 (im Straßenbahnnetz von Chemnitz) und 750 Volt (auf der Strecke nach Stollberg (Erzgeb)) ausgelegt und zusätzlich mit zwei Dieselgeneratoren ausgerüstet. Ihre zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt auf BOStrab-Strecken 60 und auf EBO-Strecken 100 km/h.[11] Zur Gewährleistung von stufenlosen Einstiegen auch bei unterschiedlichen Bahnsteighöhen sind die beiden mittleren der vier Türen höher angeordnet.
Der Fahrgastbetrieb wurde am 4. April 2016 aufgenommen, jedoch wegen fehlender Zulassung für den Straßenbahnverkehr zu Anfang nur auf Eisenbahnstrecken.[12][13] Die Zulassung erfolgte nach Anpassungsarbeiten insbesondere der Bahnsteigkanten im Netz der CVAG im Oktober 2016. Im April 2017 traf das erste Fahrzeug der Nachbestellung in Chemnitz ein.[14]
Die VMS beteiligten sich mit anderen Regionalbahnbetreibern an der Erarbeitung des Lastenhefts für den VDV-Tram-Train.[15] Als sich herausstellte, dass dies wesentlich von den VMS-Anforderungen abwich, erfolgte Ende 2020 eine eigene Ausschreibung über 19 Fahrzeuge für Chemnitz.[16]
Am 31. März 2022 gab der VMS die Bestellung von weiteren 19 (mit Option auf 27 weitere[17]) Citylink-Triebwagen bekannt, die ab Sommer 2025 geliefert und ab Juni 2026 eingesetzt werden sollen. Die neuen Wagen haben eine Antriebsleistung von 900 kW und eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Wesentlicher Unterschied zu den Wagen der ersten Generation ist die Ausführung als vollelektrische Mehrsystemfahrzeuge für 600 V Gleichspannung im Stadtgebiet, 750 V Gleichspannung auf der Strecke nach Stollberg und 15 kV Wechselspannung im übrigen Umland.[18][19]
Im Januar 2022 wurde mitgeteilt, dass Stadler Rail die Ausschreibung für sich entscheiden konnte und 246 Citylink mit einer Option über 258 weitere Fahrzeuge liefern wird.[22][3]
Die ersten Vorserienfahrzeuge sollen 2024 geliefert werden, die weiteren Auslieferungen bis wenigstens 2029 laufen.[23]
Die Betreiber bestellen verschiedene Ausstattungsvarianten, die von einer Basisausführung abgeleitet werden, deren Entwicklungs- und Zulassungskosten sich die Partner teilen. Die Varianten unterscheiden sich beispielsweise in der Bahnsteighöhe, der Anzahl der Türen, dem Einbau einer Toilette und der Mehrsystemfähigkeit.[24] Die Züge der AVG und der Regionalstadtbahn Neckar-Alb werden mit ETCS und Zugintegritätsüberwachung ausgerüstet sowie für ATO (im Automatisierungsgrad 2) sowie FRMCS vorbereitet.[25]
Großbritannien
Sheffield
Im englischen Sheffield setzt die Supertram seit 2017 sieben Zweisystemwagen für 750 V Gleich- und 25 kV Wechselspannung mit 50 Hz ein.[26] Mit den Triebwagen wird die Verlängerung auf einer Eisenbahnstrecke nach Rotherham betrieben. Die Citylink wurden 2015 und 2016 ausgeliefert und wurden in die britische Baureihe 399 eingeordnet.[27]
Wales
Transport for Wales plant den Einsatz von 36 Citylink auf Eisenbahnstrecken unter dem Namen Wales & Borders.[28] Die dreiteiligen Triebwagen wurden für die Eisenbahnstrecken hochflurig mit einer Fußbodenhöhe von 90 Zentimetern ausgeführt. Sie können unter 25 kV Wechselspannung und mit Batterie betrieben werden.[29] Die als britische Baureihe 398 eingeordneten Züge sollen 2024 den Betrieb aufnehmen.[30]
Ungarn
Zwölf Fahrzeuge werden seit November 2021 bei der Straßenbahn Szeged auf der Tram-Train-Strecke nach Hódmezővásárhely eingesetzt. Diese Zweikrafteinheiten für den Betrieb mit 600 V Gleichspannung und zwei Dieselgeneratorsätzen wurden von den Wagen der Chemnitzbahn abgeleitet.[31][32] Die unterschiedlichen Einstiegshöhen mit Schiebetritten entsprechen ebenfalls den Chemnitzer Wagen. Ein markanter Unterschied sind die im unteren Bereich seitlich eingezogenen Wagenkästen. Dies ist nötig, weil die Fahrzeuge auch auf Straßenbahnstrecken verkehren. Dort sind die Bahnsteige auf die nur 2,20 m breiten Straßenbahnfahrzeuge angepasst.
Mexiko
Zwei Fahrzeuge wurden 2015 an den mexikanischen Bundesstaat Puebla ausgeliefert, wo sie seit 2017 auf einer Stadtbahnstrecke, welche die Stadt Puebla mit Cholula de Rivadavia verband, eingesetzt wurden.[33] Die Fahrzeuge, die aufgrund fehlender Elektrifizierung der Strecke als reine Dieseltriebwagen ausgelegt sind, wurden bis zur Stilllegung des Betriebs am 31. Dezember 2021 eingesetzt und anschließend an den Corredor Interoceánico abgegeben.[34][35]
↑Hybrid-Stadtbahn Citylink. (PDF; 348 kB) Chemnitz, Deutschland. Vossloh Rail Vehicles, Vossloh España, S.A., 23. Mai 2014, archiviert vom Original am 5. Oktober 2017; abgerufen am 2. Juni 2022.
↑Marcel Eckhardt, Thomas Glaß, Thomas Vogel: Erfahrungen mit der Digitalen Schiene Deutschland in Baden-Württemberg. In: Der Eisenbahningenieur. Band75, Nr.6, Juni 2024, ISSN0013-2810, S.38–42 (PDF).
↑CITYLINK TRAM TRAIN. (PDF) South Yorkshire Passenger Transport Executive (SYPTE), Sheffield, UK. Stadler Rail Group, Stadler Rail Valencia S.A., Juni 2016, abgerufen am 28. Juni 2022 (englisch).