St. Anton an der Jeßnitz[1] (auch Sankt Anton an der Jeßnitz) ist eine österreichische Gemeinde im Bezirk Scheibbs in Niederösterreich mit 1142 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024).
St. Anton liegt am Fluss Jessnitz im niederösterreichischen Mostviertel. Das Gemeindegebiet umfasst das Einzugsgebiet der Jessnitz, die nach Gnadenberg in die Erlauf mündet. Diese fließt im Nordwesten der Gemeinde in 350 Meter Meereshöhe. Die bewaldeten Berge im Norden und im Süden erreichen etwa 1000 Meter. Die höchste Erhebung ist der Turmkogel mit 1130 Meter im Süden. Im Osten liegt der 650 Meter hohe Übergang Kreuztanne ins Tal des Natterbachs, der in die Pielach mündet. Die Fläche der Gemeinde umfasst siebzig Quadratkilometer. Davon sind mehr als siebzig Prozent bewaldet, ein Viertel ist landwirtschaftliche Nutzfläche.[2]
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende 11 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[3]):
Das Gebiet war vermutlich schon zur Zeit des Königreiches Noricum und in der Zeit der römischen Besatzung dünn besiedelt. Nachweise für eine slawische Besiedlung liefern die Namen Jeßnitz (jasen=Esche), Stozek und Gabel (jablabe=Apfelbaum). Um das Jahr 900 erfolgte dann die Besiedlung durch deutschsprachige Einwanderer. Der Name St. Anton geht auf das schon vor der Entstehung des Ortes von Wallfahrern aufgesuchte Antonius-Bründl zurück, das noch heute südlich der Kirche zu sehen ist.
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1270, wo Otto von Jesenitz als Zeuge genannt wird. Die Schreibweise änderte sich mehrmals, über Jesnitzer zu Jeßnitzer, wie das Geschlecht 1282 und 1357 mehrfach genannt wurde. In dieser Zeit verkauften sie ihre Besitzungen nach und nach an Herzog Albrecht II. für seine Stiftungen an die Kartause Gaming. Der Ort St. Anton wird erstmals 1464 erwähnt.
Wegen der großen Entfernung zur Pfarrkirche Scheibbs wurde in der Mitte des 17. Jahrhunderts die frühbarocke Filialkirche St. Anton errichtet und 1691 geweiht. Als 1760 der Dachstuhl abbrannte, stürzte der Turm ein und wurde durch einen hölzernen Dachreiter ersetzt. Dieser blieb bis heute erhalten. Zur Pfarre erhoben wurde St. Anton 1785.
Im Jahr 1820 wurde Kohle gefunden und abgebaut, 9000 Wiener Zentner im Jahr 1854. Ein aufgelassenes Sensenwerk wurde zu einer Gewehrfabrik umgebaut, aber bereits 1868 wieder eingestellt. Vom Fabrikanten Andreas Töpper wurde die „Bruderlade“ 1868 als Versorgungshaus für in Not geratene Arbeiter seines Werkes eingerichtet. Seit 1998 befindet sich im Erdgeschoss ein historisches Museum.
Nach schweren Regenfällen kam es 1910 zu einem Bergrutsch im Reifgraben, da das Gebiet vom Kohleabbau unterhöhlt war. Der aufgestaute Bach bildete den Antonisee, der seither als Naherholungsgebiet genutzt wird.[4][5]
Anita Lackenberger: Die Kinder von St. Anton. 90-minütiger Kinofilm über das Musikleben in St. Anton. 2007 produziert zeigt der Film ein einfühlsames und unkonventionelles Porträt über das Musikschulwesen im ländlichen Raum in Niederösterreich. Kinostart war April 2009.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftssektoren
Von den 122 landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 wurden 61 im Haupt-, 55 im Nebenerwerb, eine von einer Personengemeinschaft und fünf von juristischen Personen geführt. Im Produktionssektor waren 25 Erwerbstätige in der Bauwirtschaft tätig. Die größten Arbeitgeber des Dienstleistungssektors waren die Bereiche soziale und öffentliche Dienste (27), Beherbergung und Gastronomie (16) und Handel (10 Mitarbeiter).[6][7][8]
Wirtschaftssektor
Anzahl Betriebe
Erwerbstätige
2011
2001
2011
2001
Land- und Forstwirtschaft 1)
122
142
117
87
Produktion
7
2
29
1
Dienstleistung
33
23
63
59
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
Arbeitsmarkt, Pendeln
Im Jahr 2011 lebten 622 Erwerbstätige in St. Anton an der Jeßnitz. Davon arbeiteten 161 in der Gemeinde, beinahe drei Viertel pendelten aus.[9]
Verkehr
Eisenbahn: Im Osten des Gemeindegebietes liegt die Haltestelle Winterbach der Mariazellerbahn.[10]
Das Ski- und Wandergebiet Hochbärneck bietet einen Blick auf den Ötscher. Durch St. Anton verläuft weiters der Nord-Süd-Weitwanderweg. 1970 gründeten die Gemeinden St. Anton an der Jeßnitz, Puchenstuben und Gaming den Naturparkverein „Ötscher-Tormäuer“.[4] 2020 beschloss der Gemeinderat einstimmig aus dem Naturparkverein auszutreten.[11]
Im Jahr 2019 wurden 4000 Übernachtungen in der Gemeinde gezählt. Der größte Teil entfiel auf den Sommer mit einer Spitze im August.[12]
Leopold Schagerl (* 1941), Geistlicher und Generalvikar der Diözese St. Pölten
Literatur
Hannes Hoffert-Hösl: St. Anton an der Jeßnitz. Perspektiven einer Gemeinde in den niederösterreichischen Voralpen. Landschaft – Geschichte – Kultur – Mensch. Gemeinde St. Anton 2015.