Die Gemeinde liegt etwa 22 Kilometer östlich von Reutlingen auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb auf einer Höhe von 756 m ü. NHN (Böhringen) bis 803 m ü. NHN (Donnstetten). Sie ist nach der höchsten Erhebung des Gemeindegebiets, dem Römerstein (874,4 m ü. NHN), benannt.
Zur Ortschaft Böhringen gehören das Dorf Böhringen, der Weiler Strohweiler und das Gehöft Aglishardt. Zur Ortschaft Donnstetten gehören das Dorf Donnstetten und das Haus Römersteinhäuser, ein 1912 errichteter Aussichtsturm auf dem Römerstein. Zur Ortschaft Zainingen gehört nur das gleichnamige Dorf.
In der Gemeinde Römerstein liegen mehrere abgegangene, heute nicht mehr bestehende Orte; im Gebiet der Ortschaft Böhringen das 1487 als zu Fischenhusen und wahrscheinlich in Aglishardt aufgegangene Fischenhausen, das 1454 als zu dem Gaiswyler erwähnte Geisweiler, Gölenbrunnen, Hofen, die beiden 1275 erwähnten Orte Ichenhusen und Horgenloch, der um 1192 als Cazcensteige genannte Ort Katzensteig, das 1454 als zu Oberwiler erwähnte Oberweiler, das 1345 als uf Vohenhusen genannte Vohenhausen sowie das 1204 als Zimberbuch und 1299 als Zymberbuch erwähnte Zimmerbuch, im Gebiet der Ortschaft Donnstetten liegen die beiden Wüstungen Beuren, auf das ein Flurname hindeutet, und Roter Hof.[2]
Die Gemeinde Römerstein entstand im Zuge der baden-württembergischen Gemeindereform am 1. Januar 1975 als Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Böhringen (mit Strohweiler und Aglishardt), Donnstetten und Zainingen.[4]
Vermutlich geht die Besiedlung der Gemarkung auf die römische SiedlungClarenna zurück. Die Identifikation des römischen Ortes Clarenna, der durch die Peutingertafel überliefert ist, ist mit den archäologischen Funden in Donnstetten sehr wahrscheinlich, aber nicht absolut gesichert.
Schon 776 wurde Donnstetten in einer Urkunde des Klosters Lorsch als Tunnesstate bezeichnet. Im Laufe des Spätmittelalters fiel der Ort an Württemberg.
Bereits 1192 wurde die St.-Gallus-Kirche in Böhringen erwähnt. Die Kirche in Zainingen wurde erstmals 1275 erwähnt. Donnstetten, das kirchlich zuvor zu Zainingen gehörte, hat seit 1447 den Status einer eigenen Pfarrei. Seit der Einführung der Reformation sind die Orte evangelisch-lutherisch geprägt.
In Römerstein gibt es heute drei evangelische Kirchengemeinden, die evangelische Kirchengemeinde Böhringen[5] mit der St.-Gallus-Kirche, die evangelische Kirchengemeinde Zainingen[6] mit der Martinskirche sowie die evangelische Kirchengemeinde Donnstetten-Westerheim[7] mit der St.-Georgs-Kirche, die zum Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gehören.
Die Mitglieder der evangelisch-methodistischen Kirche versammeln sich in Laichingen, während die Katholiken der Kirchengemeinde St. Josef in Bad Urach zugeordnet sind.
Politik
Sitz der Gemeindeverwaltung ist Böhringen, örtliche Verwaltungsstellen befinden sich in Donnstetten und Zainingen.
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Römerstein besteht aus den 14 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und der Bürgermeisterin als Vorsitzende. Die Bürgermeisterin ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 wurde in Römerstein nach dem System der Mehrheitswahl gewählt. Das bedeutet, dass nur eine Liste (Römersteiner Liste) aufgestellt war und die Bewerber mit den höchsten Stimmenzahlen gewählt sind. Die Wahlbeteiligung lag bei 73,82 Prozent.
Bürgermeister
Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt.
Im Juli 2021 kündigte Winter an, bei der Bürgermeisterwahl im Januar 2022 nicht mehr anzutreten. Am 9. Januar 2022 wurde Anja Sauer im ersten Wahlgang mit 90,38 Prozent der Stimmen zu seiner Nachfolgerin gewählt. Sie trat ihr Amt am 31. März 2022 an.
Wappenbegründung: Am 1. Januar 1975 wurde durch Vereinigung von Böhringen, Donnstetten und Zainingen die Gemeinde Römerstein gebildet. In ihrem Wappen soll der Sperber, ein typischer Albvogel, an die Lage des Gemeindegebietes auf der Hochfläche der mittleren Alb erinnern. In Verbindung mit dem vom geschachten Wappen der Herren von Sperberseck abgeleiteten Schildfuß soll diese Figur aber zugleich auf die historischen Beziehungen zu diesem Geschlecht und zu dessen nahe dem namengebenden Römerstein gelegener Stammburg hinweisen.
Das Wappen wurde – gemeinsam mit der Flagge – der Gemeinde am 24. August 1977 durch das Landratsamt Reutlingen verliehen.
Römerstein liegt an der Schwäbischen Albstraße, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt.
Museen
In Donnstetten besteht ein Heimatmuseum in der Pfarrscheuer.
Vereine
Deutsches Rotes Kreuz, Ortsverein Römerstein: Gegründet 1976 als Folge der Gemeindereform aus den drei DRK-Ortsgruppen Böhringen, Donnstetten und Zainingen.
Schwäbischer Albverein, Ortsgruppe Böhringen: 1993 mit der Eichendorff-Plakette ausgezeichnet
Musik
Akkordeon- und Handharmonika-Club Römerstein e. V., gegründet 1951 in Donnstetten
Gesangverein „Frohsinn“ Böhringen, gegründet 1887
Liederkranz Donnstetten, gegründet 1843
Musikverein Zainingen e. V., gegründet 1920
Musikverein „Harmonie“ Donnstetten, gegründet 1895 als Munderichs-Kapelle
Sport
Sportfreunde Donnstetten, gegründet 3. April 1948
Sportverein Zainingen, gegründet 14. März 1926
TSV Böhringen, gegründet 1919
FC Römerstein, gegründet 2005
Bauwerke
Die St. Galluskirche in Böhringen wurde nach Abbruch der alten romanischen Kirche im Jahr 1884 von Oberbaurat Christian Friedrich von Leins im neugotischen Stil in den Jahren 1885/86 errichtet,[9] der spätgotische Chor und die Sakristei aus dem Jahr 1498 blieben erhalten. Neben der stattlichen neugotischen Steinarchitektur des manchmal „das Münster von der Alb“ genannten Baukörpers war das Innere der Kirche bis nach dem Zweiten Weltkrieg reich mit zeitgenössischer Wandmalerei nach Entwurf von Oberbaurat Heinrich Dolmetsch geschmückt, besonders die Wandfläche über dem Chorbogen mit „sinnbildlicher Malerei“ (im zentralen Medaillon das Lamm mit Siegesfahne nach Off 5 LUT und die vier Evangelistensymbole).[10] Diese aus heutiger Sicht möglicherweise erhaltenswerte Kirchenausschmückung wurde 1951/52 durch eine künstlerische Neukonzeption ersetzt und dabei ein Chorwand-Sgraffito (Christus in der Mandorla, links und rechts die klugen und törichten Jungfrauen) von Professor Rudolf Yelin d. J. und die Farbverglasung der gotischen Maßwerkfenster im Chor durch Wolf-Dieter Kohler geschaffen. Die Außensanierung 2010–2011 leitete Architekt Walter Holder (St. Johann), die Innensanierung 2016 Architekt Michael Keller (Süßen).[11]
Die Georgskirche in Donnstetten wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Aus dieser Zeit stammt noch die große Betglocke von 1489 und das Kruzifix. Das kunstvoll geschmiedete Altargitter und die Kanzelbilder sind typische Zeugnisse der Barockzeit um 1700. Das Kirchenschiff wurde 1825 nach Süden erweitert und dabei eine früher möglicherweise dreiseitige, jetzt Nord- und West-Empore einzubauen. Die Brüstung trägt paarweise nach Altem und Neuem Testament geordnete Bildgeschichten.[12]
Das frühmittelalterliche Baujahr der Martinskirche in Zainingen ist nicht genau bekannt. Am Schlussstein hinter der spätbarock bemalten Chororgel von 1769 ist die Jahreszahl 1494 zu sehen. Bemerkenswert ist die aus dem Jahr 1559 stammende mächtige Kirchhofmauer, deren Bau an der Handelsstraße von Paris nach Prag von Herzog Christoph angeordnet worden war und mit Zugbrücke und der Wehrkirche den durchziehenden Kaufleuten Schutz bot. Dementsprechend befindet sich an der Südwand ein Fresko von Christophorus, dem Schutzpatron der Reisenden, bereits aus dem 15. Jahrhundert. Die originelle Kirchturmspitze gleicht einem Fachwerkhäuschen, das über die Wehrmauer lugt. Die Kirchenrenovierung von 1908 leitete der später berühmte Architekt Martin Elsaesser.[13]
Aussichtstürme
Der 28 m hohe Römersteinturm steht auf dem drei Kilometer nördlich gelegenen 872 m hohen Römerstein und ist 1912 entstanden.
Der 20 m hohe Waldgreutturm steht zwei Kilometer südöstlich von Zainingen.[14]
Der öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 222.
Tourismus
Drei Skilifte und sechs miteinander verknüpfte Langlaufloipen von insgesamt über 50 Kilometern Länge machen Römerstein zu einem beliebten Wintersportort auf der Schwäbischen Alb. Römerstein verfügt über eine Bobbahn, und von Zainingen aus gelangt man zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb im ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen. In der Ortsmitte von Zainingen befindet sich eine der letzten original erhaltenen Hülen auf der Schwäbischen Alb. Von der überdachten Aussichtsplattform des Römersteinturms ist eine Sicht in alle vier Himmelsrichtungen über die mittlere Alb möglich.
Bildung
Mit der Hauptschule Römerstein in Böhringen und den Grundschulen in Zainingen und Donnstetten gibt es in Römerstein drei Schulen. Für die jüngsten Einwohner gibt es einen kommunalen und zwei evangelische Kindergärten.
Georg Länge (1898–1990), genannt „Ritterbauer“, origineller Leiter der pietistischen Gemeinschaftsstunde in Böhringen (Schwäbische Alb), die unter dem Einfluss des Münsinger Lehrers Friedrich Mayer stand, der Altpietismus und den von dem Laienprediger Michael Hahn begründeten theosophischen Pietismus vereint hat. Georg Länges Bedeutung wurde durch den Pietismusforscher Reinhard Breymayer seit 1968 gewürdigt.[16]
Helmut Horn (1915–1983) in Böhringen geborener Jurist, Präsident des Staatsgerichtshofs von Baden-Württemberg
Literatur
Böhringen mit Aglishardt und Strohweiler. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Urach (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band8). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1831, S.150–155 (Volltext [Wikisource]).
Donnstetten. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Urach (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band8). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1831, S.162–163 (Volltext [Wikisource]).
Zainingen. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Urach (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band8). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1831, S.223–224 (Volltext [Wikisource]).
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 86–88
↑Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 21. Januar 2024
↑Eva-Maria Seng: Der evangelische Kirchenbau im 19. Jahrhundert. Die Eisenacher Bewegung und der Architekt Christian Friedrich von Leins. Tübinger Studien zur Archäologie und Kunstgeschichte Band 15, Dissertation von 1992, veröffentlicht Tübingen 1995, S. 500 ff, Bilderseite 77 f Abb. 224–231
↑Prälat Heinrich Merz (Hrsg.): Sinnbildliche Kirchenmalerei; Christliches Kunstblatt, 28. Jahrgang, Heft 11, Stuttgart 1886, Seite 169–171
↑Ein Raum für alle. Festschrift zur Innensanierung St. Galluskirche Böhringen 2016; hg. Ev. Kirchengemeinde Böhringen; Römerstein 2016
↑Heinz Schmutz: Herzlich willkommen. Kirchenführer (Faltblatt), Donnstetten o. J. (nach 2008)
↑Elisabeth Spitzbart, Jörg Schilling: Martin Elsaesser. Kirchenbauten, Pfarr- und Gemeindehäuser. Tübingen/Berlin 2014, Katalog Nr. 12
↑Reinhard Breymayer: „Dees ischd a’ Abbild dessa’ davon …“ Zum pietistischen Sprachgebrauch in einer schwäbischen Erbauungsstunde des 20. Jahrhunderts. In: Irmtraut Sahmland, Hans-Jürgen Schrader (Hrsg.): Medizin- und kulturgeschichtliche Konnexe des Pietismus. Heilkunst und Ethik, arkane Traditionen, Musik, Literatur und Sprache. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen / Bristol CT 2016, ISBN 978-3-525-55844-7, S. 373–398 (= Arbeiten zur Geschichte des Pietismus, Band 61). [Zur Ansprache von Georg Länge beim Jubiläum der Kullenstunde in Hülben am 22. September 1968.]