Besiedelt war das Gebiet der heutigen Stadt Sehnde bereits während der Eisenzeit im 1. Jahrtausend v. Chr. bis in die Völkerwanderungszeit im 5. oder 6. Jahrhundert, wobei nicht bekannt ist, ob die Besiedlung durchgängig war.[2]
Aus diesem Zeitraum stammen archäologische Funde und Befunde, die durch Ausgrabungen im Jahre 2017 bei der Erschließung eines Neubaugebietes rund einen Kilometer nördlich des Ortszentrums entdeckt wurden.[3] Dazu zählen die Reste von Grubenhäusern und Pfostenspuren kleinerer Speicherbauten sowie Überbleibsel von Rennöfen und Schlacke aus der Eisenverhüttung.[4] Durch die in Abfallgruben gefundenen Keramikscherben war eine Datierung des Besiedlungszeitraumes möglich.[5]
Mittelalter
Um 800 wurde das Gebiet um Sehnde von fränkischen Militärkolonisten besiedelt. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens Sehnde stammt aus dem Jahr 1147. Nach mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen wurde das Gebiet zwischen den braunschweigisch-lüneburgischen Welfen und dem Hochstift Hildesheim aufgeteilt. In dieser Zeit gehörten zehn Sehnder Ortsteile zum Großen Freien und damit seit 1885 zum Landkreis Burgdorf, während die restlichen fünf den Landkreisen Hannover (Müllingen, Wassel) und Hildesheim (Bolzum, Wehmingen, Wirringen) angehörten.
Aufgrund der historischen Zugehörigkeit zu mehreren Grundherrschaften verteilten sich die heutigen Sehnder Ortsteile bis zur niedersächsischen Gebietsreform in den 1970er Jahren auf die drei Regierungsbezirke Lüneburg, Hannover und Hildesheim. Bis zum 31. Dezember 2004 gehörte Sehnde zum damaligen Regierungsbezirk Hannover, der wie alle niedersächsischen Regierungsbezirke aufgelöst wurde.
(am 6. Juni 1961, am 27. Mai 1970 Volkszählungsergebnisse, jeweils mit den später eingegliederten Orten[6], ab 1998 jeweils am 31. Dezember)
1961 - 18.223
1970 - 18.524
1998 - 19.787
1999 - 20.241
2000 - 20.759
2001 - 21.123
2002 - 21.543
2003 - 21.902
2004 - 22.198
2005 - 22.759
2010 - 23.497
2014 - 24.202
2015 - 23.489
2016 - 23.584
2017 - 23.505
2022 - 25.133
2024 - 24.522
Religion
Die evangelisch-lutherische Gemeinde Sehnde gehört zum Kirchenkreis Burgdorf. Zu ihr gehört in Sehnde die historische Kreuzkirche am Südrand des einstigen Dorfkerns. Das 1963 am Papenholz errichtete Bonhoeffer-Haus mit Kirchsaal und Gemeinderäumen wurde 2012 aufgegeben und an die Stadt verkauft. Die katholische Pfarrgemeinde St. Maria gehört zum Dekanat Hannover. Sie verfügt über die gleichnamige Kirche von 1955 am Papenholz. Die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Sehnde hat ihr Gebäude am Steinweg, bis 2006 befand sich hier die neuapostolische Gemeinde Sehnde. Die nächstgelegene neuapostolische Kirche befindet sich heute acht Kilometer entfernt in Lehrte. Die Bibel-Gemeinde Sehnde hält in der städtischen Begegnungsstätte ihre Gottesdienste ab. Auch die Zeugen Jehovas verfügen über ein Versammlungsgebäude in Sehnde. Weitere Kirchen befinden sich in den weiteren Ortsteilen.
Politik
Stadtrat
Dem Rat der Stadt Sehnde gehören 34 Ratsfrauen und -herren an. Der hauptamtliche Bürgermeister ist ebenfalls Mitglied des Rates, gehört aber unabhängig von seiner Parteizugehörigkeit keiner Fraktion an.
In den 34 Mitglieder umfassenden Rat wurden 12 Frauen gewählt.[7]
Bürgermeister
Zum Bürgermeister der Stadt Sehnde wurde 2019 Olaf Kruse (SPD) mit 53,9 Prozent gewählt. Sein Gegenkandidat war der zu dem Zeitpunkt amtierende Amtsträger Carl Jürgen Lehrke (CDU). Die Wahlbeteiligung lag bei 64,5 Prozent.[8]
Ortsräte
Die Stadtteile der Stadt Sehnde werden durch insgesamt 78 Ratsmitglieder in zehn Ortsräten vertreten. Seit der Kommunalwahl 2021 verteilen diese sich wie folgt:
Im Ortsteil Rethmar befindet sich das Regional-Museum Sehnde, getragen durch den Verein Regional-Museum Sehnde e. V. Der Ortsteil Wehmingen beherbergt das Hannoversche Straßenbahn-Museum, getragen vom gleichnamigen Verein, das sich auf dem Gelände des ehemaligen Kalibergwerks Hohenfels befindet. Der seit 1979 bestehende Kulturverein Sehnde e. V. bietet monatliche Kulturveranstaltungen unter anderem aus dem Bereich Theater und Literatur an.
Die Kernstadt Sehnde (zu den Ortsteilen siehe dort) ist geprägt durch einige charakteristische Gebäude:
In Sehnde produzierte die Keramische Hütte von etwa 1900 bis zur Stilllegung 1982 Mauerziegel. Die Ortsteile der heutigen Stadt Sehnde wurden und werden durch Landwirtschaft geprägt, wobei sich die meisten Ortsteile seit den 1970er Jahren durch Neubaugebiete zu Wohnsiedlungen wandeln. Im Jahre 2004 wurde die Justizvollzugsanstalt Sehnde eröffnet, wodurch die Einwohnerzahl weiter zunahm.
Viele Jahrzehnte war der Kalibergbau wichtigster Industriezweig. Das erste Kalibergwerk wurde ab 1896 in Wehmingen auf dem heute so genannten Gelände Hohenfels abgeteuft, und 1902 wurde mit der Förderung begonnen. Zwar wurde die Förderung hier bereits 1927 stillgelegt; im Kernort Sehnde und im Ortsteil Ilten wurde aber bis in die 1990er Jahre Kali für die Dünger- und Streusalzproduktion gefördert. Eine angegliederte Düngemittel- und Streusalzfabrik wird weiterhin betrieben.
Kaliwerke
Das Kaliwerk Hohenfels wurde 1982 stillgelegt. Die Grubenbaue sind von 1984 bis 1992 mit Haldenlauge von der Halde Friedrichshall verfüllt worden. Das Kaliwerk Friedrichshall war von 1905 bis 1981 in Betrieb. Das Grubenfeld wurde bis 1981 von der Kali Chemie AG betrieben, danach von der K+S AG übernommen und bis 1994 weiter betrieben. Produziert wurden ausschließlich Düngemittel. Das Kaliwerk Hugo in Ilten gehörte zum Verbundbergwerk Bergmannssegen-Hugo. Nach Stilllegung der Förderung Ende 1994 wird in der Werksanlage weiter Kalidünger aus angelieferten Rohstoffen hergestellt. Die Grube wird zurzeit mit Sole und Süßwasser geflutet.
Neben weiteren kleineren Industriebetrieben gab es bis 1987 in Sehnde eine Zuckerfabrik und noch heute gibt es in Höver eine Zementfabrik.
Des Weiteren erschließen Buslinien der Üstra sowie eine Regiobuslinie die Stadt. Eine Buslinie wird als SprintH Verbindung beworben und verbindet Mehrum über Sehnde mit Hannover. Früher verband eine Überlandstraßenbahn Sehnde mit Hannover, diese wurde jedoch mit dem Stadtbahnausbau eingestellt und durch eine Busverbindung ersetzt.
Herbert Freiherr von Ohlen und Adlerscron (1895–1958), Offizier und Landwirtschaftsfunktionär, von 1945 bis 1950 Geschäftsführer des Vereins der Zuckerindustrie in Sehnde
↑ abStatistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.223.