Ruth Drexels Vater starb 1943 bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg.[1] Eine höhere Ausbildung war für sie als älteste Tochter nicht vorgesehen.[2] Sie wuchs in Trostberg an der Alz auf.
1949 trat Drexel erstmals im Film auf (Heimliches Rendezvous). 1954 spielte sie die Titelrolle in der Fernsehverfilmung Magdalena von Ludwig Thoma. Gleichfalls die Titelrolle spielte sie 1972 im Fernsehfilm Adele Spitzeder unter der Regie von Peer Raben. 1974 hatte sie in der Vorabendserie Münchner Geschichten von Helmut Dietl die Rolle der Wirtin Ruth Hillermeier, Mutter von Susi, der Freundin der zentralen Figur Karl ‚Tscharlie‘ Häusler (Günther Maria Halmer). 1983 war sie als Lisi Schleibinger, die Ex-Frau von Franz Münchinger (Helmut Fischer), in Monaco Franze zu sehen. 1986 spielte sie die Weißwurst-Paula in Franz Xaver Bogners Serie Zur Freiheit. Im selben Jahr agierte sie als Bürgermeisterin in der Serie Irgendwie und Sowieso.
Neben ihrer schauspielerischen Tätigkeit war sie von 1988 bis 1998 am Münchner Volkstheater Intendantin und damit die erste Frau als Nachfolgerin des ersten Volkstheaterintendanten Jörg-Dieter Haas. 1991 inszenierte sie in München HorváthsItalienische Nacht.[9] Von 1999 bis 2002 war sie erneut Intendantin und Geschäftsführerin des Münchner Volkstheaters, an dem sie mit ihrem „bissig-kritischen Volkstheater“ Erfolge erzielte. Sie war außerdem 1980 Mitbegründerin der Tiroler Volksschauspiele in Telfs und inszenierte dort ab 1981, von 1998 bis Ende 2008 war sie auch deren Leiterin.
Privates
Von 1955 bis 1965 war Ruth Drexel mit Michael Adami verheiratet, den sie in ihrer Ausbildungszeit an der Otto-Falckenberg-Schule kennengelernt hatte. Dieser Ehe entstammte die 1956 geborene Tochter Katharina Adami, Wirtschaftsjournalistin beim BR Fernsehen. Von 1969 bis zu dessen Tod 1998 war sie mit dem Schauspieler Hans Brenner liiert, dieser Verbindung entstammt die Tochter Cilli Drexel, geboren 1975.
Mit dem Stück Späte Gegend verabschiedete sich Drexel im Dezember 2005 von der Bühne des Münchner Volkstheaters. 2007 musste sie wegen einer Krebserkrankung pausieren, an deren Folgen sie im Februar 2009 starb.[3][10] Zuletzt lebte sie in Feldkirchen bei München, wo sie auch beigesetzt wurde.[11] Der schriftliche Nachlass Drexels liegt im Literaturarchiv der Monacensia im Hildebrandhaus.[12][13]
2017 eröffnete im Prinz-Eugen-Park in München-Bogenhausen eine nach Drexel benannte Grundschule. Sie liegt in der ebenfalls nach Drexel benannten Straße.[15]
Christine Dössel: Die Mutter Courage des Volkstheaters. Niederbayerische Löwin, Prinzipalin, Arbeitstier: Zum Tod der Regisseurin und Schauspielerin Ruth Drexel. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 53 v. 5. März 2009, S. 13.
Ruth Fühner: Die Dame und das Krokodil. Ruth Drexel und das kritische deutsche Volkstheater. In: Ursula May (Hrsg.): Theaterfrauen. Frankfurt am Main 1998, S. 181–194.
Krista Hauser: Ruth Drexel. Eine Biographie. Innsbruck, Wien 2005.
Franz Höll (Hrsg.): Münchner Volkstheater: die Spielzeiten 1999–2002. Ruth Drexel, Intendanz; ein Blick zurück. München 2002.
Siegfried Hummel: Ruth Drexel. Laudatio. In: Bezirk Oberbayern (Hrsg.): Oberbayerischer Kulturpreis 1994. München 1995, S. 6–13.
Sybille Krafft: Bayerische Volksschauspieler. 12 persönliche Porträts von Sybille Krafft. Allitera Verlag, München 2013, ISBN 978-3-86906-535-9.
Klaus F. Rödder: Die Gesichter der Jane Marple – Die wichtigsten Darstellerinnen der Miss Marple im Kino, TV und auf der Bühne.ISBN 978-3-00-056290-7.
Gerhard Stadelmaier: Die Nachbarin Kurasch. Zum Tod von Ruth Drexel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. März 2009.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 145 f.
Gunna Wendt: Ruth Drexel, Eine Frau mit Eigensinn. LangenMüller Verlag, München 2014, ISBN 978-3-7844-3349-3.
Andrea Zückert: Eine Prinzipalin mit Courage. Ruth Drexel. In: Das Bayerland 1990/2, S. 46–48.
↑Ruth Fühner: Die Dame und das Krokodil, Ruth Drexel und das kritische deutsche Volkstheater. In: Ursula May (Hrsg.): Theaterfrauen. Suhrkamp TB 2876, Frankfurt am Main 1998, S. 184.
↑Krista Hauser: Ruth Drexel. Eine Biographie. Haymon 2005, S. 67.
↑Thomas Bärnthaler, Gabriela Herpell: „Blut! Sperma! Tränen! Drunter tu ich’s nicht“. Interview mit Franz Xaver Kroetz, Süddeutsche Zeitung Magazin 25/2020, S. 16.
↑Ruth Fühner: Die Dame und das Krokodil. Ruth Drexel und das kritische deutsche Volkstheater. In: Ursula May (Hrsg.): Theaterfrauen. Suhrkamp TB 2876, Frankfurt am Main 1998, S. 184, 187.
↑Ruth Drexels stiller Abschied, Nachruf bei kurier.at, 7. März 2009 (online nicht mehr verfügbar)