SAID war zunächst Anhänger der linken Politik und engagierte sich in den 1960er- und 1970er-Jahren in den linksorientierten iranischen Studentenbewegungen gegen die Monarchie im Iran. In der Bundesrepublik wurde er Mitglied der 1960 gegründeten und 1971 im Iran verbotenen Conföderation iranischer Studenten/National-Union (CISNU), 1973 deren Generalsekretär. Nach der Etablierung der Islamische Republik und den Erfahrungen derer Realpolitik distanzierte sich auch SAID allmählich von der linken Idee, die in der Islamische Republik eine islamische Färbung erfuhr.[3]
SAIDs literarische Arbeit beginnt in den 1980er-Jahren, d. h. in einer Phase, die SAIDs selbst als sein zweites Exil bezeichnet. SAIDs Werk umfassen Lyrik, Prosa und Hörspiele in deutscher Sprache, die er in all ihren Nuancen beherrschte und als seine „Behausung“ begriff.[4] Seine Hauptthemen sind vor allem Exil, Sprache, Heimat und nicht zuletzt auch Liebe.
Für sein literarisches Werk wie für sein Engagement für politisch Verfolgte wurde SAID mehrfach ausgezeichnet. Er war Mitglied, von 1995 bis 1996 Vizepräsident und von 2000 bis 2002 Präsident des PEN-Zentrums Deutschland, dessen Beauftragter er vorübergehend auch für das Writers in Prison Committee war (von 1995 bis 1996). Über sein eigenes Werk hinaus engagierte er sich für die persische Literatur und vermittelte jahrzehntelang zwischen Autoren und Verlagen.
Im Mai 2021 erlag SAID im Alter von 73 Jahren einem Herzinfarkt.[5]
Werk und Wirken
SAIDs befasst sich in seinem Werk mit den Themen, die den Intellektuellen angehen. Seine Ich-Figur behandelt existentielle Themen wie Exil, Identität, Heimat und Sprache aus unterschiedlichen Perspektiven und hinterfragt bisweilen die profane und politische Vereinnahmung im Alltag. Ein zentrales Thema bei ihm bildet die Liebe, die bald in erotischer, bald in allegorischer Form vorkommt.
Das Thema Exil bildet in SAIDs literarischem Schaffen den Rahmen. Erst dieser Rahmen scheint der Ich-Figur die Reflexionsarbeit zu ermöglichen. Diese erweist durchsuch intellektuelle Züge, denn sie lernt Ideologien der Vergangenheit hinterfragen, Fehler eingestehen und neue Wege vorschlagen[6].
Identität ist für SAID kein festgefahrenes Muster, sondern stets in Bewegung. Sie ist facettenreich und lässt sich schwer auf einen Nenner bringen. Die Suche nach Identität ist eine individuelle Angelegenheit, die sich durchaus im kulturellen Rahmen vollziehen kann. Im Zusammenhang von der individuellen und kulturellen Identitätsfindung spielt das Motiv Sprache eine zentrale Rolle. Sie ist nicht nur ein Medium zur Verständigung, sondern auch ein Bestandteil des menschlichen Lebens[7] Ähnlich verhält es sich auch mit dem Motiv der Heimat.
Die einzige Konstante im Leben von SAIDs Ich-Figur ist die Liebe. Sie zeigt sich überall, wo das Ich das Bedürfnis an der Teilhabe an zwischenmenschlichen Beziehungen spürt. Liebe und Sprache sind miteinander verflochten. Hieraus schafft SAID seine personifizierten Formen, in denen die Liebe und Sprache in der Gestalt einer liebenswerten Dame ein erotisches Verhältnis miteinander eingehen.[8]
Rezeption
SAIDs Werk gehört zur deutschsprachigen Literatur der Gegenwart. Zahlreiche Motive, Symbole und Metaphern lassen einerseits ihre Vorbilder in der deutschsprachigen Literatur finden, werden aber auch andererseits aus der persischsprachigen Literatur in das Deutsche Übertragen. So gestaltet SAID auch sein Lieblingsthema der Liebe zumeist in einer deutsch-persischen Konstruktion. Überhaupt ist SAIDs Werk ein prädestiniertes Beispiel dafür, wie Literatur in interkulturellen Spannungsverhältnissen entsteht und was sie dabei leistet. Die Sprache des Werkes und die latente Sprache bewegen sich an einer kaum spürbaren Grenze.[9]
Das Rot lächelt, das Blau schweigt. Geschichten über Bilder. C. H. Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-55070-6.
Psalmen. Verlag C. H. Beck, München, 2007.
Der Engel und die Taube. Verlag C. H. Beck, München, 2008.
Das Haus, das uns bewohnt. Ein israelisch-iranisches Poetengespräch zwischen Asher Reich und SAID. Lyrik Kabinett, München, 2009, ISBN 978-3-938776-19-3.
Ruf zurück die Vögel. Verlag C. H. Beck, München, 2010.
Das Niemandsland ist unseres. Diederichs, München, 2010.
Hamid Tafazoli, Rolf Stolz (Hg.): Sprachland – Liebesland. SAID: Leben und Werk im Gespräch, Tübingen: Konkursbuch Verlag 2023.
Hamid Tafazoli: Narrative kultureller Transformationen. Zu interkulturellen Schreibweisen in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart, Bielefeld: transcript 2019.
Christian Palm: Exil und Identitätskonstruktion in deutschsprachiger Literatur exilierter Autoren. Das Beispiel SAID und Sam Rapithewin, Heidelberg: Winter 2017.
Arianna Di Bella: SAID – Ein Leben in der Fremde. Frankfurt am Main: Peter Lang 2015.
↑Francine Rouby: Said – Bewegung bis zur Ent-Fremdung. Ein Portrait. In: Germanica. Nr.38, 2006, ISSN2107-0784, S.157–171, doi:10.4000/germanica.412 (deutsch, französisch).
↑Hamid Tafazoli: Narrative kultureller Transformationen. Zu interkulturellen Schreibweisen in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart. transcript, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-8376-4346-6, S.33–35.
↑Christian Palm: Exil und Identitätskonstruktion in deutschsprachiger Literatur exilierter Autoren. Das Beispiel SAID und Sam Rapithewin. Heidelberg 2017, ISBN 978-3-8253-6730-5.
↑Hamid Tafazoli: Narrative kultureller Transformationen. Zu interkulturellen Schreibweisen in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart. transcript, Bielefeld 2019, ISBN 978-3-8376-4346-6, S.167–283, 441–466.