Die Schildfarne (Polystichum) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Wurmfarngewächse (Dryopteridaceae). Die 200 bis 300 Arten sind fast weltweit von den polaren Gebieten bis in die Tropen verbreitet. Ihren Namen haben sie von den schildförmigen Indusien.
Es handelt sich durchgehend um erdbewohnende Farne, deren Hauptsprosse aufrecht bis aufsteigend wachsen. Alle Arten sind wintergrün.
Die fertilen und die sterilen Farnwedel sind gleich gestaltet (Ausnahme: Polystichum acrostichoides). Sie sind von der Form her lineal-lanzettlich bis breit lanzettlich, und ein- bis dreifach gefiedert. Bei vielen Arten ist die Blattspreite etwas dicklich bis dick-ledrig. Die obersten Fiederabschnitte haben bei den vielen Arten einen asymmetrischen Grund mit einem nach vorne gerichteten Zahn. Die Hauptachse der Wedel ist oft mit Spreuschuppen besetzt.
Die Sori liegen auf jedem Fiederabschnitt in je einer Reihe zwischen den beiden Blatträndern und der Mittelrippe. Sie sind rund und werden von einem rundlichen, schildförmigen Indusium bedeckt, welches bei manchen Arten sehr früh abfällt, bei anderen aber auch lang bleiben kann.
Standortansprüche
Die meisten Arten wachsen auf Waldboden, oder auf Erde in Felsspalten oder an steinigen Abhängen.
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Polystichum wurde 1800 durch Albrecht Wilhelm Roth in Tentamen Florae Germanicae, Band 3, 1, S. 31, 69–70 aufgestellt.[1][2]
Die Gattung Polystichum wurde ursprünglich als „Sammelgattung“ benutzt, in die viele Arten mit unsicherem Status oder unklaren Verwandtschaftsverhältnissen eingegliedert wurden. Es ist zu erwarten, dass viele Arten irgendwann in andere bestehende oder neue Gattungen kommen.
Die Tatsache, dass die Arten der Gattung Polystichum häufig Hybride bilden, und die große morphologische Ähnlichkeit insbesondere der mehrfach gefiederten Arten, machen auch eine Artabgrenzung schwierig. Da eine Revision der Gattung Polystichum bislang aussteht, sind vermutlich einige der bestehenden Artbezeichnungen Synonyme, andere werden wohl eher als Unterarten einer einzigen Art enden.
Die Gattung Polystichum ist weltweit von den polaren Gebieten bis in die Tropen verbreitet.
Von den 180 bis 300 Arten kommen folgende in Europa, Nordafrika und Vorderasien vor:[3][4]
Gelappter Schildfarn, Glanzschildfarn oder Dorniger Schildfarn (Polystichum aculeatum(L.) Roth), eine typische Art luftfeuchter Hangwälder
Lanzen-Schildfarn (Polystichum lonchitis(L.) Roth), eine Art der Blockschutthalden des Hochgebirges, und die einzige europäische mit einfach gefiederten Blättern.
Grannen-Schildfarn oder Borstiger Schildfarn (Polystichum setiferum(Forssk.) Moore ex Woynar), eine eher südlich verbreitete Art luftfeuchter Buchenmischwälder, die an wenigen Wuchsorten auch in Deutschland vorkommt. Er wird gerne in Gärten gepflanzt.
Polystichum webbianum(A.Br.) C.Chr.: Dieser Endemit kommt nur auf Madeira vor.[3] Er wird von manchen Autoren auch als Arachniodes webbiana(A. Braun) Schelpe in die Gattung Arachniodes gestellt.[3]
Polystichum woronowiiFomin: Sie kommt in der Türkei, im Kaukasusraum, in Georgien und in Aserbaidschan vor.[3]
In Mitteleuropa kommen selten folgende Hybriden vor[5][6]:
Als Zierpflanzen spielen außer dem erwähnten Dornigen Schildfarn die folgenden Arten eine Rolle:
Dolchfarn oder Weihnachtsfarn (Polystichum acrostichoides(Michx.) Schott), eine nordamerikanische Art (östliches Kanada, USA, Mexiko)[7][9], die ein aufsteigendes Rhizom besitzt.
Westamerikanischer Schwertfarn (Polystichum munitum(Kaulf.) C.Presl), Heimat: Alaska, westliches Kanada, westliche und nördlich-zentrale USA, dazu Mexiko;[7][9] Er kommt in Großbritannien, Irland und Nordrhein-Westfalen[6] als Neophyt vor.[3]
Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
Werner Rothmaler (Begr.), Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel: Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Band 2: Gefäßpflanzen. 14., durchgesehene Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1988, ISBN 3-06-012539-2.
Helmut Gams (Begr.), Wolfgang Frey, Jan-Peter Frahm, Eberhard Fischer, Wolfram Lobin: Kleine Kryptogamenflora. Band 4: Die Moos- und Farnpflanzen Europas. 6., völlig neubearbeitete Auflage. Gustav Fischer, Stuttgart/ Jena/ New York 1995, ISBN 3-437-30756-8.
Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
David H. Wagner: Polystichum. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 2: Pteridophytes and Gymnosperms. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 1993, ISBN 0-19-508242-7, S.290–299 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).textgleich online wie gedrucktes Werk.
↑
Alfred Hansen, Per Sunding: Flora of Macaronesia. Checklist of vascular plants. In: Sommerfeltia. 4., überarbeitete Auflage. Band17. Botanical Garden and Museum, University of Oslo, Oslo 1993, ISBN 82-7420-019-5, S.14–16.
↑
Josef Dostál, Tadeus Reichstein: Polystichum. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2. Seite 169–187.
↑ abMichael Koltzenburg: Polystichum. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 142.
↑ abcdefghijPolystichum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 11. März 2019.
↑ abcdef
Li-Bing Zhang, David S. Barrington: Polystichum Roth. - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 2–3: Dryopteridaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2010.