Rannersdorf ist ein Kirchdorf im Vilstal, 6,7 Kilometer westlich von Eichendorf in der Gemarkung Exing.
Ortsgeschichte
Am 30. Dezember 1252 überließ Abt Hermann für die Dauer seiner Amtszeit dem Konvent des Zisterzienserklosters Aldersbach die Fischerei in Rannersdorf, damit die Mönche zu bestimmten Feiertagen eine Pitanz hatten, das heißt, damit sie an den Patronatsfesten des heiligen Mauritius und des seligen Gotthard genügend Fisch zu essen bekamen.[5]
Am Sonntag, den 24. August 1749 überfiel ein großer Heuschreckenschwarm das Gebiet um Rannersdorf. Die Heuschrecken hatten eine grün-graue Färbung, erschienen aber während des Flugs weiß wie dicker Schnee. Sie lagen stellenweise bis zu 20 cm übereinander und verbreiteten einen fürchterlichen Gestank.[Anm. 1][7] Nach drei Tagen flog der Schwarm Richtung Dingolfing weiter.
Im Sommer 1962 führte tagelanger Regen zu einem außerordentlichen Hochwasser der Vils. In Rannersdorf lief das Wasser in die Häuser, überflutete die Felder und Wiesen und machte so die bevorstehende Heuernte zunichte.[8]
Am 28. bis 29. Januar 2008 kam es nachts gegen 23.45 Uhr bei einem Brand einer etwa 150 × 50 Meter großen neu errichteten Lagerhalle zu einem Schaden von mehreren Millionen Euro. Trotz massiven Feuerwehreinsatzes brannte die Halle bis auf die Grundmauern nieder. Ein Übergreifen auf weitere Gebäude konnte jedoch verhindert werden. Auf dem Dach der Halle befand sich eine großflächige Photovoltaikanlage.[9]
Historische Hausnamen
Denkhof in Rannersdorf, 1910
Dampfdreschen mit 21 Personen auf dem noch strohgedeckten Obermeierhof, 1900
Der Geitermeierhof 1910 mit fünf Pferden und dem Besitzerehepaar Hartl rechts im Bild
Folgende landwirtschaftliche Betriebe nahmen um 1900 eine führende Stellung ein:[10]
Thalhauser’sches Gutsanwesen mit Wohnhaus, Maschinen- und Geräteremisen, Stallungen und Scheunen (Vierseithof, siehe unten)
Geitmeierhof
Obermeirhof
Denkhof
Katholische Kirche St. Jakobus der Ältere
Die katholische Kirche St. Jakobus der Ältere ist eine Nebenkirche von Exing. Die kleine, verputzte mittelalterliche Kirche im ursprünglich romanischen Stil wurde durch Erhöhung sowie östliche und westliche Erweiterungen stark verändert, zuletzt 1886 und 1903. Sie wurde 1912 restauriert und steht unter Denkmalschutz.
Der Chor ist eingezogen, d. h., er ist schmäler als das Langhaus und ebenfalls flach gedeckt. Der Chorbogen und die modernen Fenster sind rundbogig. Südlich am Chor gibt es eine Sakristei. Die Kirche wird von einem quadratischen Nordturm überragt, der in das Schiff einspringt. Der Turm hat einen barocken, achtseitigen Aufsatz mit schindelgedeckter Kuppel, östlich am Turm steht ein kleiner Anbau.
Am nördlichen Seitenaltar stehen zwei barocke Seitenfiguren. Außerdem gibt es mehrere Holzfiguren, ein Chorbogenkruzifix und eine Rosenkranzmadonna aus der Barockzeit.[11]
Vierseithof
Mitte des 17. Jahrhunderts wurde ganz aus Holz der Vierseithof erbaut. Im 18. Jahrhundert brannte einer der Baukörper nieder. Die damaligen Besitzer Thalhauser rissen alle Gebäude ab und errichteten sie neu als Steingebäude. Im Jahr 1914 wurde der Hof im neobarocken Stil restauriert.[12] Dabei erhielt er die umfangreichen Fassadengliederungen einschließlich der Schweifgiebel. Die Gebäude wurden 1973 unter Denkmalschutz gestellt und werden in der Liste der Baudenkmäler in Eichendorf beschrieben.[13] Das Wohnhaus wurde von 1986 bis 1990 mit Unterstützung des Landesamtes für Denkmalpflege renoviert. Es ist sehr geräumig, mehrstöckig, hat 80 Fenster und enthält innen noch sehr viele alte Gegenstände und Möbel. Die Länge des Hauses beträgt 35 m, die Nebengebäude sind 50 m und 70 m lang.[14][15]
Orts- und Bevölkerungsentwicklung
Rannersdorf hatte um 1866 bereits 16 Häuser und die dem heiligen Jakobus geweihte Filialkirche.[2] Um 1871 lebten dort 98 Einwohner. In der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs verdoppelte sich die Bevölkerung auf 193 Einwohner. Bei der Volkszählung von 1987 gab es 105 Einwohner in 35 Wohngebäuden.[1]
Einwohner in Rannersdorf
Jahr
1871
1925
1950
1970
1987
Einwohner
98
99
193
113
105
Biotopkomplex Rannersdorf
Im Biotopkomplex Rannersdorf sind entlang der Vils in den Abschnitten von Vilsheim-Reichersdorf über Rannersdorf bis Prunn zwei Amphibienarten (Frösche, Kröten), fünf Reptilienarten (z. B. Eidechsen) und zwei Vogelarten, deren Lebensraumansprüche das Ziel von Maßnahmen sind, vom Wasserwirtschaftsamt Landshut amtlich erfasst.[16]
Sondergebiet Erneuerbare Energie Rannersdorf
Das Sondergebiet Erneuerbare Energie Rannersdorf ist eine 2009 im Bebauungsplan mit integrierter Grünordnung ausgewiesene Fläche von 23.000 m², auf der eine Biogasanlage errichtet wurde, um die Leistung einer bestehenden Biogasanlage von 500 kW auf 717 kW zu erhöhen.[17][18]
↑ abHeuschreckenschwarm am 24. August 1749 im Vilstal, Bericht der Vilstaler und Arnstorfer Zeitung vom 1. Dezember 1929. Der Chronist berichtet darüber:
Am Sonntag den 24. August 1749 zwischen 4 und 5 Uhr abends kam ein großer Schwarm von Heuschrecken und verheerte besonders die Ortschaften Adldorf, Exing, Reichersdorf, Rannersdorf, Aufhausen, Wettenhausen, Oberhausen bis hinauf nach Frontenhausen. Der Heuschreckenschwarm war 2 Stunden lang und 1 Stunde breit (d. h. wohl 10 × 5 km). Die Heuschrecken hatten 6 Füße und 4 Flügel, sie waren fingerlang, und von grünlicher, meist aber grauer Farbe. Im Fluge kommen sie ganz weiß heraus und schauten her als ob dicker Schnee fallen würde. Sie verbreiteten einen fürchterlichen Gestank. Auf die Felder, Wiesen und Bäume, Sträucher und Zäune ließen sie sich in unbeschreiblicher Menge nieder, daß sie oft spannhoch übereinander lagen. An den Bäumen hingen sie oft so dick, daß armdicke Äste abgedrückt wurden.
↑Die Herren von Waller waren die Erbauer und Besitzer der Burg Wildthurn bei Landau an der Isar. Sie waren Lehensträger des Hochstiftes Passau und der Ortenburger. Ihr Geschlecht war turnierfähig. In ihrem Wappenschild führten sie einen „dreimal oben groß ausgespitzten schwarzen Querbalken im silberne Feld, auf dem rechtsgestellten Helm das schwarze Bruststück eines bärtigen Mannes mit schwarzem Hute, silberner Spitze mit obigem gespitzten Balken.“ Das wohlhabende Geschlecht genoss vom 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts unter anderem in Rannersdorf großes Ansehen.