Der Ort wurde im Jahr 1367 als Wiczdzite cum libertate ipsius Prohocinensi erstmals urkundlich erwähnt. Der Name, ursprünglich Prokocin, wurde vom Personennamen Prokota abgeleitet, zunächst mit dem Suffix „-in“, später auch „-ino“, ab dem 15. Jahrhundert „-im“ (möglicherweise nach dem Muster von Okocim). Im späten 14. Jahrhundert erschien für kurze Zeit der deutsche Nebenname Prokendorff.[1] Zwei Orte waren in den 1360er Jahren gegründet worden, das VorwerkAllodium Prokendorff von Jan von Prokendorf aus Niederschlesien und das Dorf Wola Prokocimska (libertate (...) Prohocinensi), nördlich von Allodium Prokendorff am Bach Drwinka. Beide Orte wuchsen vor der Erwähnung von totam villam Prococzyn im Jahr 1402 zusammen.[2]
Im Jahr 1865 wurde die Galizische Carl Ludwig-Bahn eröffnet. Im Jahr 1895 kaufte Erazm Jerzmanowski (1844–1909) das Dorf und errichtete einen Park, der nach ihm benannt wurde.
Im Jahr 1900 verfügte die Gemeinde Prokocim über eine Fläche von 328 Hektar mit 103 Häusern und 778 Einwohnern, davon waren alle polnischsprachig. Die Mehrheit der Bevölkerung war römisch-katholisch (759); im Dorf lebten außerdem 18 Juden.[3] Im Jahr 1910 kaufte Grzegorz (Gregor) Uth das Dorf, ein Augustiner aus Gotthards bei Fulda, und wurde zum ersten Abt des Klosters im Jerzmanowski-Palast. 1917 wurde Prokocim dank der Augustiner zum Sitz einer römisch-katholischen Pfarrei.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 und dem Zusammenbruch der K.u.k.-Monarchie kam das Dorf zu Polen. Im Jahr 1921 hatte Prokocim 2134 Einwohner,[4] entwickelte sich wieder zu einer Eisenbahnersiedlung und hatte bereits zehn Jahre später etwa 6000 Einwohner und einen Marktplatz. Es wurde im Jahr 1941 von deutschen Besatzern, die einen großen Güterbahnhof im Osten bauten, nach Krakau eingemeindet, was erst am 25. Oktober 1948 mit rückwirkender Gültigkeit vom 18. Januar 1945 von polnischen Verwaltung bestätigt wurde.
Im Jahr 1974 begann der Bau der Plattenbau-Siedlung Nowy Prokocim (Neues Prokocim). Das alte Dorf wurde umgangssprachlich Stary Prokocim (Altes Prokocim) genannt.
↑Kazimierz Rymut, Barbara Czopek-Kopciuch: Nazwy miejscowe Polski: historia, pochodzenie, zmiany. 9 (Po-Q). Polska Akademia Nauk. Instytut Języka Polskiego, Kraków 2013, S.253 (polnisch, online).
↑Ludwig Patryn (Hrsg.): Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900, XII. Galizien. Wien 1907 (online).
↑Główny Urząd Statystyczny: Skorowidz miejscowości Rzeczypospolitej Polskiej. Województwo krakowskie i Śląsk Cieszyński. Warszawa 1925, S.31 [PDF: 41] (polnisch, Woj.krakowskie i Sląsk Cieszynski miejscowości.pdf).