Die Schwarzschopf-Segge ist eine ausdauerndekrautige Pflanze und erreichen Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimetern. Sie bildet keine Ausläufer, aber dichte, bultigeHorste. An der Basis findet sich ein schwarzbrauner, glänzender Faserschopf aus aufgelösten Blattscheiden. Die aufrechten Halme sind mit einem Durchmesser von bis zu 1,5 Millimetern relativ dünn, dreikantig und im oberen Teil stark rau.[4] Die Blattspreiten sind flach, 2 bis 3 Millimeter breit, meist gelb-grün, manchmal grau-grün, wenig steif und schneidend rau. Sie überragen nie den Blütenstand.[1][3]
Generative Merkmale
Die Blütezeit liegt im Mai und Juni.[1][5][3] Die stark zusammengezogenen, wenig verzweigten, ährig-traubigen, seltener auch lockeren und schlaffen rispigenBlütenstände sind 2 bis 8, selten bis 10 Zentimeter lang mit Durchmessern von 0,5 bis 1,5 Zentimetern. Die Blütenstandsäste sind bis zu 2 Zentimeter lang[4], stehen meist aufrecht ab und haben spelzige, manchmal auch laubblattartige Tragblätter. Der unterste Ast ist meist 1,5 bis 2,5 Zentimeter lang. Die Ährchen sind bei einer Länge von 4 bis 15 Millimetern oval bis zylindrisch und enthalten nur wenige Blüten.[4] Die weiblichen Blüten stehen im unteren Teil, die männlichen im oberen Teil der Ährchen. Die Spelzen sind bei einer Länge von etwa 3 Millimetern breit-oval mit zugespitztem oberen Ende und rot-braun mit hellerem Kiel und meist schmalen Hauträndern.[4] Die Fruchtschläuche sind dunkel-braun, matt, deutlich längsnervig, bei einer Länge von etwa 3 Millimetern rundlich-eiförmig und gehen plötzlich in den etwas nach innen gekrümmten zweizähnigen Schnabel über.[4] Es sind zwei Narben vorhanden.
Die gelb-braune Frucht ist bei einer Länge von etwa 1,5 Millimetern sowie einem Durchmesser von etwa 1 Millimeter eiförmig.[4]
Der Bau der Blütenstände liegt etwa zwischen dem der Rispen-Segge (Carex paniculata) und dem der Draht-Segge (Carex diandra), man kann Carex appropinquata jedoch durch den Faserschopf gut von den beiden anderen unterscheiden. Die ebenfalls ähnliche Kamm-Segge (Carex disticha) unterscheidet sich durch ihre Ausläufer von der Schwarzschopf-Segge.[1]
Sie wächst in Mitteleuropa zerstreut vom Tiefland bis in Höhenlagen von etwa 1500 Metern in der Alpenregion. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern zwischen Kreuzeck und Kappelberg bei Nesselwang bis in Höhenlagen von 1350 Metern auf.[7] Im mitteleuropäischen Tiefland, vor allem im dortigen Westen, ist sie selten; im Alpenvorland und im Regen-Naab-Altmühl-Becken tritt sie zerstreut auf. Sie fehlt in den Zentral- und Südalpen. An ihren Fundorten ist sie oft bestandsbildend.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 5w+ (überschwemmt aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan bis ober-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[3]
Sie wächst im äußeren Ufersaum stehender Gewässer, seltener an Flüssen, sie besiedelt auch Flachmoore, lichte Auwälder, nasse Wiesen, Sümpfe, Gräben und Waldtümpel meist auf basen- oder kalkhaltigen, mesotrophen Sumpfhumusböden[8] vor. Sie ist eine Begleitpflanze der Großseggenriede (Magnocaricion) und der Erlenbrüche (Alnion). Die Schwarzschopf-Segge fördert die Verlandung. Die Früchte enthalten ein Schwimmgewebe und werden so auch durch das Wasser transportiert.[1]
Die Schwarzkopf-Segge ist in Österreich und in Deutschland stark gefährdet.[5][2] Sie verliert in Mitteleuropa durch die Ufernutzung an Seen, z. B. durch Campingplätze zunehmend Standorte. Vor allem im Alpenvorland ist sie zurückgegangen. In der Schweiz gilt sie als potentiell gefährdet.[3]
Systematik
Die Erstbeschreibung von Carex appropinquata erfolgte 1801 durch Heinrich Christian Friedrich Schumacher in Enumeratio Plantarum in Partibus Saellandiae Septentrionalis et Orientalis 1801, Band 1, S. 266.[9][10] Das Artepithetonappropinquata stammt aus der Lateinischen Sprache und bedeutet „gedrängt“ und bezieht sich auf die stark zusammengezogene Rispe.[1] Ein häufig verwendetes Synonym ist Carex paradoxaWilld., von dem sich auch die deutschsprachigen TrivialnamenSonderbare Segge[1] und Wunder-Segge[1] ableiten. Synonyme für Carex appropinquataSchumach. sind unter anderen Carex paniculata var. paradoxa(Rchb.) Fiori, Carex paradoxaWilld., Caricina paradoxa(Rchb.) St.-Lag., Vignea appropinquata(Schumach.) Soják und Vignea paradoxaRchb.[11]
Die Art Carex appropinquata wird der Untergattung Vignea aus der Gattung Carex zugeordnet.[12]
Verwendung
Die Schwarzschopf-Segge liefert gute Streu, lässt sich jedoch wegen des dicht horstigen Wuchs nur schlecht mähen.[1]
Quellen
Literatur
Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band8: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklassen Commelinidae Teil 2, Arecidae, Liliidae Teil 2): Juncaceae bis Orchidaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1998, ISBN 3-8001-3359-8.
Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler, Mark Bachofer: Unsere Gräser. Über 400 Farbzeichnungen. Aktualisierte 12. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12573-1, S.166.
Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S.1110, 1120.
Einzelnachweise
↑ abcdefghij
Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler, Mark Bachofer: Unsere Gräser. Über 400 Farbzeichnungen. Aktualisierte 12. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12573-1, S.166.
↑
Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1 IHW-Verlag, Eching bei München, 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 248.
↑Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S.174.
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Christian Friedrich Schumacher: Enumeratio plantarum in partibus Saellandiae Septentrionalis et Orientalis. Band 1. Brummer, Hafniae 1801, S. 266 (eingescannt).
↑Carex appropinquata bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 16. August 2013.