Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Prothesis (Begriffsklärung) aufgeführt.
Prothesis (altgriechischπρόθεσιςpróthesis, „Aus- oder Zurschaustellung“) ist die Bezeichnung für die Aufbahrung eines Verstorbenen. Sie war wohl spätestens seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. fester Bestandteil des griechischen Bestattungsrituals. Dabei wurde der Leichnam auf einer Liege (κλίνηklínē) aufgebahrt, meist mit einem Bahrtuch (griechisch φᾶροςpháros) bedeckt und von den Angehörigen sowie sonstigen Trauernden beweint.
Als indirektes Zeugnis für die Bedeutung der Prothesis können Funde von Totenklinen in Gräbern des 8. Jahrhunderts v. Chr. gelten. Insbesondere die Darstellungen von Aufbahrungsszenen auf geometrischen Gefäßen des 8. Jahrhunderts v. Chr. legen eine hohe Bedeutung des Rituals nahe. Etwa gleichzeitig oder etwas später sind die homerischenEpen anzusetzen. Auch sie beschreiben die Prothesis als festen Bestandteil der Totenfeierlichkeiten für die großen Helden.
Erstmals erwähnt wird die Bezeichnung auf einer Inschrift des 6. Jahrhunderts v. Chr.,[1] die älteste literarische Erwähnung findet sich bei Platon.[2] Jedoch werden schon bei Homer Prothesis-Szenen beschrieben.[3] Ein Solonisches Gesetz beschränkte die Prothesis in Athen auf das Haus sowie auf die Dauer von einem Tag.[4]
Literatur
Willy Zschietzschmann: Die Darstellung der Prothesis in der griechischen Kunst. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung. Band 53, 1928, S. 17–47.
Gisela Ahlberg: Prothesis and ekphora in Greek geometric art. Göteborg 1971.
Eliane Brigger, Adalberto Giovannini: Prothésis: étude sur les rites funéraires chez les Grecs et les étrusques. In: Mélanges de l'École française de Rome. Band 116, 2004, S. 179–248.