Ein Entwicklungsmuster wurde 1966 auf der Moskauer Messe „Interorgtechnika“ erstmals öffentlich vorgestellt. Die Serienproduktion begann 1967 mit fünf Anlagen in den VEB RAFENA-Werken Radeberg, die 1969 als VEB Robotron-Elektronik Radeberg wie auch Elrema ins Kombinat Robotron eingegliedert wurde. Bis 1972 wurden in Radeberg 350 Stück von der R 300 produziert. Der Preis des Rechners betrug 3 Mio. Mark der DDR.[1] Um den hohen Preis zu amortisieren, wurde der Rechner rund um die Uhr im Dreischicht-Betrieb eingesetzt. Für die R 300 wurden spezielle Typengebäude als Rechenzentren entwickelt und gebaut. Diese Gebäude wurden später auch für die nachfolgenden Rechner der ESER-Serie verwendet.
Technik
Die R 300 war in Diode-Transistor-Logik (DTL) ausgeführt und enthielt 18.500 Bipolartransistoren sowie 43.000 Dioden.[1] Er erreichte bei einer Taktrate von 100 kHz eine Rechenleistung von zirka 3.000 bis 5.000 Instruktionen pro Sekunde. Als Arbeitsspeicher kam ein Kernspeicher zum Einsatz, welcher eine Speicherkapazität von anfangs 10.000 Zeichen, später 40.000 Zeichen besaß. Die Zugriffszeit des Hauptspeichers betrug 10 µs. Als zusätzliche Direktzugriffsspeicher kamen bis zu vier Trommelspeicher und ein Ferritkern-Zusatzspeicher mit 10.000 Zeichen zum Einsatz. Die Trommelspeicher hatten jeweils eine Kapazität von 10.000 Worten (je 10 Zeichen) und eine Zugriffszeit von 20 ms. Der Ferritkern-Zusatzspeicher konnte auch als Puffer für Magnetbandoperationen verwendet werden. Als externe Medien wurden Magnetbänder (schrankgroße Bandlaufwerke), Lochkarten und Lochstreifen eingesetzt. Die R 300 benötigte für ihre 45 Schränke eine Aufstellfläche von 35 m² und hatte ein Gewicht von 6.000 kg. Angaben zum Anschlusswert der R 300 bewegen sich von 15 kVA[1] bis 30…35 kVA.[2][3][4]
Ausgabemedium war u. a. ein Paralleldrucker (Zeilendrucker) mit 156 Zeichen pro Zeile auf Endlosdruckpapier. Damit waren daher auch grafische Darstellungen (Diagramme, aber auch Humoristisches) mittels Zeichen möglich. Programme (u. a. in Fortran) konnten z. B. als Lochstreifenrolle beim Personal abgegeben werden und wurden nach Eingangsreihenfolge abgearbeitet.[5]
Auf der R 300 wurde in einer eigenen Assemblersprache namens MOPS (Maschinenorientierte Programmiersprache) sowie in damals typischen Sprachen wie ALGOL und Fortran programmiert.[2][6]
350 Standorte und viele Einsatzgebiete und Softwareanwendungen
nach 1968 FDGB, Verwaltung der Sozialversicherung, Maschinelle Rechenstation, Leipzig
↑ abGroßrechner R300. In: robotrontechnik.de. Rüdiger Kurtz, 6. Februar 2023, abgerufen am 28. Januar 2024.
↑Elektronische Datenverarbeitungsanlage R300. In: robotron – Geschichte(n) und Technik. Förderverein für die Technischen Sammlungen der Stadt Dresden, abgerufen am 28. Januar 2024.
↑ abDatentechnik – EDVA R300. In: Betriebsgeschichte ROBOTRON Radeberg. Arbeitsgruppe Betriebsgeschichte ROBOTRON Radeberg, 29. August 2015, abgerufen am 28. Januar 2024.
↑Informatik-Praktikum an der Ingenieurhochschule Mittweida im Jahre 1981
↑Programmiersprachen. In: robotrontechnik.de. Rüdiger Kurth, 3. Mai 2023, abgerufen am 28. Januar 2024.
↑Einzelvorhaben (EDVA R 300 Dresden). In: Deutsche Digitale Bibliothek. Stiftung Preußischer Kulturbesitz, 12. Juli 2023, abgerufen am 28. Januar 2024.
↑Als ein PC noch groß wie eine Garage war. In: Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2. Oktober 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2020; abgerufen am 24. Oktober 2020.
↑Thomas Brandenburg: 800 Jahre Beierfeld/Rockstroh. Aue 2008.