Die Christianisierung des heutigen Bulgariens erfolgte seit spätestens dem 4. Jahrhundert. Auf dem Konzil von Nizäa ist ein Erzbischof von Serdika (heute Sofia) bezeugt. Während der Völkerwanderung wurde das Christentum zurückgedrängt und hielt sich nur in einigen Gemeinden. Im 8. und 9. Jahrhundert erfolgte die Rechristianisierung, hauptsächlich von Byzanz aus, aber auch durch westkirchliche Missionare wie den Fuldaer Mönch Gottschalk oder Formosus von Porto.[1] 865 ließ sich Zar Boris I. von byzantinischen Missionaren taufen. In einer Zeit schwerer Auseinandersetzungen mit der Ostkirche, in kirchenrechtlichen Fragen sowie im Filioque-Streit, versuchte Rom, seinen Primat auf die bulgarische Kirche auszuweiten.[2] Auf dem vierten Konzil von Konstantinopel im Jahr 870 entschieden die byzantinischen Bischöfe unter Protest der römischen Delegierten, die bulgarische Kirche Byzanz zu unterstellen.[3] Zwar versuchte Rom in den folgenden Jahrhunderten wiederholt, seinen Primat auf Bulgarien auszuweiten, doch verblieb die bulgarische Kirche, die 976 einen Patriarchen erhielt, unter byzantinischem Einfluss.
Von Bedeutung für die Geschichte der Westkirche war der Umstand, dass im 12. Jahrhundert Kreuzfahrer und Kaufleute mit den Bogomilen, die sich in Bulgarien niedergelassen hatten, in Kontakt kamen und deren Gedankengut in den Westen brachten, was zur Entstehung der Katharer-Bewegung führte.[4]
Zwischenzeitlich war Bulgarien auch politisch unter byzantinische Herrschaft geraten. Nach zahlreichen Aufständen gelang es den Bulgaren 1185/1186, ein neues Reich zu errichten, dass sein Zentrum in Tarnowo hatte. Zar Kalojan wandte sich 1202 an Papst Innozenz III. mit der Bitte, ihn zum Kaiser zu krönen und die Eigenständigkeit der bulgarischen Kirche anzuerkennen. 1203 entsandte der Papst seinen Legaten Leone Brancaleo mit der Vollmacht, die Krönung als König vorzunehmen und dem Erzbischof Basilios von Tarnowo den Titel Primas von Bulgarien und der Walachei zu verleihen. Zur selben Zeit eroberte ein Kreuzfahrerheer Byzanz und setzte einen lateinischen Kaiser ein. Nachdem Verhandlungen mit den Lateinern gescheitert waren, verbündete Bulgarien sich mit dem nizänischen Exilkaiser. Dadurch verlor die kirchliche Union zwischen Rom und Bulgarien an Bedeutung und wurde mit der Anerkennung des bulgarischen Patriarchats seitens des griechischen Patriarchen 1235 anlässlich der Hochzeit des byzantinischen Prinzen Theodor Laskaris und Helenes, der Tochter Johannes II. von Bulgarien, hinfällig.[5]
↑Ivan Dujčev: Bulgarien. IV. Religions- und Kirchengeschichte. In: Lexikon des Mittelalters(LexMA). Band2. Artemis & Winkler, München/Zürich 1983, ISBN 3-7608-8902-6, Sp.925–928.
Ivan Sofranov: Histoire du mouvement bulgare vers l’église catholique au XIX siècle. Première période: les origines 1855–1865. Desclée, Rom u. a. 1960.
Charles A. Frazee: Catholics and Sultans. The church and the Ottoman Empire 1453–1923. Cambridge University Press, London 1983, ISBN 0-521-24676-8, S. 242–247.
Daniela Kalkandjieva: The Catholic Church in Bulgaria and the Cold War. In: Gilbert Meynier, Maurizio Russo (Hrsg.): L'Europe et la Méditerranée. Stratégies et itinéraires politiques et culturels en Méditerranée France et Italie, XIXe – XXe siècles, une approche comparative. L'Harmattan, Paris 1999, ISBN 2-7384-7630-9, S. 229–241.