Die Romantische Schule war die vorherrschende Stilrichtung im Schach im 19. Jahrhundert bis zu ihrem Niedergang in den 1880er-Jahren.[1] Sie wird durch scharfes und taktisches Spiel charakterisiert. Berühmt ist sie für spektakuläre Opfer und Kombinationen. Schach wurde noch weniger als Sport und stärker als Kunst aufgefasst.[2] Oftmals war es den Spielern dieser Epoche daher wichtiger besonders ästhetische Züge zu finden, als um jeden Preis zu gewinnen.[3] Auf die Romantische Schule folgten die Moderne Schule und die Hypermoderne Schule.[3][4]
Der Niedergang der Romantischen Schule beginnt mit dem Wiener Schachturnier von 1873, in dem der spätere SchachweltmeisterWilhelm Steinitz ein strategischeres und geschlosseneres Spiel popularisierte.[5] Mit diesem neuen Stil dominierte Steinitz in den folgenden Jahren die Schachwelt und begründete damit die Moderne Schule, die bis in die 1930er-Jahre vorherrschend blieb.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Romantische Schule verklärt und politisch instrumentalisiert. Es wurde behauptet, dass arische Spieler wie Morphy und Anderssen das romantische Schach dominiert hätten und dieses von einem „feigen, geizigen“ Spiel abgelöst wurde, das mit Steinitz und Emanuel Lasker Spieler jüdischer Herkunft vertreten würden.[7]Alexander Aljechin meinte sogar im Schachstil „den jüdischen Mangel an Mut und Gestaltungskraft“ nachweisen zu können.[8]
Der Begriff der Romantischen Schule nimmt Bezug auf die Epoche der Romantik, die zeitgleich in Musik, Literatur und bildender Kunst verlief. Auch das Ende der Romantik fällt grob mit Steinitz‘ neuen Konzepten zusammen.
↑Jeremy P. Spinrad: Antisemitism in chess. In: belkaplan.de. ChessCafe.com, abgerufen am 17. Dezember 2019.
↑Edmund Bruns: Das Schachspiel als Phänomen der Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. LIT Verlag, Münster 2003, ISBN 978-3-8258-6546-7, S.206.
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