An dieser Stelle befand sich schon seit dem 13. Jahrhundert eine Residenz der Graner Erzbischöfe mit angeschlossener Hauskapelle. In einer Urkunde vom 26. Juli 1343 wird eine Kapelle zum Hl. Ladislaus an dieser Stelle erwähnt. Bereits 1454 wird ein Neubau der Residenz im gotischen Stil genannt, deren Gründung dem Erzbischof von Gran, Dénes Szécsi zugeschrieben wird.
Die Schlacht bei Mohács im Jahre 1526 und die darauf folgende Besetzung großer Teile des Königreichs Ungarn durch die Türken beeinträchtigten maßgebend die Verwaltungsstruktur des Landes. Nachdem Preßburg zur Krönungsstadt der ungarischen Herrscher und Sitz der Landtage geworden war, siedelte sich auch der höchste geistliche Würdenträger des Landes – der Primas von Ungarn und Erzbischof von Gran – hier an.
In den Türkenkriegen um 1543 musste der Erzbischof von Gran (Esztergom) hierher fliehen.
Neubau
In der Theresianischen Zeit Preßburgs, welche als Glanzzeit der Stadt bezeichnet wird, entschloss sich der damalige Fürstprimas von Ungarn und Erzbischof von Gran Joseph Kardinal Batthyány, den Platz mit einer neuen repräsentativen Residenz zu bebauen. An der Stelle des alten "bischöflichen Hauses" sollte ein modernen Bau entstehen, da das bisherige Gebäude nicht mehr dem Geschmack der Zeit und den Anforderungen des Bauherrn entsprach.
Den Bauvertrag unterschrieb am 28. August 1777 der in Baufragen erfahren Bischof Johann Szily[1] mit dem aus Tirol stammenden Baumeister Melchior Hefele. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 27. Juni 1780. Im Jahre 1781 war der Bau bereits beendet; die Kosten betrugen 400 000 Gulden. Am 7. November 1781 berichtete die Preßburger Zeitung ausführlich über den Abschluss der Bauarbeiten.
Die Statuen auf der Attika stellen die Tugenden dar, ein 150 Kilogramm schwerer Kardinalshut steht auf der Spitze des Tympanons. Über dem Mittelfenster der belle Etage ist eine aus rotem Marmor bestehende Tafel mit folgender Inschrift angebracht:
Darüber am (oberen) Fenstergiebel des Mittelfensters, sind zwei Engel (Putti) untergebracht, welche die Buchstaben "I" und "C" halten, die Initialen des lateinischen Wahlspruchs von Erzbischof Batthyány 'Institia et Clementia'.[3]
Im Palast ist heute die städtische Gemäldegalerie untergebracht. Beachtung verdienen sechs von Franz Cleyn geschaffene Tapisserien aus dem Jahr 1630 mit Darstellungen von Hero und Leander aus der griechischen Mythologie. 1903 wurde das Palais vom Erzbischof an die Stadt verkauft. Bei den Sanierungsarbeiten entdeckte man die bis dahin unbekannten Gobelins.
Literatur
Anton Klipp: Preßburg. Neue Ansichten zu einer alten Stadt. Karpatendeutsches Kulturwerk, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-927020-15-3, S. 130 ff
[1] Mária Pötzl-Malíková: Das Programm der Fassade des Primatialpalais in Preßburg
Einzelnachweise
↑Johann Szily von Uiter (* 30. August 1735 in Újkér, Königreich Ungarn, † 2. Januar 1799 in Steinamanger, Königreich Ungarn) wurde 1777 zum ersten Bischof von Steinamanger ernannt.
↑dt. "Erzbischöfliches Haus [Palais] im Eigentum des Kardinals Joseph Batthyány [und durch ihn] erbaut"