Dieser Artikel behandelt den deutschen Begriff, für das gleichnamige Comedy-Label siehe Spassgesellschaft!.
Spaßgesellschaft ist ein (meist abwertendes) Schlagwort, das seit den 1990er Jahren in den deutschen Feuilletons auftauchte und das Lebensgefühl von Teilen der Gesellschaft in den Jahren des vorangegangenen Börsenbooms, des sogenannten New-Economy-Hypes, beschreiben sollte.
Der Begriff wurde emotional aufgeladen, weil darin der ‚klassisch-deutsche‘ Anspruch auf „Tiefsinn“ ausgehebelt schien,[7] zum Beispiel aufgegriffen von Konservativen aus dem Umfeld der evangelischen Kirche. Die Spaßgesellschaft erscheint hier als das Resultat der Traditionsfeindlichkeit (auch Amerikanisierung) der Kultur, als Feier der Beliebigkeit.[8]
Kulturpessimistische Perspektiven
Das Ende der Spaßgesellschaft schwang verbal lange im Unterton öffentlicher Diskussionen mit, so im Untertitel einer Veröffentlichung des Journalisten Peter Hahne[9], da Hedonismus als Grundlage gesellschaftlichen Lebens keine allgemeine Akzeptanz genießen dürfe. Hahne begründete dies u. a. mit Zitaten von Thomas Gottschalk und Jürgen Klinsmann.
Heimo Schwilk stellt in Die Welt der Spaßgesellschaft die Verantwortungsgemeinschaft in der Tradition des Bevölkerungstheoretikers Meinhard Miegel gegenüber. Danach ordnet Schwilk die Spaßgesellschaft der „individualistischen“ Kultur zu, der im Gegensatz zur kollektivistischen familienorientierten Kultur die Dekadenz und der Untergang drohe.[10]
Christian Rickens: Die neuen Spießer. Von der fatalen Sehnsucht nach einer überholten Gesellschaft, Ullstein, Berlin 2006, ISBN 3-550-07896-X.
Marius Reiser: Spaßkultur und Todeskultur. Das Gleichnis vom reichen Narren (Lk 12,13-34) – damals und heute. In: Erbe und Auftrag, Jg. 78 (2002), S. 437–451.
Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft: Kultursoziologie der Gegenwart. 2., aktualisierte Auflage, Campus, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-593-37888-4.
Neil Postman: Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie, S. Fischer, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-10-062407-6.
↑Fritz Vilmar: Die Sprachdiskussion über das Stammtischniveau erheben. 8. Juli 2001, abgerufen am 6. März 2010 (belegt nicht das, was es belegen soll): „In der gesamten Spaßgesellschaft kann man, was die deutsche Sprache betrifft, nur "Land unter" rufen:“