Die Rohan führen ihre Familie auf die bretonischen Könige zurück. Sicher ist jedoch nur, dass sie von Vizegrafen von Porhoët abstammen. Im Mittelalter verbündeten sich die Vicomtes de Rohan mehrfach mit den Herzögen der Bretagne, zuletzt 1407.
Im 18. Jahrhundert folgten vier Kardinäle aus der Familie Rohan als Fürstbischöfe von Straßburg aufeinander.
Die Ursprünge
Die Rohan stammen von den Vizegrafen von Porhoët ab, sowie – dem Familiengenealogen Pierre-Hyacinthe Morice de Beaubois (Dom Morice) folgend – vom mythischen bretonischen König Conan Meriadoc. Der älteste bekannte Familienangehörige ist Guethenoc, der das Schloss Josselin errichten ließ, der bereits zur Familie Rohan gezählt wird, obwohl erst sein Urenkel den Namen führte.
Josselins Sohn Eudon I. von Porhoët († nach 1092) heiratete Emma de Léon, Tochter des Vizegrafen von Léon; deren Söhne waren die Vizegrafen Geoffroy, Josselin und Alain I. de Rohan, Vicomte de Castelnoec († 1128). Geoffroys Sohn Eudon II. von Porhoët war von 1148 bis 1156 Herzog von Bretagne als Regent für seine Ehefrau Bertha. Geoffroys zweiter Sohn war Alain I. de la Ceoche, der ab 1172 in England nachgewiesen ist und dort 1190 starb. Seine Nachkommen sind die La Zouche, die 1799 ausstarben.
Alain I., der jüngste, ist der Erbauer der Burg Rohan, nach der er sich nun nannte, und der Stammvater der Familie Rohan. Sein Sohn Alain II. de Rohan († nach 1168) führte als erster den Titel Vicomte de Rohan.
Zehn Generationen lang führte die Familie Rohan diesen Titel, bevor Alain IX. de Rohan († 1462) die Grafschaft Porhoët als Enkel von Olivier V. de Clisson zurückerhielt. Mit seinem Enkel Jacques I. de Rohan erlosch die Linie dann aber 1527.
Parallel dazu begann jedoch der Aufstieg der Nachkommen eines Vetters Alains IX., des Herrn von Guéméné, Louis I. de Rohan († 1457), der aus der zweiten Ehe ihres Großvaters Jean I. de Rohan hervorging. Mit den Söhnen von Louis I. teilte sich dieser Zweig in zwei Linien, die ältere Linie Rohan-Gié (Pierre I. de Rohan wurde 1485 Prince de Rohan, sein Nachfahre Henri II. 1603 Duc de Rohan) und die jüngere Linie Rohan-Guéméné (1570 Prince de Guéméné, 1594 Duc de Montbazon).
Nach seinem Tod 1638 fiel sein großes Erbe an seine einzige überlebende Tochter Marguerite de Rohan (1616/17–1684). Trotz zahlreicher Ehebewerber teils königlichen Geblüts ging sie 1645 eine Liebesehe mit dem mittellosen katholischen Kleinadeligen Henri Chabot (1615–1655) aus dem Poitou ein. Sie erreichte gegen den Widerstand der jüngeren Rohan-Linie, dass ihr Mann zum 2. Herzog von Rohan erhoben und ihr illustrer Familienname an ihre Kinder weitergegeben wurde, wodurch die Familie Rohan-Chabot (des Mannesstammes Chabot) entstand. Diese Familie ist bis heute auf dem Schloss Josselin in der Bretagne ansässig, ein Zweig neuerdings durch Heirat auf dem Château de Bonnefontaine in Antrain. Auch das Schloss La Motte-Tilly gehörte im 20. Jahrhundert der Familie Rohan-Chabot.
Rohan-Guéméné-Montbazon-Soubise
Die jüngere Linie der Rohan war seit 1570 zum Prince de Guéméné, seit 1594 zum Herzog von Montbazon und Pair von Frankreich erhoben, seit 1667 auch zum Prince de Soubise. Sie stellte vier Fürstbischöfe von Straßburg. Nach einem Konkurs 1783, kurz vor der Französischen Revolution, emigrierte sie jedoch nach Böhmen und Österreich, wo sie bis heute blüht.
Château de Pontivy, ab 1604 Hauptsitz der Herzöge von Rohan
Die Rohan nutzten ab dem 17. Jahrhundert ihre angeblich königlich-bretonische Herkunft, um nicht nur in einen fürstlichen Rang aufzusteigen, sondern als Princes étrangers einen Rang zu erhalten, der den der Herzöge und Pairs noch übertraf. Ihr Ziel war es zum einen, die Souveränität der alten bretonischen Könige zu belegen, zum anderen ihre direkte Abstammung von ihnen – daher auch die Verwendung des Vornamens Mériadec in der Familie.
Beide Aussagen sind nicht offensichtlich und sogar umstritten. Die Rohan versuchten, ihre Sicht der Dinge durch Genealogen wie den Mauriner Pierre-Hyacinthe Morice de Beaubois, genannt Dom Morice zu untermauern, aber auch schlicht durch ihre Macht und ihren Reichtum durchzusetzen, also die Geschichte in ihrem Sinne zu verzerren – eine im Übrigen übliche Verfahrensweise in den Familien des Ancien Régime. Die Rohan sicherten ihren Anspruch und ihre Position durch
Erhebung ihres Grundbesitzes zu Fürstentümern (Guéméné, Soubise, Pays de Léon), sowie die Berufung zu Bischöfen von Straßburg und damit Reichsfürsten, und
ihre Nähe zu den Königen Ludwig XIV. (Madame de Soubise), Ludwig XV. (Maréchal de Soubise) und Ludwig XVI. (Madame de Marsan, die Schwester des Marschalls und Erzieherin der Schwestern des Königs, und Madame de Guéméné, die Erzieherin der Kinder Ludwigs XVI.).
Die Fürstbischöfe von Straßburg
Im 18. Jahrhundert folgten vier Kardinale aus der Familie Rohan als Fürstbischöfe von Straßburg aufeinander:
Beim Aussterben der Linie 1846 erbte der jüngere Zweig der Rohan-Guéméné, die Fürsten von Rochefort, die Titel eines Fürsten Rohan, Prince de Guéméné, Duc de Montbazon und Duc de Bouillon etc. sowie die böhmischen Güter, die sie 1945 im Zuge der Beneš-Dekrete jedoch wieder verloren.