Rudolf Günther war ein Sohn von Johann Heinrich Günther (1844–1914), dem Erbauer des Bahnhofs in Schötmar, und dessen Frau Dorothea Friederike Mathilde Günther geb. Hackemack (1851–1897). Sein Onkel war der Zimmermeister Friedrich Günther.[2]
Nach dem Besuch von Volksschule und privater höherer Knabenschule absolvierte er eine Ausbildung als Zimmermann in der Fabrik seines Vaters. Um die Jahrhundertwende besuchte er die Baugewerkschule Höxter, verließ diese aber ohne Abschluss. Von 1905 bis 1907 arbeitete er beim Bielefelder Architekten Bernhard Kramer, anschließend besuchte er als Gasthörer Vorlesungen an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Günther kehrte 1909 nach Salzuflen zurück und eröffnete ein Architekturbüro. 1913 heiratete er Gertrud Denecke (1884–1959) aus Burgdorf, aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Günther betätigte sich auch kommunalpolitisch. Während des Zweiten Weltkriegs liefen seine Geschäfte schlecht, dazu kamen gesundheitliche Probleme. Er erlag am 7. Dezember 1941 im Krankenhaus zu Bethel einem Krebsleiden. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof an der Herforder Straße in Salzuflen.
Werk
Während seiner Schaffensperiode zwischen 1909 und 1941 schuf Günther über 60 Gebäude, von denen viele noch stehen und über ein Dutzend heute als Baudenkmale unter Denkmalschutz gestellt wurden. Bei der Mehrzahl der Gebäude handelt es sich um Wohn- und Pensionshäuser, die für Günther typisch oft als Doppelhäuser gestaltet waren. Die von ihm vertretenen Baustile reichten dabei vom Jugendstil über die Bäderarchitektur bis zum Neuen Bauen. In den 1910er- und 1930er-Jahren war Rudolf Günther ein renommierter Architekt in Bad Salzuflen und nahm erfolgreich an verschiedenen Architekturwettbewerben teil. Sein 1912 erbautes Haus Bender zählt heute zu den bedeutendsten Bauwerken der Bäderarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts in Westfalen.
Auswahl
Wohnhaus - 1909 - Gröchteweg 7
Pensionshaus - 1911 - Parkstraße 36/38
Wohn- und Geschäftshaus - 1911 - Wenkenstraße 1+5
Doppelwohnhaus - 1912 - Am Herforder Tor 7/9
Haus Bender - 1912 - Parkstraße 16
Druckereigebäude - 1926 - Salzsiederstraße 1
Anbau an ein Pensionshaus - 1926 - Friedenstraße 2
Gemeindehaus - 1928 - Von-Stauffenberg-Straße 3
Wohn- und Werkstattgebäude - 1929/30 - Herforder Straße 20
Aufbau für die Paulinenquelle - 1933/34 - Salzhof
Rudolf-Günther-Medaille
Seit 2014 wird vom Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen e. V. die Rudolf-Günther-Medaille für Verdienste im Bereich der Denkmalpflege und des Denkmalschutzes verliehen.[3] Ausgezeichnet werden sollen damit Personen oder Unternehmen, die sich um die vorbildliche Restaurierung eines Denkmals oder erhaltenswerten Gebäudes im Stadtgebiet von Bad Salzuflen, den Einsatz für den Denkmalschutz allgemein oder aber auch durch eine überragende Veröffentlichung zu einem denkmalpflegerischen Thema verdient gemacht haben. Entworfen wurde die Medaille von Peter Götz Güttler.
Merret Sievers, Stefan Wiesekopsieker: Rudolf Günther. Ein Bad Salzufler Architekt zwischen Historismus und Expressionismus (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Salzuflen. Band3). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 1996, ISBN 3-89534-181-9.
Stefan Wiesekopsieker: Der Bad Salzufler Architekt Rudolf Günther (1880–1941) und seine Bauten. In: Baumeister und Architekten in Lippe (= Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe). Band47. Aisthesis Verlag, Bielefeld 1997, ISBN 3-89528-206-5.
Franz Meyer (Hrsg.): Bad Salzuflen-Epochen der Stadtgeschichte. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2006, ISBN 978-3-89534-606-4.