Robert Harron war das zweite von neun Kindern einer irischen, streng katholischen Einwandererfamilie aus der Arbeiterklasse. Ein Teil seiner Geschwister, darunter der Schauspieler John Harron (1903–1939), folgte ihm später in die Filmindustrie. Er besuchte die katholische St. Joseph’s Parochial School in New York. 1907, im Alter von 13 Jahren, begann er mit für den Unterhalt seiner Familie zu sorgen und für die American Biograph zu arbeiten. Er machte für anfangs fünf US-Dollar die Woche Botengänge, zimmerte Bühnenbilder und war Putzhilfe.[1] Im selben Jahr hatte er auch seinen ersten Filmauftritt, in Dr. Skinum. Seit The Valet’s Wife (1908) gehörte er fest zur Schauspielertruppe um den Regisseur D. W. Griffith. Der kinderlose Regisseur soll auf Harron fast wie auf einen Sohn geblickt haben und pflegte ein herzliches Verhältnis zu ihm.[2]
Harron bekam zunehmend mehr und größere Rollen aufgetragen. Er begann in allen Genres zu spielen und bildete mit seiner schlanken, jungenhaften Erscheinung meistens den Gegenpart zu Griffiths Hauptdarstellerinnen wie Mae Marsh, Lillian Gish, Dorothy Gish, Blanche Sweet und Mary Pickford, deren jugendliches Aussehen ihnen ebensolche Rollen bescherte und mit denen er jeweils mehrfach ein Liebespaar spielte.[3] Oft verkörperte Harron naive und sensible junge Männer an der schwierigen Schwelle zwischen Jugend und Erwachsensein.[4] Zu Harrons heute bekanntesten Filmen gehören die großen Griffith-Epen Judith von Bethulien (1914), Die Geburt einer Nation (1915) und Intoleranz (1916), in dem er als fälschlicherweise wegen Mordes verurteilter junger Mann eine seiner eindringlichsten Darstellungen bot, sowie True Heart Susie (1919).
Sein Tod, verursacht durch einen selbstausgelösten Pistolenschuss durch seine linke Lunge, ist bis heute Gegenstand von Spekulationen. Zeitzeugen wie Lillian Gish und Victor Heerman bezeichneten den Tod später als Unfall: Harron habe eine gefährlich herumliegende Pistole, mit der sein kleiner Bruder gespielt habe, eingesteckt. Aus dieser habe sich dann versehentlich ein Schuss gelöst, als er seine Hose ausgezogen habe. Auch Harron selbst soll an seinem Sterbebett geäußert haben, es sei ein Unfall gewesen.[5][6] Allerdings wirkt diese Erzählung leicht bizarr und so hält sich das Gerücht eines Suizids. Manchmal wird angeführt, Harron sei über die Besetzung von Richard Barthelmess in der Hauptrolle von Griffiths neuem Drama Weit im Osten (1920) untröstlich gewesen und habe deswegen Suizid begangen. Allerdings ist diese Behauptung falsch, denn Harrons Verhältnis zu Griffith war weiterhin freundschaftlich und seine Karriere befand sich im Aufschwung: Er hatte wenige Monate zuvor einen Vertrag bei Metro Pictures Corporation unterschrieben, der ihm ein hohes Gehalt und künstlerische Freiheit in Form der Gründung einer eigenen Produktionsfirma ließ.[7]
Harron schien zunächst zu genesen, starb aber vier Tage nach dem Vorfall an den Verletzungen. Kollegen beschrieben den unverheirateten Darsteller als schüchtern in Gegenwart von Frauen, obgleich ihm eine eher kinderhafte Romanze mit Dorothy Gish nachgesagt wurde.[8][9] Er war in seiner nur 13-jährigen Filmkarriere an mehr als 200 Filmen als Darsteller beteiligt. Posthum wurde Coincidence, sein einziger Film bei Metro, veröffentlicht.
Filmografie
Anmerkung: 1907–1913 nur Kurzfilme, danach Kurzfilme extra gekennzeichnet
↑Eve Golden: Golden Images: 41 Essays on Silent Film Stars. McFarland, 2015, ISBN 978-0-7864-8354-9 (google.de [abgerufen am 27. Oktober 2020]).
↑Eve Golden: Golden Images: 41 Essays on Silent Film Stars. McFarland, 2015, ISBN 978-0-7864-8354-9 (google.de [abgerufen am 27. Oktober 2020]).
↑Eve Golden: Golden Images: 41 Essays on Silent Film Stars. McFarland, 2015, ISBN 978-0-7864-8354-9 (google.de [abgerufen am 27. Oktober 2020]).
↑Anthony Slide: Silent Players: A Biographical and Autobiographical Study of 100 Silent Film Actors and Actresses. University Press of Kentucky, 2010, ISBN 978-0-8131-2708-8 (google.de [abgerufen am 27. Oktober 2020]).
↑Anthony Slide: Silent Players: A Biographical and Autobiographical Study of 100 Silent Film Actors and Actresses. University Press of Kentucky, 2010, ISBN 978-0-8131-2708-8 (google.de [abgerufen am 27. Oktober 2020]).
↑Eve Golden: Golden Images: 41 Essays on Silent Film Stars. McFarland, 2015, ISBN 978-0-7864-8354-9 (google.de [abgerufen am 27. Oktober 2020]).
↑Eve Golden: Golden Images: 41 Essays on Silent Film Stars. McFarland, 2015, ISBN 978-0-7864-8354-9 (google.de [abgerufen am 27. Oktober 2020]).
↑Anthony Slide: Silent Players: A Biographical and Autobiographical Study of 100 Silent Film Actors and Actresses. University Press of Kentucky, 2010, ISBN 978-0-8131-2708-8 (google.de [abgerufen am 27. Oktober 2020]).
↑Eve Golden: Golden Images: 41 Essays on Silent Film Stars. McFarland, 2015, ISBN 978-0-7864-8354-9 (google.de [abgerufen am 27. Oktober 2020]).
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