Reicke entstammte einer ostpreußischen Gelehrtenfamilie und wurde an der Albertus-Universität Königsberg zum Dr. phil. promoviert. Er trat 1858 in die Königliche Bibliothek ein und wurde 1894 Oberbibliothekar. Er verwaltete auch die Wallenrodtsche Bibliothek und gehörte zu den bedeutendsten Kantforschern seiner Zeit. Er schrieb Kantiana und die „Losen Blätter aus Kants Nachlaß“. Der Philosoph Wilhelm Dilthey bezeichnete sie als das Wichtigste, was für Kant seit der großen Gesamtausgabe geschehen sei. Für die Preußische Akademie der Wissenschaften gab Reicke Kants Briefwechsel heraus. Er bearbeitete Friedrich Überwegs Grundriß der Philosophie neu. Zunächst mit dem Schriftsteller Ernst Wichert, dann allein gab er von 1863 bis 1903 die Altpreußische Monatsschrift heraus, in der er zahlreiche Beiträge zur ostpreußischen Geistesgeschichte veröffentlichte.
Sein Sohn Georg Reicke (1863–1923) wurde Zweiter Bürgermeister von Berlin.[1] Der Sohn Emil Reicke (1865–1950) war Archivar in Nürnberg.
Schriften
Kant-Bibliographie für die Jahre 1890–1894. In: Altpreussische Monatsschrift, Band 32, Königsberg i. Pr. 1895, S. 555–612.
Literatur
Jedermanns Lexikon in zehn Bänden, Berlin-Grunewald 1930.
Widmung zum 70. Geburtstag (am 5. Februar 1895) des Herausgebers Dr. Rudolf Reicke. In: Altpreussische Monatsschrift, Band 32, Königsberg i. Pr. 1895, S. VI–VIII.
Einzelnachweise
↑Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Stadt und Umgebung. Flechsig Verlag, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.