Preußischer Bund

Deutschordensstaat um 1410
Hellgrau: „Deutschordensstaat in Preußen“ als Lehen des polnischen Königs, ab 1525 Herzogliches Preußen genannt;
Farbig: „Preußen königlichen Anteils“, eingeteilt in die drei Wojewodschaften Kulm, Marienburg und Pommerellen, und das Fürstbistum Ermland, verbunden in einer Union mit der polnischen Krone;
Khaki: Lande Lauenburg und Bütow als Pfandbesitz der Herzöge von Pommern (politischer Stand des Jahres 1466)

Der Preußische Bund (eigentlich „Bund vor Gewalt und Unrecht“) wurde am 14. März 1440 in Marienwerder gegründet. Es schlossen sich 53 Adlige und 19 Städte, darunter Danzig, Elbing und Thorn, gegen die Willkür des Deutschen Ordens zusammen, um

„getreulich einander beizustehen, … die Gewalt und das Unrecht, das ihnen in früheren Zeiten geschehen, abzuwerfen.“

Der Deutsche Orden war nach der Schlacht bei Tannenberg, 1410, im Ersten Frieden von Thorn, 1411, gezwungen worden, Kontributionen an Polen zu zahlen, die ihn an den Rand des finanziellen Ruins brachten. Deshalb erhob der Deutsche Orden als Landesherr zusätzliche Steuern von den preußischen Ständen und Hansestädten. Daraufhin forderten die Stände erfolglos ein Mitspracherecht bei der Regierung des Ordensstaates. Inspiriert vom Widerstand der preußischen Stände, brach 1441 im Ermland zudem ein Bauernaufstand aus, der von den Ordensbrüdern unterdrückt wurde.

Während sich der Hochmeister Konrad von Erlichshausen (1441–1449) um einen Ausgleich mit den Ständen bemühte, versuchte sein Neffe und Nachfolger Ludwig von Erlichshausen (1450–1467), dem Preußischen Bund im Zusammenwirken mit Papst und dem Römischen König durch juristische Mittel (Erweis der Illegalität) beizukommen. Friedrich III. hatte den Bund zunächst im Jahr 1441 anerkannt. Doch am 1. Dezember 1453 entschied der Kaiser den Streit zu Gunsten des Ordens.[1]

Daraufhin kündigte der Preußische Bund dem Hochmeister als Schutzherrn den Gehorsam auf, erklärte am 4. Februar 1454 dem Orden den Krieg und unterstellte sich mit seinem Anführer Hans von Baysen am 6. März 1454 dem König Kasimir IV. Andreas[2] von Polen als Schutzherrn.

Das nunmehr sezessionistische Bündnis führte zum Dreizehnjährigen Krieg gegen den Orden, der 1466 mit dem Zweiten Frieden von Thorn beendet wurde. Der Teil des Preußischen Bundes, der sich der Ordensherrschaft entziehen konnte, wurde als „Ständestaat Preußen Königlichen Anteils“ mit dem Königreich Polen verbunden.

Mitglieder

Gründungsmitglieder vom 14. März 1440:

Deutscher Name Polnisch Russisch (nach 1945)
Thorn Toruń
Thorner Neustadt
Culm Chełmno
Elbing Elbląg
Neustadt Elbing
Rechtstadt Danzig Gdańsk
Braunsberg Braniewo
Altstadt Königsberg Królewiec in Kaliningrad
Kneiphof Knipawa in Kaliningrad
Löbenicht Lipnik in Kaliningrad
Graudenz Grudziądz
Strasburg Brodnica
Neumark Nowe Miasto Lubawskie
Löbau in Westpreußen Lubawa
Rehden Radzyń Chełmiński
Wehlau Welawa Snamensk
Allenburg Alembork Druschba
Zinten Cynty Kornewo
Heiligenbeil Święta Siekierka Mamonowo
Landsberg Górowo Iławeckie

Weitere Mitglieder ab 3. April 1440:

Deutscher Name Polnisch
Mewe Gniew
Altstadt Danzig Gdańsk
Neuenburg Nowe
Lauenburg Lębork
Leba Łeba
Hela Hel
Putzig Puck

Einzelnachweise

  1. Preußen. [2]. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 13: Pfiff–Reidsville. Altenburg 1861, S. 519–563 (zeno.org).
  2. ordensstaat.de

Literatur

  • Marian Biskup: Der preußische Bund 1440–1454. Geschichte, Struktur, Tätigkeit und Bedeutung in der Geschichte Preußens und Polens. In: Konrad Fritze, Eckhard Müller-Mertens, Johannes Schildhauer (Hrsg.): Bürgertum, Handelskapital, Städtebünde. Böhlau, Weimar 1975, S. 210–229 (Hansische Studien. 3, ISSN 1617-061X = Abhandlungen zur Handels- und Sozialgeschichte. 15).
  • Hartmut Boockmann: Zu den politischen Zielen des Deutschen Ordens in seiner Auseinandersetzung mit den preußischen Ständen. In: Jahrbuch für Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 15 (1966), ISSN 0075-2614, S. 57–104.
  • [Karl] Lohmeyer: Baysen, Hans von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 189 f.
  • Klaus Neitmann: Die preußischen Stände und Außenpolitik des Deutschen Ordens bis zum Abfall des Preußischen Bundes (1411–1454), Formen und Wege ständischer Einflussnahme. In: Udo Arnold (Hrsg.): Ordensherrschaft, Stände und Stadtpolitik. Zur Entwicklung des Preußenlandes im 14. und 15. Jahrhundert. Nordostdeutsches Kulturwerk, Lüneburg 1985, S. 27–80 (Schriftenreihe Nordost-Archiv 25 = Tagungsberichte der Historischen Kommission für Ost- und Westpreußische Landesforschung 5). ISBN 3-922296-30-0.
  • Jürgen Sarnowsky: Die ständische Kritik am Deutschen Orden in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In: Bernhart Jähnig, Georg Michels (Hrsg.): Das Preußenland als Forschungsaufgabe. Eine europäische Region in ihren geschichtlichen Bezügen. Festschrift für Udo Arnold zum 60. Geburtstag, gewidmet von den Mitgliedern der Historischen Kommission für Ost- und Westpreußische Landesforschung. Lüneburg 2000, ISBN 3-932267-23-0, S. 403–422 (Einzelschriften der Historischen Kommission für Ost- und Westpreußische Landesforschung, 20).
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