Ein Turm in „Aichakirchen“ im Besitz der Grafen von Hals ist erstmals zu Beginn des 14. Jahrhunderts bezeugt. Seit 1360 war das Geschlecht der Pfeil Lehnsherr. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts übernahmen die Burg die Püchler von Weideneck und 1540 durch Heirat die Siegertshofer. Anton von Siegertshofen starb 1548, Kaspar von Siegertshofen 1562, dessen Ehefrau Susanna 1565. Nun folgten die Edlen von Stoer, die um 1580 im Wesentlichen das heutige Aussehen der Anlage gestalteten. 1682 kaufte der kurfürstliche Rat Baron Kaspar von Schmidt zu Sulzbach das Schloss und veräußert es wieder vor 1689 an Siegmund Friederich Süntzl von Söldenau. Nach seines und seiner Witwe Tod erbte es 1724 Adam Leopold von Rehling. Von ihm erwarb es Max Alois von Asch. Am 10. Juni 1742 verwüsteten die Panduren den Ort. 1752 kaufte Freifrau von Hackledt das Schloss, 1773 ging es an Freiherr von Schönhueb über. In den Jahren 1765 bis 1777 ist als Inhaber einiger Grundstücke auch Baron von Schrecksleb genannt. 1776 richtete der damalige Besitzer im oberen Stock des Schlosses eine Kapelle ein. 1792 übernahm Joseph Anton Freiherr von Hackledt das Schloss. Er starb 1799, im Jahr 1800 wurde dessen Erbe, Baron Joseph von Peckenzell, neuer Schlossherr. 1816 erwarb der Färbermeister und spätere Landtagsabgeordnete Friedrich Zaspel das Anwesen. Die Dominikalien hingegen verkaufte Peckenzell 1816 an Kajetan von Hueb zu Eberhardsreut.
Von 1856 bis 1866 hatte hier der Arzt Alexander Erhard seine Praxis, der Sohn des gleichnamigen Historiographen. 1870 stürzte an der Nordostecke ein Teil des Schlosses ein. 1952 kam es in den Besitz des aus Böhmen vertriebenen Alexis Prinz von Croÿ (1910–2002) und seiner Gattin Elisabeth, geborene Gräfin von Beaufort-Spontin (1911–1995) (siehe Haus Huy). Das Schloss ist nach wie vor im Familienbesitz.
Gegenüber dem Schloss wurde eine Pension mit Gasthaus (Wirtshaus am Schloss) eingerichtet.
Baubeschreibung
Das Schloss besteht aus einem imposanten Herrenhaus mit hochgezogenem Krüppelwalmdach und kleineren Nebengebäuden, die um einen Innenhof gruppiert sind. Dieser Hof wird allseitig von dreigeschossigen Laubengängen mit Arkaden aus der Zeit von 1580 bis 1610 eingefasst. An der Nordseite der Anlage befindet sich ein turmartiger Bau. Das einzige stilfremde Element ist eine Schrägmauer im Nordosten, die nach dem Einsturz des Ecktraktes 1870 errichtet wurde.
Literatur
Günther T. Werner: Burgen, Schlösser und Ruinen im Bayerischen Wald. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1979, ISBN 3-7917-0603-9, S. 97–98.
Gottfried Schäffer, Gregor Peda: Burgen und Schlösser im Passauer Land. Pannonia Verlag, Freilassing 1977, ISBN 3-7897-0060-6, S. 46–47.
Christopher R. Seddon: Adelige Lebenswege zwischen Bayern und Österreich. Herrschaftsformen und Herrschaftsstrukturen des Landadels am unteren Inn in der Frühen Neuzeit. Wien 2009, S. 1130–1134 (Besitzgeschichte von Schloss Aicha vorm Wald).