Er lässt sich in der reellen affinen Ebene wie folgt formulieren:
Für ein 6-Eck auf einer Ellipse, bei dem zwei Paare gegenüberliegender Seiten parallel sind (im Bild ), ist auch das dritte Paar gegenüberliegender Seiten parallel (im Bild: ).
Betrachtet man diesen Satz in dem projektiven Abschluss einer affinen Ebene (man nimmt die „Ferngerade“, auf der sich parallele Geraden schneiden, hinzu), so gilt:
Die Nummerierung gibt an, welche 6 der 15 Verbindungsgeraden der 6 Punkte benutzt werden und welche Kanten benachbart sind. Die Nummerierung ist so gewählt, dass der Kantengraph durch ein reguläres 6-Eck dargestellt werden kann. Geraden zu gegenüberliegenden Kanten des Kantengraphs werden also geschnitten. Sollen andere Kanten in die Pascalfigur eingehen, muss man die Indizes entsprechend permutieren. Für die 2. Pascal-Konfiguration wurden die Indizes 2 und 5 vertauscht (s. Bild, unten).
Nichtausgeartet heißt hier: Keine 3 Punkte liegen auf einer Gerade. Den Kegelschnitt kann man sich also als Ellipse vorstellen. (Ein sich schneidendes Geradenpaar ist ein ausgearteter Kegelschnitt.)
Zum Satz von Pascal gibt es Ausartungen mit 5 bzw. 4 bzw. 3 Punkten (auf einem Kegelschnitt). Bei einer Ausartung fallen zwei durch eine Kante verbundene Punkte formal zusammen und die zugehörige Sekante der Pascalfigur wird durch die Tangente in dem verbleibenden Punkt ersetzt. Siehe hierzu die Figur und den WeblinkPlanar Circle Geometries, …, S. 30–35. Durch eine geeignete Wahl einer Gerade der Pascalfiguren als Ferngerade ergeben sich Schließungssätze für Hyperbeln und Parabeln. Siehe Hyperbel und Parabel.
Falls der Kegelschnitt vollständig in einer affinen Ebene enthalten ist, gibt es auch (die am Anfang beschriebene) affine Form des Satzes, bei der die Pascalgerade die Ferngerade ist. Die affine Form gibt es z. B. in der reellen und der rationalen affinen Ebene, aber nicht in der komplexen affinen Ebene. In der komplexen projektiven Ebene schneidet jeder n. a. Kegelschnitt jede Gerade. Es gibt also keine Passante des Kegelschnitts, die man als Ferngerade wählen könnte.
Die Figur der sechs Punkte auf dem Kegelschnitt wird auch Hexagrammum Mysticum genannt.[1]
Der Satz von Pascal ist auch für ein Geradenpaar (ausgearteter Kegelschnitt) gültig und ist dann identisch mit dem Satz von Pappos-Pascal.
Angenommen, ein Polygon mit Seiten sei in einen Kegelschnitt einbeschrieben. Nun verlängert man die gegenüberliegenden Seiten, bis sie sich in Punkten schneiden. Liegen dann dieser Punkte auf einer gemeinsamen Linie, so liegt auch der letzte Punkt auf dieser Linie.
Im reellen Fall kann man den Beweis am Einheitskreis führen. Da ein nichtausgearteter Kegelschnitt über einem beliebigen Körper aber nicht immer als Einheitskreis darstellbar ist, wird hier die immer mögliche Darstellung des Kegelschnitts als Hyperbel benutzt.[2]
Für den Beweis koordinatisiert man die projektive Ebene inhomogen so, dass ist, d. h., die Ferngerade ist (s. Bild). Ferner sei ein Punkt der x-Achse, ein Punkt der y-Achse. Dann gilt und (s. Bild). Die Steigung der Geraden sei . Der Satz ist bewiesen, wenn bewiesen worden ist.
Man rechnet leicht nach, dass ist. Mit (siehe Bild) erhält man
(1).
Der Kegelschnitt wird in dem inhomogenen Koordinatensystem als Hyperbel mit einer Gleichung
beschrieben (die Asymptoten sind parallel zu den Koordinatenachsen!). Für so eine Hyperbel gilt der Peripheriewinkelsatz für Hyperbeln. Wendet man den Peripheriewinkelsatz auf die Grundpunkte und die Hyperbelpunkte an, so erhält man die Gleichung
(2).
Aus (1) und (2) ergibt sich schließlich , was zu beweisen war.
Bedeutung des Satzes von Pascal und seiner Ausartungen
Da der Satz von Pascal eine Aussage über Kegelschnitte ist und Kegelschnitte nur in pappusschen Ebenen erklärt sind, führt man den Begriff des Ovals in einer beliebigen projektiven Ebene ein, um die Pascal-Eigenschaft in einer beliebigen projektiven Ebene formulieren zu können. Dies ist z. B. bei dem Satz von Pappus nicht nötig, da dieser ein Satz über Geraden und Punkte ist, die es in jeder projektiven Ebene gibt. Ein Oval ist eine Punktmenge (Kurve) einer projektiven Ebene mit den wesentlichen Inzidenzeigenschaften eines nicht ausgearteten Kegelschnitts.
Eine Menge von Punkten in einer projektiven Ebene heißt Oval, wenn gilt:
(1) Eine beliebige Gerade trifft in höchstens 2 Punkten. Falls ist, heißt Passante, falls ist, heißt Tangente und falls ist, heißt Sekante.
(2) Zu jedem Punkt gibt es genau eine Tangente , d. h. .
Pascal-Eigenschaft eines Ovals
Ein Oval in einer beliebigen projektiven Ebene, das die im Satz von Pascal für Kegelschnitte angegebene Eigenschaft für beliebige 6 Punkte besitzt, nennt mann 6-Punkte-pascalsch oder kurz pascalsch. Entsprechend definiert man 5-Punkte-pascalsch, 4-Punkte-pascalsch und 3-Punkte-pascalsch, falls die Aussage der 5-, 4- oder 3-Punkte-Ausartung des Satzes von Pascal für das Oval erfüllt ist (s. Bild).
Bedeutungen
Die Gültigkeit der Pascal-Eigenschaft oder der 5-Punkte-Ausartung für ein Oval in einer projektiven Ebene hat dieselbe Bedeutung wie die Pappus-Eigenschaft (für ein Geradenpaar):
(a): Ist eine pappussche projektive Ebene und ein -Punkte-pascalsches Oval darin, so ist ein Kegelschnitt.
(b): Ist eine pappussche projektive Ebene der Charakteristik und ein -Punkte-pascalsches Oval darin, so ist ein Kegelschnitt.
Bemerkung: Wie weit man in den beiden letzten Fällen die Voraussetzung pappussch abschwächen kann, ist noch ungeklärt. Die Voraussetzung in Aussage (a) lässt sich mindestens auf moufangsch abschwächen.
Literatur
H. S. M. Coxeter, S. L. Greitzer: Zeitlose Geometrie. Klett Stuttgart, 1983.