Von 1876 bis 1886 war Thwaites Chefredakteur des Wisconsin State Journal. 1885 wurde er stellvertretender Geschäftsführer der State Historical Society of Wisconsin. Als der Geschäftsführer Lyman Draper 1887 in den Ruhestand ging, wurde Thwaites zu seinem Nachfolger ernannt.[3] Während er die Geschichtsgesellschaft leitete, gab er die Bände XI-XIX der Jesuit Relations 1748–1846 und Original Journals of Lewis and Clark heraus.[4] Er verfasste auch eine Reihe von Artikeln und Monografien, darunter eine Biografie von Daniel Boone, eine Biografie von Jacques Marquette und eine Geschichte des kolonialen Nordamerikas.[5][6][7]
Thwaites wird zugeschrieben, die Forschung rund um die Lewis-und-Clark-Expedition auf ein neues Niveau gehoben zu haben. Vor den Ausgaben, die unter seiner Leitung erschienen, waren Allgemeinwissen und wissenschaftliche Arbeiten größtenteils durch Legenden beeinflusst. Thwaites entdeckte verschiedene zusätzliche Originalquellen, darunter auch das Tagebuch von Charles Floyd, dem einzigen Mitglied des Corps of Discovery, das auf seiner Expedition starb. Indem diese unterschiedlichen Quellen aufgenommen und in eine zusammenhängende Reihe von Bänden gebunden wurden, wurde die Art und Bedeutung der Expedition allgemeiner anerkannt.[8]
Thwaites starb im Oktober 1853 nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt an Herzversagen. Er wurde 60 Jahre alt.
Kritik und Quellenarbeit an den Jesuit Relations
Thwaites war bekannt dafür, kein bloßer Akademiker zu sein, sondern eher ein Historiker, der versuchte, die Geschichte anhand von Quellen zu verstehen.[10] Thwaites Ansatz und seine Arbeit wurden teilweise von seinen Zeitgenossen in Frage gestellt.[11] Auch in der Neuzeit forderte insbesondere der Historiker Donald Jackson eine gründlichere Arbeit der Original Journals of Lewis and Clark.[12][4]
Bei der Bearbeitung der Jesuit Relations fügte er Hintergrundinformationen hinzu, die im Bezug auf Ereignisse in Europa allgemein glaubwürdig und gründlich sind. Sie scheinen aber weit weniger gründlich in Bezug auf die Störungen der Indigenen Völker durch eingeschleppte Krankheiten und andere Umstände.[13] Die Kritik lautet allgemein, dass seine Originalwerke unsensibel seien und Thwaites es versäumt habe, die voreingenommene und ungenaue Berichterstattung in den Jesuit Relations vollständig zu erklären. Reubens Zusammenfassungen enthalten Formulierungen wie:
„[Europäer] verließen das luxuriöseste Land Europas, um Schutz in den stinkenden und unwillkommenen Hütten einer der elendsten Rassen der Menschheit zu suchen.“[14]
Thwaites gilt jedoch trotzdem als Pionier eines Ansatzes zur Nutzung der Jesuit Relations als Quelle, der weiterhin in der modernen Wissenschaft existiert.[15]
Familie
1882 heiratete er seine Frau Jessie. Ein Jahr später bekamen sie ihren Sohn Fredrik Turville Thwaites (1883–1961), einen renommierten Glaziologen, Geomorphologen und emeritierten Professor der University of Wisconsin-Madison.[16][17]
Reuben Gold Thwaites (Hrsg.): The Jesuit Relations and Allied Documents: Travels and explorations of the Jesuit missionaries in New France, 1610–1791, Cleveland 1896–1901.
Reuben Gold Thwaites: Daniel Boone. New York 1902. D. Appleton & Company.
Reuben Gold Thwaites: Father Marquette. New York 1902. D. Appleton & Company.
↑Matt Blessing (2005): Reuben Gold Thwaites and the Historical Resurrection of Lewis & Clark. The Wisconsin Magazine of History. Wisconsin Historical Society. 88 (2), S. 42–49.
↑Frederick Jackson Turner (1914): Reuben Gold Thwaites; a memorial address. Madison: State historical society of Wisconsin, S. 38–39.
↑Lord Clifford L. (1967): A Dedication to the Memory of Reuben Gold Thwaites 1853–1913". Arizona and the West. Journal of the Southwest 9 (1), S. 1–4.
↑Maureen Korp (1995): Problems of Prejudice in the Thwaites' Edition of the "Jesuit Relations". Historical Reflections. Berghahn Books 21 (2), S. 261–276.
↑Maureen Korp (1995): Problems of Prejudice in the Thwaites' Edition of the "Jesuit Relations". Historical Reflections. Berghahn Books 21 (2), S. 272.
↑Maureen Korp (1995): Problems of Prejudice in the Thwaites' Edition of the "Jesuit Relations". Historical Reflections. Berghahn Books 21 (2), S. 263–274.
↑Takao Abé (2003): What Determined the Content of Missionary Reports? "The Jesuit Relations" Compared with the Iberian Jesuit Accounts. French Colonial History. Michigan State University Press, S. 69–83.
↑Frederick Jackson Turner (1914): Reuben Gold Thwaites; a memorial address. Madison: State historical society of Wisconsin, S. 56.
↑The Inter Ocean: Dr. Reuben Gold Thwaites, Editor and Author, Dies. Chicago. 23. Oktober 1913.