Heinlein war das dritte von sieben Kindern von Rex Ivar und Bam Lyle Heinlein. Einige Monate nach seiner Geburt zog die Familie nach Kansas City, Missouri, wo er aufwuchs. 1925 wurde er an der Marineakademie von Annapolis zugelassen und machte dort 1929 seinen Abschluss. Anschließend war Heinlein auf verschiedenen Schiffen, darunter auch auf dem damals modernsten Flugzeugträger der USA, der USS Lexington, stationiert, bevor er 1934 wegen einer Tuberkulose seine Marinekarriere beenden musste. Er studierte Mathematik und Physik an der University of California, Los Angeles, musste dies aber nach einigen Wochen wegen eines Krankheitsrückfalls wieder beenden. Danach versuchte er sich in verschiedenen Berufen, unter anderem mit wenig Erfolg im Silberbergbau, als Politiker und im Immobiliengeschäft, und ging 1938 nahezu bankrott.
Heinlein war zweimal verheiratet. Seine erste Ehe mit Leslyn MacDonald dauerte von 1932 bis 1947 und endete mit einer Scheidung. Seine zweite Ehe mit Virginia Doris Gerstenfeld (* 22. April 1916; † 18. Januar 2003) dauerte von 1948 bis zu seinem Tod.[1][2] Beide Ehen blieben kinderlos. Am 9. Mai 1988 starb Robert A. Heinlein, nachdem er bereits in den 1970er Jahren mehrfach lebensbedrohlich erkrankt war, an den Folgen einer Atemwegserkrankung.
Heinlein wurde vor allem durch die Ansichten und Werte seiner Zeit beeinflusst, auch seine militärischen Erfahrungen übten starken Einfluss auf seinen Charakter und seine Werke aus. In Tramp Royale, einem postum veröffentlichten Reisebericht aus der McCarthy-Ära, erwähnt er, dass viele Amerikaner im Zusammenhang mit Joseph McCarthy von einer „Schreckensherrschaft“ sprächen, dass ihm dies aber keinen Schrecken einjage.[3]
Angeregt durch eine Zeitungsanzeige, schrieb Heinlein 1939 seine erste KurzgeschichteLife Line (Rettungsseil), welche in einem Science-Fiction-Magazin (Astounding Science Fiction, Hrsg. John W. Campbell) veröffentlicht wurde. Fortan widmete sich Heinlein nur noch der Literatur.
Im Rahmen des Future-History-Zyklus erschienen bis Anfang der 1950er Jahre weitere 16 Kurzgeschichten und vier Romane. Heinlein schuf damit „seine Zukunft der Menschheit bis in das 23. Jahrhundert“ und gab einen Einblick in die soziale, politische und kulturelle Umwelt seiner Protagonisten.
In den folgenden Jahren verfasste Heinlein vor allem eine umfangreiche Sammlung von Science-Fiction-Romanen für Jugendliche und junge Erwachsene, die zunehmend komplexer wurden und 1959 im umstrittenen Starship Troopers kulminierten. 1961 dann markiert Heinleins berühmtester und einflussreichster Roman, Stranger in a Strange Land (deutscher Titel: Fremder in einer fremden Welt), in seinem Werk den Wendepunkt hin zu „reifer“ Science-Fiction mit weiteren zehn Romanen. Heinleins Bücher hatten auch gesellschaftliche Auswirkungen, so regte Stranger in a Strange Land unter anderem auch die Entwicklung von Vorläufern der Polyamory-Subkultur in den 1960er Jahren mit an.
Heinleins Zukunftsfantasien beruhen sehr stark auf den Idealen des Libertarismus, zu dem sich der Autor bekannte. Er zählte zu den erfolgreichsten Autoren der Science-Fiction, da er unter anderem sechsmal den Hugo Award errang und als einer der SFWA-„Großmeister der Science-Fiction“ galt.
Einige Werke Heinleins wurden verfilmt, wie zum Beispiel Rocket Ship Galileo (als Destination Moon, dt. Endstation Mond) und Starship Troopers; Weltraum-Kadetten diente als Vorbild für die FernsehserieTom Corbett, Space Cadet. Vor allem anfangs erschienen einige seiner Romane in der Originalsprache oder in Übersetzungen nur in gekürzter Form.[4] In seinen Erzählungen prägte Heinlein diverse Wörter, die zu einem festen Bestandteil der englischen Sprache wurden. Zu den verbreitetsten gehören die Wörter „grok“ (deutsch „groken“, in etwa „verstehen“), „TANSTAAFL“ und „Waldo“ (robotischer Manipulatorarm). Seine Kurzgeschichte Im Kreis (engl. Titel By His Bootstraps) hatte großen Einfluss auf das Genre der Zeitreisegeschichten und gilt als eine der bisher am häufigsten veröffentlichten SF-Kurzgeschichten.
Future History
Die Future History (FH) besteht aus einer ganzen Reihe von Kurzgeschichten, Kurzromanen, Erzählungen und Romanen. Die komplette Future History wird durch die beiden Sammelbände Orphans of the Sky und The Past Through Tomorrow abgedeckt:
Methuselah’s Children. 1941 (erweitert 1958)
Die Ausgestoßenen der Erde. Goldmann, 1963.
The Man Who Sold the Moon. 1950.
Der Mann, der den Mond verkaufte. Heyne, 1971.
Let There Be Light. 1940 (Es werde Licht. nicht FH)
The Man Who Sold the Moon. 1949 (Der Mann, der den Mond verkaufte)
The Roads Must Roll. 1940 (Die Straßen müssen rollen)
The Green Hills of Earth. 1951.
Die grünen Hügel der Erde. Goldmann, 1964.
Ordeal in Space. 1948 (Das All hat keinen Boden)
We Also Walk Dogs. 1941 (Alldienst macht alles)
Logic of Empire. 1941 (Auktion auf der Venus)
Space Jockey. 1947 (Ein gefährlicher Beruf)
The Green Hills of Earth. 1951 (Die grünen Hügel der Erde)
Delilah And the Space Rigger. 1949 (Grundsätzliche Erwägungen …)
It’s Great to Be Back! 1947 (Die Mondsüchtigen)
Gentlemen, Be Seated. 1948 (Nehmen Sie Platz, meine Herren!)
The Roads Must Roll. 1940 (Die Straßen müssen rollen)
Blowups Happen. 1940 (Katastrophen kommen vor)
The Man Who Sold the Moon. 1949 (Der Mann, der den Mond verkaufte)
Delilah and the Space Rigger 1949 (Delilah und der Raummonteur)
Space Jockey. 1947 (Raum-Jockey)
Requiem. 1940 (Requiem)
The Long Watch. 1949 (Die Wache)
Gentlemen, Be Seated. 1948 (Nehmen Sie Platz, meine Herren!)
It’s Great to Be Back! 1947 (Wie schön, wieder zu Hause zu sein!)
The Black Pits of Luna. 1948 (Die schwarzen Klüfte Lunas)
We Also Walk Dogs. 1941 (Wir führen auch Hunde spazieren)
Searchlight. 1962 (Suchscheinwerfer)
Ordeal in Space. 1948 (Zerreißprobe im All)
The Green Hills of Earth. 1951 (Die grünen Hügel der Erde)
Logic of Empire. 1941 (Imperialistische Logik)
The Menace From Earth. 1957 (Das Ekel von der Erde)
If This Goes On. 1940 (Wenn das so weitergeht …)
Coventry. 1940 (Coventry)
Misfit. 1939 (Außenseiter)
Methuselah’s Children. 1958 (Methusalems Kinder)
Heinlein Juveniles
Als sog. „Heinlein Juveniles“ (Jugendromane) gelten insgesamt zwölf Romane Heinleins, die in den Jahren 1947–1958 bei Scribner erschienen sind. Zusammen erzählen sie eine zusammenhängende Geschichte der Eroberung des Weltraums. Als 13. Geschichte der Juveniles gilt Starship Troopers (Sternenkrieger), das von Scribners abgelehnt wurde und stattdessen bei Putnams erschien.
Ein Doppelleben im Kosmos. Übersetzung aus dem Amerikanischen ins Deutsche Else von Hollaender-Lossow. Wilhelm Heyne Verlag, München 1984, ISBN 3-453-30848-4.
Doppelstern. Übersetzung aus dem Amerikanischen ins Deutsche Thomas Kneifer. Durchsicht und Überarbeitung Christian Ebert. Wilhelm Heyne Verlag, München 2018, ISBN 978-3-453-31738-3.
The Menace From Earth. auch: Project Nightmare. 1959.
Unternehmen Alptraum. Heyne, 1971.
Columbus Was a Dope. 1947 (Kolumbus war ein Depp)
Project Nightmare. 1953 (Unternehmen Alptraum)
Sky Lift. 1953 (Himmelsbrücke)
Goldfish Bowl. 1942 (Erwachen im Goldfischglas)
The Menace From Earth. 1959 (Das Biest von der Erde.FH)
The Year of the Jackpot. 1952 (Im Jahr der Zeichen und Wunder)
The Best of Robert A. Heinlein. 1973.
Destination Moon. 1979.
Expanded Universe. 1980.
Requiem: New Collected Works. 1992.
Weitere Kurzgeschichten
Beyond Doubt. 1941 (Die Statuen der Osterinsel)
By His Bootstraps. 1941 (Im Kreis). Auf Deutsch in der Diogenes-Anthologie Die besten Science Fiction Geschichten. Zürich 1962! ISBN 978-3-257-00905-7.
The Man Who Traveled in Elephants. 1957 (Der Mann, der in Elefanten reiste)
Sachbücher (nach seinem Tod publiziert)
Grumbles from the Grave. 1989.
Tramp Royale. 1992.
Take Back Your Government. 1993.
Kritik
Trotz seiner großen Erfolge und seines unbestrittenen großen Einflusses auf die Entwicklung des Science-Fiction-Genres ist Heinlein auch ein umstrittener Autor. Im Lexikon der Science Fiction Literatur[5] steht hierzu:
„Kritiker werfen [Heinlein] einen Hang zum Militarismus vor (besonders in dem berüchtigten Roman Starship Troopers, wo demokratische Rechte nur dem gewährt werden, der Wehrdienst geleistet hat) und gelegentlich sogar Ansätze zu faschistischem Gedankengut. Auch zeigt er deutliche Vorliebe für autoritäre Starrköpfe. Hinzu kommt bei seinen Spätwerken ein Drang zu oft peinlich empfundenen Schilderungen sexueller Beziehungen alternder Protagonisten zu jungen Frauen.“
Das Zitat „A Pedestrian could be defined as a man who had found a place to park his car.“ („Ein Fußgänger könnte als ein Mensch definiert werden, der einen Parkplatz für seinen Wagen gefunden hatte …“), welches unter anderem Joachim Fuchsberger zugeschrieben wird, stammt aus der Heinlein-Kurzgeschichte The Roads Must Roll aus dem Jahr 1940 (Astounding Science Fiction).
In dem Film Explorers – Ein phantastisches Abenteuer (1985) hält der naturwissenschaftlich begabte Schüler Wolfgang Müller (River Phoenix) eine Maus mit dem Namen Heinlein als Haustier. Die Maus kann in ihrem Käfig verschiedene Schalter, die mit einem Stimmsynthesizer verbunden sind, betätigen und so ihren Namen sagen.
Heinlein Society
Die Heinlein-Gesellschaft (Heinlein Society) wurde 1997 von Virginia Heinlein im Namen ihres Mannes gegründet, um das Andenken des „pay forward“ (frei übersetzt: „tue anderen etwas Gutes“) als Vermächtnis an zukünftige Autoren-Generationen von sogenannten „Heinlein-Kindern“ weiterzugeben.[9]
Die Gesellschaft hat dabei folgende Programme im Fokus:[10]
„Bereitstellung von Ausbildungsmaterialien für Lehrer“
„Förderung der schulischen Forschung und der allgemeinen Diskussion über das Werk und die Ideen von Robert Anson Heinlein“
Vergabe von Stipendien
Robert A. Heinlein Award
Die Heinlein-Gesellschaft hat 2003 auch den Robert A. Heinlein Award ins Leben gerufen. Dieser wird vergeben für „außergewöhnliche Veröffentlichungen im Bereich Science Fiction oder technischer Veröffentlichungen, die die menschliche Erforschung des Alls inspirieren“. Der Preis wird von der Baltimore Science Fiction Society verwaltet und in Form einer Silbermedaille mit dem Bild Heinleins verliehen.[12] Die Medaille wurde vom Künstler Arlin Robbins gestaltet.
H. Bruce Franklin: Robert A. Heinlein: America as Science Fiction. Oxford University Press, Oxford 1980, ISBN 0-19-502746-9.
James Gifford: Robert A. Heinlein: A Reader’s Companion. Nitrosyncretic Press, Sacramento 2000, ISBN 0-9679874-1-5.
Hardy Kettlitz: Robert A. Heinlein: Puppenspieler und Sternenkrieger. Mit Beiträgen von Arno Behrend und John Clute und einer Bibliographie von Hans-Peter Neumann. Shayol, Berlin 2010, ISBN 978-3-926126-90-0.
William H. Patterson Jr.: Robert A. Heinlein: in dialogue with his century. Vol. 1: 1907–1948, learning curve. Tor, New York 2010, ISBN 978-0-7653-1960-9.
William H. Patterson Jr.: Robert A. Heinlein: in dialogue with his century. Vol. 2: 1948–1988, The Man Who Learned Better. New York 2014, ISBN 978-0-7653-1961-6.
William H. Patterson Jr., Andrew Thornton: The Martian Named Smith: Critical Perspectives on Robert A. Heinlein’s Stranger in a Strange Land. Nitrosyncretic Press, Sacramento 2001, ISBN 0-9679874-2-3.
George Edgar Slusser: Robert A. Heinlein: Stranger in His Own Land. The Borgo Press, San Bernardino, CA 1976.
Leon E. Stover: Robert A. Heinlein. Twayne, Boston 1987, ISBN 0-8057-7509-9.
Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn, Wolfgang Jeschke: Lexikon der Science Fiction Literatur. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-02453-2, S. 533–537.
Robert Reginald: Science Fiction and Fantasy Literature. A Checklist, 1700–1974 with Contemporary Science Fiction Authors II. Gale, Detroit 1979, ISBN 0-8103-1051-1, S. 934.
Robert Reginald: Contemporary Science Fiction Authors. Arno Press, New York 1974, ISBN 0-405-06332-6, S. 127 f.
Donald H. Tuck: The Encyclopedia of Science Fiction and Fantasy through 1968. Advent, Chicago 1974, ISBN 0-911682-20-1, S. 213–216.
Elizabeth Anne Hull: Heinlein, Robert A(nson). In: Noelle Watson, Paul E. Schellinger: Twentieth-Century Science-Fiction Writers. St. James Press, Chicago 1991, ISBN 1-55862-111-3, S. 365–368.
Bartholomäus Figatowski: Am Puls der Menschheit. Ein Streifzug durch Robert A. Heinleins Future History. In: Sascha Mamczak, Sebastian Pirling, Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 2011. Wilhelm Heyne Verlag, München 2011, ISBN 978-3-453-53379-0, S. 107–154.
↑Die angegebenen ISBN beziehen sich teils auf spätere Auflagen der Ausgabe (die ISBN wurde erst 1972 eingeführt). Einige Romane wurden auch zunächst in Heftform (in der Regel in mehreren Teilen) veröffentlicht.
↑William H. Patterson, Jr.: The Authorized Biography of Robert A. Heinlein. Vol. 2. Tom Doherty Associates Book, New York 2014, ISBN 978-0-7653-1961-6, S. 476.