Madras, das heutige Chennai, entwickelte sich nach der Gründung des Fort St. George durch die Britische Ostindien-Kompanie im Jahr 1640 zu einem Zentrum der britischen Kolonialisierung Indiens. Dadurch entstand in der Stadt neben einer bestehenden katholischen auch eine anglikanische Gemeinde. Nachdem die 1680 fertiggestellte St. Mary’s Church im Fort St. George Anfang des 19. Jahrhunderts für die wachsende Zahl anglikanischer Christen in der Stadt zu klein geworden war, entschied man sich, an der Mount Road (heute Anna Salai), der vom Fort St. George zum St. Thomas Mount führenden Ausfallstraße, eine neue Kirche zu errichten. Diese wurde 1815 fertiggestellt und erhielt nach dem Heiligen Georg, dem Nationalheiligen Englands und Namenspaten des Fort St. George, den Namen St. George’s Church. Die Kirche wurde von John Lawrence Caldwell, dem Oberingenieur der Britischen Ostindien-Kompanie, geplant und unter der Ägide von dessen Assistenten Captain Thomas De Havilland erbaut. Obwohl bereits 1815 Messen in der Kirche abgehalten wurden, wurde sie erst am 8. Januar 1816 durch den anglikanischen Bischof von Kalkutta geweiht. 1835 wurde Madras zu einem eigenen Bistum erhoben und die St. George’s Church zu deren Kathedrale, weshalb sie fortan St. George’s Cathedral genannt wurde.
Die St. George’s Cathedral ist neben der nur wenige Jahre später erbauten St. Andrew’s Church eines von zwei Beispielen für den georgianischenKlassizismus in Chennai. Wie die St. Andrew’s Church orientiert sich die St. George’s Cathedral am Vorbild der Londoner Kirche St. Martin-in-the-Fields. Von der St. Andrew’s Church unterscheidet sich die St. George’s Cathedral vor allem durch ihren rechteckigen Grundriss.