Der Staats- und Domchor Berlin ist die älteste musikalische Einrichtung Berlins. Bereits 1465 stellte KurfürstFriedrich II. von Brandenburg für die Musik in der „Dhumkerke“ fünf „Singeknaben“ ein. Gut hundert Jahre später führte die Gründung einer Hofkapelle, auch unter der Leitung von Johannes Eccard, zur ersten Blütezeit des inzwischen auf zwölf Sänger erweiterten Chors.
Reorganisation
1843 wurde der Domchor nach längerem Niedergang reorganisiert und erhielt das Prädikat „Königlich“. König Friedrich Wilhelm IV. nahm sich dabei die Petersburger Hofkapelle zum Vorbild. Der Königliche Domchor gilt als erster Berufschor mit fester Bezahlung der einzelnen Sänger. Zu internationalem Ansehen kam das Ensemble unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, Otto Nicolai und August Neithardt.
1889 wurde der Komponist Albert Becker zum Direktor des Domchors ernannt. Drei Jahre später erfolgte aus Leipzig ein Ruf zum Thomaskantor, dem er zunächst zu folgen gedachte. Um ihn in Berlin zu halten, wurde ihm schließlich, auf Drängen KaiserWilhelms II., ein höheres Gehalt zugesagt.
20. Jahrhundert und Gegenwart
Ab 1903 wurde der Königliche Domchor vollständig aus dem Kronfideikommiss finanziert und firmierte seitdem als Königlicher Hof- und Domchor.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges verlor der sehr erfolgreiche Königliche Hof- und Domchor mit der Monarchie sein politisches und finanzielles Fundament. Nach einigen provisorischen Jahren als Berliner Domchor e. V., wurde er unter der Leitung von Hugo Rüdel 1923 der Hochschule für Musik Berlin angegliedert und in Staats- und Domchor Berlin umbenannt.
Das heutige Repertoire umfasst die großen Werke der abendländischen Chorkultur aber auch solche der unmittelbaren Moderne. Neben zahlreichen Preisen, unter anderem beim Deutschen Chorwettbewerb, wurde der Chor 2002 mit dem Europäischen Jugendchorkulturpreis ausgezeichnet. Das Berliner Musikleben bereichern die Ensemblemitglieder durch Auftritte in Produktionen der Opernhäuser und Mitwirkungen bei Konzerten in der Berliner Philharmonie.
In der Corona-Pandemie musste der Chor im März 2020 seine Proben weitestgehend einstellen. Bis Anfang 2021 probte der Chor entweder nur in Kleingruppen oder die Proben waren ganzheitlich ausgesetzt.
Direktoren
Die Direktoren des Königlichen Hof- und Domchors (seit 1843):
Paul Opitz: Kurze Geschichte des Königlichen Domchors in Berlin zum 50jähr. Jubiläum Ostern 1893. Hermann Blanke, Berlin 1893. Digitalisierung: Zentral- und Landesbibliothek Berlin, 2020. URN urn:nbn:de:kobv:109-1-15420774
Klaus Rettinghaus: Zur Geschichte des Berliner Domchores. In: Geistliche Musik und Chortradition im 18. und 19. Jahrhundert – Institutionen, Klangideale und Repertoires im Umbruch (= Beiträge zur Geschichte der Bach-Rezeption. Band6). Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-7651-0481-7, S.207–240.