Siegrid Ernst wuchs in Ludwigshafen auf. Sie studierte ab 1948 Musikpädagogik mit dem Hauptfach Klavier in Heidelberg und Mannheim bei Else Rehberg, ab 1950 Klavier in Frankfurt am Main bei August Leopolder und in Wien bei Richard Hauser. Parallel studierte sie Komposition bei Gerhard Frommel und besuchte die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik.[2] Als Pianistin galt ihr besonderes Interesse zeitgenössischer Musik in Solo- und Kammermusikbesetzungen, u. a. im Klavierduo mit Konrad Meister. Später bildete die kompositorische Arbeit in zunehmendem Maß den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit.
Als Pädagogin war Ernst auch im Musikschulbereich tätig. Als Jurorin wirkte sie bei den Wettbewerben Jugend musiziert und Jugend komponiert mit und wurde in dieser Funktion nach Japan eingeladen. 1998 übernahm sie den Juryvorsitz für den Bremer Komponistenpreis.
Ernst wirkte in verschiedenen Gremien des Deutschen Musikrats, im Landesrundfunkrat, im Vorstand des Arbeitskreises Bremer Komponisten und des Deutschen Komponistenverbandes. Sie war Mitglied der GEDOK und Mitbegründerin des Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik, dessen Vorsitzende sie 15 Jahre lang war. 1980 begleitete sie die Entstehung des International Congress on Woman in Music in New York und richtete dieses Festival mit Konzerten und Vorträgen 1988 in Bremen aus. 1981 erhielt sie ein Stipendium der Bundesrepublik Deutschland für die Cité Internationale des Arts Paris. 1989 wurde ihr der Professorentitel h. c. der Interamerican University of Humanistic Studies, Florida, verliehen.
Ernsts Schaffen umfasst Klavier- und Kammermusik, Orchesterwerke, Liederzyklen, Kantaten, Spielmusik für Kinder, eine Kinderoper und Performancekompositionen. Werke von Ernst werden in Europa, in den USA sowie in Mexiko und Japan aufgeführt und sind in Aufnahmen (u. a. beim Label Vienna Modern Masters) dokumentiert.[4]
Privates
Siegrid Ernst war seit 1957 mit Konrad Meister verheiratet; aus der Ehe stammen ein Sohn und eine Tochter: der Pianist Rudolf Meister und Cornelia Beate Meister (†).[5][6]
Ehrungen
1989: Ehrenprofessur der Interamerican University of Humanistic Studies
Jaga und der kleine Mann mit der Flöte (1990). Kinderoper. Libretto: Helga Rink (nach Irina Korschunow)
Vokalkompositionen
7 Miniaturen nach japanischen Haikus (1961) für tiefe Stimme, Viola, Violoncello und Klavier
Kleine Hand in meiner Hand (1966). Zwölf Lieder für Sopran und Klavier. Texte: ?
Wohin (1972) für drei Gruppen (Singstimmen und Instrumente). Text: ?
Damit es anders anfängt zwischen uns allen (1983) für gemischten Chor und Orgel. Text: Hilde Domin(Abel steh auf)
15 neue Weisen von A- und anderen Meisen (1983) für Kinderchor und Instrumente. Texte: ?
Wege… (1988) für Stimme, Saxophon, Violoncello und Klangsäule. Texte: ?
Kreisgerade (1991) für Stimme, Saxophon, Violoncello und Klangsäule. Texte: ?
Hommage (1992) für Sopran, Posaune, Schlagzeug und Orgel. Text: ?
Was singt uns Sprache, was spricht Musik (1992). Mitmachspiel für Singstimme, Klarinette, Violoncello und Schlagzeug. Text: ?
Wieder-Vereinigung (1995) für eine Sängerin, zwei Spielakteure und Kammerorchester. Text: ?
Noch sind alle Wege offen (1995/96). Oratorium für Chorgruppen, drei Solostimmen, Blasinstrumente und Orgel. Text: Klaus Meyer-Bernitz
Spirale (1997). Zehn Humoresken für Sopran solo. Texte: Raymond Queneau(Stilübungen)
Naselang das Elefantenkind (2003) für Sprechstimme und Klavier. Text: ?
Para (2004) für Mezzosopran, Querflöte, Violoncello und Klavier. Text: ?
Memento (2008) für Bariton, Saxophon, Schlagzeug und Klavier. Text: Castro Alves (Navio Negreiro)
Das Signal für Sprechstimme und Orgel (2012). Texte: Rose Ausländer
Orchesterwerke
Variationen (1965) für großes Orchester
Drei Stücke (1984) für Orchester
Facetten (1984) für Orchester
Recitativo appassionato e salto (1985) für Streichorchester
Triade (1994) für Kammerorchester
Peace Now (1983/97) für Orchester
Kammermusik
Kleine Suite (1963) für Klavier
Sextett (1965) für Holzblasinstrumente
Quattro mani dentro e fuori (1975) für Klavier zu vier Händen
Mutabile (1977) für Blockflöten (elf Instrumente, drei Ausführende)
Spiel für Pedal und Register (1980) für Orgel
Concertantes Duo (1991) für Blockflöten und Schlagzeug
E…staremo freschi! (1992) für Tenorsaxophon
Spaltung (1998) für Klavier und Elektronik
Trio (1999) für Flöte, Viola und Gitarre
Für drei (2000) für Flöte, Klarinette und Fagott
Zwiefach versatil (2001) für zwei Ausführende mit Block- und Querflöten sowie Tamtam
Schattenspiele (2004) für Klavier
Weblinks
Lena Haselmann: Artikel „Siegrid Ernst“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 24. März 2019