Rolando Villazón wurde in Mexiko-Stadt geboren. Weil er in seiner Kindheit auf Wunsch seiner aus Österreich stammenden Urgroßmutter das Colegio Alemán Alexander von Humboldt besuchte[1], spricht er gut Deutsch. Im Alter von elf Jahren ging er an die Academia de Artes Espacios, wo er Unterricht in Musik, Schauspiel, Ballett und Modern Dance nahm.
Der Bariton Arturo Nieto weckte 1990 sein Interesse am Operngesang, und er wurde auch sein erster Gesangslehrer. Villazón setzte seine Gesangsausbildung am nationalen Musikkonservatorium bei Enrique Jaso fort und gewann zwei nationale mexikanische Gesangswettbewerbe. Danach betreute der Bariton Gabriel Mijares den jungen Tenor und brachte ihn auf den Weg zu einer internationalen Karriere.
Einen großen Erfolg hatte Villazón mit seiner Interpretation des Nemorino an der Seite von Anna Netrebko als Adina in der Oper L’elisir d’amore von Gaetano Donizetti an der Wiener Staatsoper im April 2005. Weltbekannt wurde er jedoch mit seiner leidenschaftlich-feurigen Interpretation des Alfredo in der La Traviata mit Anna Netrebko bei den Salzburger Festspielen im August 2005.
Seit Mitte 2006 musste Rolando Villazón mehrmals aus gesundheitlichen Gründen Auftritte absagen. Am 15. August 2007 gab Villázon bekannt, er wolle sich einige Monate zurückziehen, um wieder zu seiner gewohnten Vitalität zurückzufinden. Im Januar 2008 erfolgte sein Comeback an der Wiener Staatsoper in Werther. Sein großes Comeback plante er aber mit einem Konzert am 27. Juni 2008 vor dem Schloss Schönbrunn in Wien, das er anlässlich des Finales der Fußball-Europameisterschaft 2008 gemeinsam mit Plácido Domingo und Anna Netrebko gab.
Mit Anna Netrebko drehte er unter der Regie von Robert Dornhelm in Wien eine Verfilmung von La Bohème, wobei der Gesang bereits bei einer konzertanten Aufführung 2007 in München aufgezeichnet worden war. Diese wurde ab Oktober 2008 in europäischen Kinos gezeigt und im März 2009 auf DVD veröffentlicht. Im August 2008 trat er erneut bei den Salzburger Festspielen auf, diesmal als Romeo an der Seite von Nino Machaidze in Roméo et Juliette.
Ende Januar und Anfang Februar 2009 sang Villazón trotz einer Erkältung neben Anna Netrebko die Rolle des Edgardo in der Serie von Lucia di Lammermoor an der Metropolitan Opera in New York. Diese musste er allerdings nach wenigen Vorstellungen – und nachdem er mit Problemen während einer Aufführung zu kämpfen hatte – dann doch absagen. Im März 2009 zeigte er sich jedoch in Paris als Werther wieder auf der Höhe seiner Kräfte. Im April 2009 sagte Villazón alle weiteren Auftritte für 2009 ab, weil er sich wegen einer Zyste an den Stimmbändern einer Operation unterziehen musste. Im November 2009 teilte er auf seiner Homepage mit, dass er beabsichtige, im Jahr 2010 wieder aufzutreten.
Mitte März 2010 kehrte er auf die Bühne zurück. Im Sommer 2010 gab Villazón mehrere Konzerte in seinem Heimatland und stand drei Wochen für das Roadmovie Mein Mexiko vor der Kamera. Am 2. Oktober 2010 debütierte Villazón erfolgreich an der Mailänder Scala als Nemorino.[2]
Seit 2019 ist er für die Internationale Stiftung Mozarteum in Salzburg tätig und verantwortete zunächst das Marketing und die Kommunikation an der weltweit führenden Institution zur Bewahrung und Verbreitung des Erbes Wolfgang Amadeus Mozarts. Im Juli 2021 wurde bekannt, dass Villazón die künstlerische Leitung der Stiftung übernimmt. Er trägt damit auch die Gesamtverantwortung für den laufenden Konzertbetrieb und die künstlerischen Aktivitäten.[6]
Villazón ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Neuilly-sur-Seine.
Trivia
Er hat österreichische Vorfahren mit dem Namen Roth, die nach Mexiko emigrierten.
Mit elf Jahren wurde sein Gesangstalent vom Direktor einer Kunstakademie entdeckt, der zufällig in der Nachbarswohnung zu Gast war, als Villazón unter der Dusche sang. Daraufhin lud er den jungen Rolando zu einem Vorsingen ein.[1]
Villazón zeichnet gerne Karikaturen, besonders Selbstporträts; dazu lassen sich auf seiner Homepage zu vielen Produktionen Begleitzeichnungen finden.
Nach dem Schulabschluss wollte Villazón Priester werden[3] und verbrachte einige Monate in den Bergen in einem Kloster.
Vor der Gesangskarriere absolvierte Villazón ein Pädagogikstudium. Um es zu finanzieren, arbeitete er fünf Jahre als Lehrer und auch danach war er zunächst als Geschichtslehrer tätig.[7][3]
Seit 2007 ist Villazón Botschafter der Hilfsorganisation Rote Nasen Clowndoctors und tritt dort als Dr. Rollo in Krankenhäusern und Pflegeinstitutionen auf.[8][9]
Am 3. März 2007 ritt er in der Fernsehshow Wetten, dass..? auf einem Rodeo-Stier aus Plastik und sang anschließend mit dem Moderator Thomas Gottschalk im Duett auf Latein das Lied „Der Herr sei mit Euch“.[10] Am 21. März 2009 verlor er in dieser Show seine Wette und musste in der Münchner Olympiahalle das Lied „Mir san die lustigen Holzhackerbuam“ in Begleitung einer Blaskapelle singen und tanzte dazu einen Schuhplattler. Als Zugabe sang er noch einen Jodler.[11]
In der Rubrik „Bitte sagen Sie jetzt nichts – Interview ohne Worte“ des Magazins der Süddeutschen Zeitung wurde Villazón in Heft 48/2012 porträtiert.[12]
Rolando Villazón war in den Jahren 2014 und 2015 Juror des Songwriting-Wettbewerbs „Dein Song“ für Kinder und Jugendliche.[13]
Rolando Villazón hatte zwei Gastauftritte in der „Sesamstraße“: Er sang zusammen mit Ernie und Bert eine kindgerechte Version von „O sole mio“ als Eisverkäufer und erklärte zusammen mit Elmo das Wort „Temperament“.
Am 6. April 2024 nahm er in der 10. Staffel von The Masked Singer Deutschland als erster Prominenter unter der Maske von „Mysterium“ teil, in der Maske steckt erstmals in jeder Folge ein anderer Prominenter.
Diskografie
Bis Juni 2007 war er noch bei der Plattenfirma EMI verpflichtet, wechselte danach zur Deutsche Grammophon.
2009: Romeo et Juliette (Salzburger Festspiele 2008, mit Nino Machaidze) (2 DVDs)
2009: La Boheme (Opernfilm mit Anna Netrebko)
Romane
Kunststücke. Roman, aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen, Originaltitel: Malabares, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2014, ISBN 978-3-498-07065-6.
Lebenskünstler. Roman, aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017, ISBN 978-3-498-07067-0.
Amadeus auf dem Fahrrad, aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen, Rowohlt, Hamburg 2020, ISBN 978-3-498-07070-0.
Dokumentationen
2006 Rolando Villazón – ein mexikanischer Traum
2010 Rolando Villazón: Mein Mexiko (ein Roadmovie von Peter Schönhofer)