Der Prix du Quai des Orfèvres ([ˌpʁidyˌkɛdezɔʁ'fɛvrə]; deutsch: „Preis des Quai des Orfèvres“) ist ein französischer Literaturpreis, der 1946 von dem Verleger Jacques Catineau ins Leben gerufen wurde. Catineau, der u. a. Kontakte zur Polizei und hohen Beamten unterhielt, wollte die Zusammenarbeit zwischen diesen und den Rechtsanwälten verbessern und schuf die Auszeichnung, mit der alljährlich ein noch unveröffentlichter Kriminalroman in französischer Sprache gekürt wird. Seither wird der Preis jedes Jahr, in der Regel im November, von einer etwa zwanzigköpfigen Jury vergeben, die sich aus Polizeibeamten, Richtern, Rechtsanwälten, Journalisten und Filmemachern zusammensetzt, die sich mit der Welt der Justiz und Polizei beschäftigt haben. Der Vorsitz obliegt dem Leiter der Pariser Kriminalpolizei.[1] Der Name des Preises leitet sich ab von der Anschrift des Hauptsitzes der Kriminalpolizei, der sich von 1913 bis 2017 am Quai des Orfèvres 36 befand.
In der Vergangenheit erhielt der Generalsekretär des Prix du Quai des Orfèvres jährlich bis zum Frühjahr ca. 60 bis 85 anonyme Manuskripte mit mindestens 300.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen), denen versiegelte Umschläge mit genauen Informationen über die Autoren beilagen. Er prüfte alle Manuskripte und wählte dreißig unter ihnen aus, deren Zahl sich nach weiteren Auswahlrunden auf ca. zwölf verringerte. Aus diesen wählte der Leiter des französischen Verlags Fayard, der seit 1966 den Preis vergibt, gemeinsam mit dem Generalsekretär ca. sechs anonyme Manuskripte aus, die von der Jury auf ihre literarische Qualität hin geprüft wurden. Ein weiteres Kriterium war hierbei die genaue Schilderung polizeilicher Arbeit und die der Justiz. Ende September fand in Form eines Arbeitsessens eine erste Sitzung der Jury statt und die Mitglieder tauschten ihre Ansichten über die vorgeschlagenen anonymen Manuskripte aus. Einige Tage später wurde die Jury vom Leiter der Pariser Kriminalpolizei am Quai des Orfèvres 36 empfangen, die dort in einer geheimen Wahl den besten Kriminalroman ermittelte. Danach erfuhr die Jury durch den dem Manuskript beiliegenden, versiegelten Umschlag die Identität des Gewinners.
Das von der Jury ausgewählte Werk wird von Fayard als Taschenbuch in einer Höhe von mindestens 50.000 Exemplaren verlegt und ein Autorenvertrag mit dem Gewinner abgeschlossen. Am Vorabend der Veröffentlichung des Romans enthüllt seit 1947 der Polizeipräfekt von Paris der Presse, im feierlichen Rahmen einer Cocktail-Party, den Gewinner und den Titel des Romans. Der Prix du Quai des Orfèvres ist mit einem symbolischen Geldbetrag von 777 Euro dotiert. Unter den honorierten Autoren der letzten Jahrzehnte sind so bekannte Namen wie der Science-Fiction-Schriftsteller Georges-Jean Arnaud, Jacques Laurent, Pierre Magnan oder Gérard Delteil, Sieger des Grand prix de littérature policière 1986, vertreten.
Preisträger
¹ = 1952 wurde Georges-Jean Arnauds siegreicher Roman unter dem Pseudonym Saint Gilles veröffentlicht.
² = 1953 wurde Jacques Laurents siegreicher Roman unter dem Pseudonym Cécil Saint-Laurent veröffentlicht.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑
Historique du Prix du quai des Orfèvres. In: fayard.fr. Abgerufen am 8. August 2018 (französisch).