1976 war er Mitbegründer der Libanonhilfe für die Unterstützung der Bürgerkriegsflüchtlinge im Libanon und Berlin. 1977 bis 1992 leistete er Sozialarbeit mit arabischen Berlinern, u. a. als Leiter der Beratungsstelle für Araber beim Diakonischen Werk. Seitdem ist er in der Migrationsforschung mit dem Schwerpunkt Islam tätig und hat zu dem Themengebiet mehrere Bücher und Aufsätze verfasst. 2003/04 war er an einem Initiativkreis beteiligt, der zur Gründung der Muslimischen Akademie in Deutschland führte. 2006 und 2008 war er Mitglied in den beratenden Gremien der ersten Deutschen Islamkonferenz. 2008/09 forschte er am Institute for Advanced Study in Princeton, USA.[1] Daneben erhielt er Lehraufträge an der Evangelischen Hochschule Berlin.
Nach einer Sendung und einem Interview mit Ralph Ghadban im libanesischen Fernsehen zu seinem Buch Arabische Clans – Die unterschätzte Gefahr, ein halbes Jahr nach dessen Veröffentlichung in Deutschland, haben libanesische Familienclans in Deutschland nach einer Meldung der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung in Essen Anfang Mai 2019 „eine breite Hasskampagne gegen den für sie höchst unbequemen Berliner Islamwissenschaftler und Publizisten Ralph Ghadban angezettelt.“ In „Hass-Videos sollen sogar indirekte Todesdrohungen enthalten“ sein. Eine führende Rolle spielt dabei offenbar, so die WAZ, „die in Essen ansässige Familien-Union, ein einflussreicher Dachverband von mehr als zwei Dutzend libanesisch-kurdischen Großfamilien.“[3] Ghadban bezeichnete die Hass-Reaktion als ein typisches Stammesverhalten, welches insbesondere die Gruppe der libanesischen Familienclans seit Jahrhunderten präge, egal wo sich deren Mitglieder befänden. Aktuell hätten sie die Rudelbildung als eines ihrer effektivsten Einschüchterungsinstrumente erstmals in der digitalen Welt angewandt; moderne Netzwerke verstärkten damit archaische Strukturen.[4]
Als Folge der massiven Drohungen aus dem Clan-Milieu steht Ghadban unter permanentem Polizeischutz.[5]
Schriften
Die Libanon-Flüchtlinge in Berlin. Zur Integration ethnischer Minderheiten. Das Arabische Buch, Berlin 2000, ISBN 3-86093-293-4 (Dissertation, FU Berlin, 2000 PDF; 2,3 MB).
Historie, Gegenwart und Zukunft der Einstellung zur Homosexualität und Pädophilie in islamischen Ländern. In: Muslime unter dem Regenbogen. Homosexualität, Migration und Islam. Querverlag, Berlin 2004, ISBN 3-89656-098-0, S. 39–63.
Multikulturalismus als Ideologie der Desintegration. In: Conturen. 3–4/2005 (pdf; 110 kB).
Tariq Ramadan und die Islamisierung Europas. Schiler, Berlin 2006, ISBN 3-89930-150-1.
Ralph Ghadban: Den Dialog nie gesucht. In: taz.de. 8. Februar 2003; abgerufen am 10. April 2021 („Es ist richtig, islamistische Organisationen […] zu verbieten […] Eine Erwiderung auf Werner Schiffauer“).