Die süddeutsche Fußballmeisterschaft 1904/05 des Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine gewann zum fünften Mal in Folge der Karlsruher FV, da der 1. FC Hanau 1893 im süddeutschen Finale nur mit zwei Spielern angetreten war, wurde Karlsruhe als Sieger erklärt. Dies war der fünfte Gewinn der süddeutschen Fußballmeisterschaft für die Karlsruher, die sich dadurch für die deutsche Fußballmeisterschaft 1904/05 qualifizierten. Dort erreichten sie nach Siegen über den Duisburger SpV und einem Freilos im Halbfinale das Finale der deutschen Fußballmeisterschaft. Der Gegner im Kölner Weidenpescher Park hieß Union 92 Berlin. Das von Ivo Schricker angeführte Karlsruher Staraufgebot kam in diesem Spiel mit der frech angreifenden BTuFC-Elf nicht zurecht und lag bereits nach 10 Minuten mit 0:1 zurück, am Ende gewann Union 92 mit 2:0.
Zu dieser Spielzeit wurden die einzelnen regionalen Gauligen jeweils nochmal in einen Nord- und einen Südkreis unterteilt. Die Gaumeister qualifizierten sich ab dieser Spielzeit somit nicht mehr direkt für die süddeutsche Endrunde, sondern für die Endrunde des jeweiligen Kreises. Die beiden Kreismeister spielten dann in einem Finale den süddeutschen Fußballmeister aus.
Der Nordkreis war in drei Gaue aufgeteilt: Im Westmaingau traten die Mannschaften aus Frankfurt und Wiesbaden an, im Südmaingau jene aus der Region Hanau/Offenbach und im Pfalzgau die Mannheimer Vereine. Anders als der Name vermuten lässt, beteiligten sich keine Pfälzer Vereine an der Meisterschaft. Der Verband Pfälzer Vereine für Bewegungsspiele erklärte erst im Mai 1905 seinen Beitritt zum VSFV. In der Endrunde setzte sich der 1. Hanauer FC 93 durch und qualifizierte sich damit für das süddeutsche Endspiel. In Frankfurt wurde nach Abschluss der VSFV-Runde eine Stadtmeisterschaft des Frankfurter Association Bunds ausgetragen, die der FSV Frankfurt gewann.
Die Spiele von Hermannia Frankfurt und Frankfurter FC 1902 wurden nachträglich annulliert. Erspielte Siege wurden für den jeweiligen Gegner jeweils als 10:0 und Niederlagen als 5:0 gewertet. Das Spiel gegeneinander wurde mit 0:8 Toren gegen Hermannia und 0:2 Toren gegen FFC gewertet.
Der Südkreismeister wurde in einer einfachen Runde der vier regionalen Gaumeister ermittelt. In Mittelbaden und Schwaben setzten sich die „Serienmeister“ Karlsruher FV und Stuttgarter Kickers durch, am Oberrhein der elsässische Verein FC Mülhausen 1893. In Bayern gewann wie im Vorjahr der FC Bayern München, der jedoch auf die Teilnahme an der Endrunde verzichtete. Der Karlsruher FV gewann seine Endrundenspiele ohne Gegentor und verteidigte damit seinen Titel.
In Nürnberg und Fürth organisierte der kurz zuvor gegründete Nürnberg-Fürther Fußball-Bund erstmals einen organisierten Wettspielbetrieb. Es wurden eine Herbst- und eine Frühjahrsmeisterschaft ausgetragen, die der 1. FC Nürnberg beide gewann. An der süddeutschen Meisterschaft nahm hingegen kein fränkischer Verein teil.
In München wurde wieder eine Meisterschaft des Münchner Fußball-Bunds ausgespielt und vom MTV München gewonnen, die jedoch nicht als Qualifikation zur süddeutschen Endrunde diente. Der VSFV bildete hier eine eigene Gauklasse.
Der FC Bayern München trat jeweils nicht an, Mülhausen trat gegen den KFV nicht an. Alle Spiele wurden mit 0:5 für den Gegner gewertet.
Endspiel um die süddeutsche Meisterschaft
Das Finale sollten die Sieger der Endrunden des Nord- und des Südkreises am 26. März 1905 in Mannheim ausspielen. Durch ein gefälschtes Telegramm wurde Hanau einen Tag vorher die Verlegung des Spiels mitgeteilt und reiste deshalb nicht mit der kompletten Mannschaft an. Darauf hin erklärte der Schiedsrichter den Karlsruher FV mit 5:0 zum Sieger. Ein Protest der Hanauer gegen diese Entscheidung wurde vom Verband abgelehnt.[1]
„Diese Bestimmungen (Wettspieltermine) sind endgültig und können nur vom Keisausschuss allein in den allerdringlichsten Fällen umgestoßen werden. eine solche Umstoßung darf jedoch nicht später als 3 Tage vor dem betr. Termin den betr. Vereinen bekannt gegeben werden.“
Datum
Ergebnis
26. März 1905
Karlsruher FV (Sieger Südkreis)
5:0
1. Hanauer FC 1893 (Sieger Nordkreis)
Literatur
Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. In: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band1. AGON, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1, S.22–24.
Der deutsche Fußball (1900–1920) (= Libero, Spezial deutsch, Nr. D3, 1992). IFFHS, Wiesbaden 1992, S. 86.
Gau Oberrhein: Willi Adam, Thomas Riedel: Das große Tabellenbuch. Fußball Südbaden von 1898 bis 2000. Belchen Verlag, Freiburg 2000, ISBN 3-933483-56-5, S. 15.
Udo Luy: Fußball in Süddeutschland 1889–1908, Kleinrinderfeld 2016.