1919 folgte Korner Johannes Itten, dessen private Kunstschule in Wien sie zuvor besucht hatte, an das Bauhaus Weimar. Dort trat sie zunächst wegen Krankheit das Studium nicht an, absolvierte aber 1920 eine Vorlehre und studierte 1921 – gefördert durch ein Stipendium[4] – das Fach Werkzeichnen.[5] 1922 beschickte sie die erste Bauhaus-Ausstellung im Ausland, welche im indischen Kalkutta stattfand und 250 Werke von Meistern und Schülern des Bauhauses präsentierte. Der einzige Verkauf der Ausstellung war ein Aquarell von Korner, das der Dichter Rabindranath Tagore erwarb.[6]
Reisen nach Italien, Dalmatien, Ungarn und Böhmen inspirierten Korner zu einer Vielzahl von Landschaftsbildern. Sie stellte mehrfach im Wiener Künstlerhaus aus, unter anderem bei der 35. Jahresausstellung der Genossenschaft bildender Künstler Wiens (1909). Als Mitglied des von Robert Müller initiierten „Bundes der geistig Tätigen“ und der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs nahm sie 1919 bzw. 1930 an deren Ausstellungen teil.
Die Nationalsozialisten verfolgten Sofie Korner aufgrund ihrer jüdischen Herkunft. Am 5. Juni 1942 wurden sie und ihr Vater nach Izbica deportiert und ermordet.[2]
Werk
Sofie Korner malte vor allem Landschaften, Genrebilder und Porträts. Um 1910 schuf sie auch monumentale Darstellungen weiblicher und männlicher Akte im biblischen Kontext.[2] Sie wandte sich früh dem Expressionismus zu, womit sie in einen Bereich vordrang, der von männlichen Künstlern dominiert wurde.[7] Die zeitgenössische Kunsthistorikerin Stella Kramrisch beschrieb Korners Stil als „Expressionismus der bewegten, abgegrenzten Farbfläche, die das Bild zu einem lebendigen Organismus werden läßt“.[8]
Im Zuge vorbereitender Recherchen zur Ausstellung Vergessene Bauhaus-Frauen 2021/2022 im Bauhaus-Museum wurden durch Mitwirken von Verwandten aus Australien, Schweiz und USA über 50 Werke von Sofie Korner gefunden. Die neuen Erkenntnisse über die Künstlerin gingen in den Ausstellungskatalog ein.[9]
Anke Blümm, Patrick Rössler (Hrsg.): Vergessene Bauhaus-Frauen. Lebensschicksale in den 1930er und 1940er Jahren. Klassik Stiftung Weimar, Weimar 2021, ISBN 978-3-7443-0405-4.
↑Rob McFarland, Georg Spitaler, Ingo Zechner (Hrsg.): Das Rote Wien: Schlüsseltexte der Zweiten Wiener Moderne 1919–1934. De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2020, ISBN 978-3-11-064003-8, S. 639 (online).
↑Stella Kramrisch: Sofie Korner. In: Die bildenden Künste. Wiener Monatshefte. 3. Jahrgang, 1920, S. 105.