Semjon Juschkewitsch wurde 1860 in Odessa in einer Kaufmannsfamilie geboren. Er studierte Medizin an der Sorbonne, bevor er seine schriftstellerische Laufbahn begann.[2] Juschkewitsch war Mitglied der Moskauer Literaturgruppe Sreda („Mittwoch“). Er war ein Vertreter der jüdisch-russischen Schule der Literatur.[3]
Nach dem Pogrom von Kischinjow[4] im Jahr 1903 verbrachte Juschkewitsch einige Zeit in Berlin.[5] Juschkewitsch emigrierte im Jahr 1920. Er lebte in Rumänien, Frankreich, den Vereinigten Staaten und Deutschland, bevor er 1924 nach Paris ging, wo er 1927 starb.[6] Er stand der Revolution positiv gegenüber und soll in den letzten Jahren seines Lebens den Wunsch geäußert haben, in sein Heimatland zurückzukehren.[7]
Alexander Solschenizyn zählte den von ihm als „glücklosen »jüdischen Gogol«“ bezeichneten Juschkewitsch zu den großen russisch-jüdischen Namen der Literaturszene der Emigration.[10] Der Autorin Nelly Portnova zufolge gilt er als einer der lebendigsten und umstrittensten russisch-jüdischen Schriftsteller, seine Figuren sind Bewohner einer Großstadt: Arbeiter, Handwerker und Makler. Hunger, Armut und Entbehrungen sind ihr Schicksal (und nicht umsonst trage sein 1905 geschriebene Stück den Titel Hunger / Голод).[11]
Von dem russisch-amerikanischen Autor Maxim D. Shrayer wurde festgehalten, dass einige seiner jüdischen Leser und Kritiker der Meinung waren, dass Juschkewitsch durch das Lüften schmutziger jüdischer Wäsche den Antisemiten Munition geliefert habe.[12]
Dem Slawisten Adolf Stender-Petersen zufolge beschränkte sich Juschkewitsch konsequent darauf, „das von Kapitalismus und Klassenkampf heftig erschütterte Leben der Ostjuden in den elenden Ghettos der Provinzstädte zu schildern“.[15]
V. Lvov-Rogachevsky: A History of Russian Jewish Literature. Edited & Translated by Athur Levin. Including B. Gorev´s essay „Russian Literature and the Jews“. Ann Arbor, Ardis 1979.
Zsuzsa Hetényi: In a Maelstrom: The History of Russian-Jewish Prose (1860–1940). Budapest 2008 (Online-Teilansicht)
↑Adolf Stender-Petersen: Geschichte der russischen Literatur. C.H.Beck, 1993, ISBN 978-3-406-31557-2. Aus dem Dänischen von Wilhelm Krämer. 5. Auflage, S. II.486
↑Snanije („Wissen“) war eine Petersburger Verlagsgesellschaft, bei der die anfangs ganz von den Werken M. Gorkis geprägte Reihe (siehe Fotos) Deschewaja biblioteka („Billige Bibliothek“) erschien. - Die Reihe ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Deschewaja biblioteka, die seit 1879 von Alexei Suworin herausgegeben wurde (in Analogie zu Reclams Universalbibliothek).
↑Mit Beiträgen von J. Eliaschoff (Die Toteninsel), Ruben Fahn (Aus dem Leben der Karaiten), Daniel Feuchtwang (Der Rabbi von Rothenburg), Jacob Fromer, Glückel von Hameln, Meyer Aaron Goldschmidt, Maxim Gorki (Pogrom), Hans Ludwig Held, M. Jakob (Sagen aus dem Talmud), Semjon Juschkewitsch (Ghetto), Salomon Kohn (Der Kadisch vor Kol-Nidre in der Altneusynagoge), Leopold Kompert, Salomon Hermann von Mosenthal, Jacob Niemieroder, Jakob E. Poritzky, David Rothblum, Nathan Samuely, Lorenz Scherlag, Alexander Swientochowski, L. Weisl (Sagen der Prager Juden) und Pauline Wengeroff.