Als Tm 2/2 werden diesel- oder benzinbetriebene Traktoren (Kleinlokomotiven) der Rhätischen Bahn (RhB) bezeichnet. Das Achsverhältnis 2/2 wird bei anderen Bahnen in der Regel nicht am Fahrzeug angeschrieben, bei der RhB aber schon.
Die RhB besass im Laufe der Jahre insgesamt 42 zweiachsige Traktoren mit Verbrennungsmotoren. Davon haben sechs eine Funkfernsteuerung und tragen deshalb die Bezeichnung Tmf 2/2. Die verbleibenden 36 Fahrzeuge teilen sich auf in 26 heute orange Rangierfahrzeuge und 10 heute gelbe Baudiensttraktoren. Bis in die 1980er Jahre waren die Traktoren rotbraun oder oxydrot, die ersten Traktoren die hier nicht aufgelistet sind, beispielsweise der Tm 2/2 51 aus dem Jahre 1927 waren ursprünglich grün.
Zwischen 1957 und 1969 lieferte die Firma Robert Aebi (RACO) die dieselmechanischen Traktoren Tm 2/2 64 bis 67, dann 62 und 63, weiter 57 bis 61 und schliesslich noch die 56. Die Nummerierung erfolgte vor den schon vorhandenen Tm 2/2 68 und 69. Basis für diese Fahrzeuge waren die Tm II der SBB. Der mechanische Aufbau wurde von RACO entwickelt und gebaut, der Dieselmotor war von Saurer-SLM. Die Kraftübertragung vom Motor auf die Achsen erfolgte mittels Kettenantrieb, dadurch sind diese Traktoren nur für den leichten Verschubdienst an Bahnhöfen geeignet. Bei einem Umbau in den Jahren 1989–90 wurden die Moteren von SLM durch solche von Cummins ausgetauscht, dabei wurden die Nummern auf 15 bis 26 geändert und die Traktoren dabei in die Ablieferungsreihenfolge gebracht. Die ursprünglich rotbraun, heute orange lackierten Fahrzeuge sind 5,06 m lang und 9 t schwer. Sie bestritten den Rangierdienst auf Stationen mit kleinem bis mittlerem Güteraufkommen, wobei die meisten der 12 Traktoren ihrer jeweiligen «Heimatstation» fest zugeteilt waren. Im Juni 2021 wurden dei letzten drei Tm 2/2 15, 20 und 25 an französische Touristikbahnen abgegeben, womit dieser Typ gänzlich vom Netz der RhB verschwunden ist.[3]
Nr. 91 und 92
Bei den 1959 ebenfalls von RACO gebauten Tm 2/2 91 und 92 stimmen viele Baugruppen, beispielsweise Rahmen und Führerhaus, mit den Stationstraktoren (Nr. 56 bis 67) überein. Die Traktoren wurden für den gemischten Einsatz in Rangier- und Bahnbetrieb vorgesehen. Im Gegensatz zu den Stationstraktoren erfolgt die Kraftübertragung über ein stufenloses hydrostatisch Getriebe, wobei ein nur im Stillstand zu betätigendes Zweiganggetriebe vorgeschaltet ist. Die beiden gelben Fahrzeuge wurden in den Jahren 2006 (91) und 2007 (92) von der Dampfbahn Furka-Bergstrecke übernommen und kommen dort hauptsächlich im leichten Baudienst zum Einsatz. Das verlängerte Dach schützt mitgeführte Baumaterialien vor der Witterung.
Beim Bau der 1985 wiederum von Raco gelieferten Tm 2/2 81 bis 84 flossen viele Erfahrungen der RhB ein. Die speziell für den Baudienst konzipierten Traktoren verfügen über ein geräumiges Führerhaus, eine kippbare Ladepritsche und einen hydraulischen Kran. Die gelb lackierten Fahrzeuge sind 8,79 m lang und 22 t schwer; ihre Leistung beträgt 205 kW. Ein hydraulischer Drehmomentwandler überträgt die Kraft des Cummins-Dieselmotors auf ein Dreigang-Lastschaltgetriebe, wobei eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h erreicht wird. Die damals neuartige Wirbelstrombremse bewährte sich gut. Nach einem Unfall wurde der Tm 2/2 82 im Jahre 1997 ausrangiert.
Die Tmf 2/2 sind Traktoren mit Funkfernsteuerung die zwischen 1991 und 1994 von der Firma Robert Aebi & Cie in Regensdorf in 6 Exemplaren unter der Typenbezeichnung 420 CT4H hergestellt wurden. Sie dienten den zehn Traktoren Tm 2/2 111 bis 120 von Schöma als Vorbild die in den Jahren 2001 bis 2006 ohne Funkfernsteuerung nachgebaut wurden.
Tm 2/2 von Schöma
Nr. 93
Der 1971 von Schöma hergestellte Tm 2/2 93 wurde zunächst in Österreich beim Bau vom Tauerntunnel, später ab 1974 beim Bau des Arlberg-Straßentunnel eingesetzt. Nach nur 7 Jahren Einsatz wurde er abgestellt. 1980 wurde er an die RhB verkauft. Nach einer Umspurung von 900 mm auf 1 000 mm im Jahre 1981 wurde er in Untervaz stationiert.
Nr. 111 bis 120
Schließlich beschaffte die RhB im Jahr 2002 bei Schöma die Traktoren Tm 2/2 111 bis 114. Hierbei handelt es sich um einen Nachbau der Serie Tmf 2/2 85-90, wobei man allerdings auf die (nur selten verwendete) Funkfernsteuerung verzichtete. Diese Traktoren besorgen den Rangierdienst auf größeren Stationen, beispielsweise Thusis, Ilanz und Davos Platz. Im Jahre 2006 kamen weitere sechs Traktoren Tm 2/2 115–120 dazu, damit die Tmf 2/2 85–90 an die Infrastruktur übergehen konnten.
Tm 2/2 von Windhoff
Nr. 95 bis 98
Die 1998 gebauten Baudiensttraktoren Tm 2/2 95 bis 98 entsprechen weitgehend den im Jahre 1985 gebauten Tm 2/2 81 bis 84. Sie wurden jedoch nicht mehr von RACO, sondern von Windhoff gebaut. Ursprünglich war nur die Bestellung von zwei Stück vorgesehen. Unter anderem wegen des Unfalls von Tm 2/2 82 im Jahre 1987 der zu dessen Abbruch im Jahre 1998 führte, wurden zwei weitere Stück nachbestellt.
Wolfgang Finke, Hans Schweers: Die Fahrzeuge der Rhätischen Bahn: Lokomotiven, Triebwagen, Traktoren. In: Wolfgang Finke (Hrsg.): Die Fahrzeuge der Rhätischen Bahn, 1889–1996. Band3. Schweers + Wall, Aachen 1998, ISBN 3-89494-105-7 (223 S., [eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ]).
Peter Willen: Lokomotiven der Schweiz 2. Schmalspur Triebfahrzeuge. Orell Füssli Verlag, Zürich 1972