Ab 1908 arbeitete Paribeni am Museo Nazionale Romano, das er von 1909 bis 1928 als Direktor leitete. Neben räumlichen Erweiterungen und einem deutlichen Ausbau des Sammlungsbestandes widmete er sich in dieser Rolle dem Ausstellungskonzept und der Systematisierung der Sammlungen antiker und neuzeitlicher Objekte. Zu diesen Aufgaben trat 1919 die Soprintendenz über die Ausgrabungen und Museen in den Provinzen Rom und Aquila, ab 1922 zusätzlich über die Ausgrabungen in Ostia Antica. Während dieser Zeit ruhten seine Interessen für den östlichen Mittelmeerraum nicht, zumal er – ein glühender Nationalist – wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich als Mittel zur Absicherung politischer und wirtschaftlicher Ansprüche Italiens sah. So verfasste er für Halbherr 1913 Berichte an das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten über die Möglichkeiten archäologischer Forschungen in Anatolien, die detaillierte Informationen zu den wirtschaftlichen Potentialen der Region enthielten. Nach Ende des Ersten Weltkriegs, den er von 1917 bis 1918 im Rang eines Leutnants in Palästina verbrachte, verwaltete er von 1919 bis 1943 mehr oder minder regelmäßig die für die Vorhaben der italienischen archäologischen Missionen vorgesehenen Mittel und erweiterte die zuvor vornehmlich auf Kreta, Ägypten und Anatolien gerichteten Forschungsvorhaben auch auf den Dodekanes und Tripolitanien, auf Malta und Albanien.
Im Jahr 1928 erreichte Paribeni, ein überzeugter Anhänger des italienischen Faschismus, den Höhepunkt seiner Karriere als Generaldirektor für Altertümer und schöne Künste beim Ministero dell’Educazione Nazionale, das von Benito Mussolini als Ersatz für das Ministero della Pubblica Istruzione (Kultusministerium) neu eingerichtet worden war. Während der fünf Jahre seiner Amtsführung nahm er die Bestandsaufnahme des nationalen Kulturguts auf, sicherte dem Staat exponierte Kunstwerke wie die Tempesta von Giorgione und brachte die dritte Serie des Bollettino d’Arte auf den Weg. Wegen seiner Abneigung gegenüber der zeitgenössischen faschistischen Kunst wurde Paribeni 1935 an das Istituto Storico Italiano versetzt – für Paribeni, der seit 1923 Mitglied der Accademia Nazionale dei Lincei, seit 1929 Mitglied der von Mussolini geschaffenen Reale Accademia d’Italia und seit 1930 Direktor der archäologischen Sektion der Enciclopedia Italiana war, eine ungeheuerliche Herabwürdigung seiner Person und seiner Leistungen.
Mit dem Ende des Faschismus wurde Paribeni als Mitglied der Faschistischen Partei aller Ämter und Titel enthoben, 1946 seine Mitgliedschaft in der Accademia Nazionale dei Lincei aufgehoben. Die Universität Mailand erreichte 1946 seine Wiedereinstellung und Paribeni lehrte dort bis zu seiner Pensionierung 1951. Auch behielt er den Vorsitz der ersten Sektion des Consiglio superiore di Antichità e Belle Arti.
Roberto Paribeni heiratete 1910 Francesca Cicconetti und hatte mit ihr die beiden Söhne Enrico (1911–1993), selbst ein bedeutender Archäologe, und Marcello.
Schriften (Auswahl)
Umfassendes Verzeichnis der Schriften Roberto Paribenis: Enrico Paribeni, Gianfilippo Carettoni In: Giovanni Battista Pighi (Hrsg.): Studi in onore di Aristide Calderini e Roberto Paribeni. Band 1. Ceschina, Mailand 1956, S. LXVII–LXXXV.
L’Italia e il Mediterraneo orientale. L’Italiana, Rom 1916.
Guerra e politica nel paese di Gesù. Avsonia, Rom 1919.
Saggio di bibliografia anatolica. Officine grafiche Ferrari, Venedig 1921.
Malta. Danesi, Rome 1925.
Optimus Princeps. Zwei Bände. Principato, Messina 1926–27.
Il ritratto nell’arte antica. Treves, Mailand 1934.
L’Italia imperiale da Ottaviano a Teodosio. Mondadori, Mailand 1939.
Imperia. Paideia, Arona 1949.
Istituto di studi romani: Storia di Roma:
Le origini, il periodo regio, la repubblica, sino alla conquista del primato in Italia (= Storia di Roma. Band 1). Cappelli, Bologna 1954.
L'età di Cesare e di Augusto (= Storia di Roma. Band 5). Cappelli, Bologna 1950.
Da Diocleziano alla caduta dell'Impero d'Occidente (= Storia di Roma. Band 8). Cappelli, Bologna 1941
Literatur
Paribeni, Roberto. In: Enciclopedia Italiana. Bd. 21. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1935.
Paribeni, Roberto. In: Enciclopedia Italiana. Appendix 3. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1961.
Andrea Paribeni: Roberto Paribeni. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 81: Pansini–Pazienza. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2014, mit umfangreichem Literaturverzeichnis zu Leben und Wirken Paribenis, insbesondere auch während der Zeit des Faschismus.
Massimiliano Munzi: Roberto Paribeni (1876-1956). In: Gunnar Brands, Martin Maischberger (Hrsg.): Lebensbilder – Klassische Archäologen und Nationalsozialismus Bd. 2 (= Menschen – Kulturen – Traditionen. Studien aus den Forschungsclustern des Deutschen Archäologischen Instituts. Bd. 2, 2). VML, Verlag Marie Leidorf, Rahden, Westf. 2016, S. 113–129.