Praxis Pietatis Melica, das ist: Übung der Gottseligkeit in christlichen und trostreichen Gesängen,[1] ist der Titel eines der bedeutendsten protestantischen geistlichen Gesangbücher des 17. Jahrhunderts, das bis Mitte des 18. Jahrhunderts in fast 50 Auflagen erschien. Es wurde von dem Komponisten Johann Crüger (1598–1662), Kantor der St.-Nicolai-Kirche in Berlin, herausgegeben und war sowohl für den Gebrauch im kirchlichen Gottesdienst wie für Hausandachten und private Erbauung bestimmt.[2]
1640 gab er die Liedersammlung Newes vollkömliches Gesangbuch heraus,[3] die neben den Kernliedern der Reformation, vor allem Martin Luthers, neue von Crüger komponierte Melodien hauptsächlich zu Texten von Johann Heermann enthielt. Ab der zweiten Ausgabe von 1647 erschien sie unter dem Titel Praxis Pietatis Melica (lat.: „Musikalische Übung der Frömmigkeit“) und enthielt danach von Ausgabe zu Ausgabe mehr Texte von Paul Gerhardt.
1643 hatte Crüger den Lieddichter Paul Gerhardt kennengelernt, der nach Berlin gegangen war, um eine Pfarrstelle anzutreten. Die Praxis Pietatis Melica wurde eine Hauptquelle für die Erstveröffentlichung von Liedtexten Gerhardts, der selbst keine Liedsammlungen herausgab. Die Ausgabe von 1647 enthielt 18 Texte Gerhardts, 1653 kamen 64 Texte hinzu. In der 10. Auflage von 1661, Crügers Ausgabe letzter Hand, kamen nochmals 8 Texte hinzu.
Johann Friedrich Bachmann: Paul Gerhardt. Ein Vortrag im Evangelischen Verein für kirchliche Zwecke gehalten. Nebst einem Anhange über die ersten Ausgaben der Praxis Pietatis Melica von Johann Crüger, sammt 18 darin enthaltenen Liedern P. Gerhardts. Schlawitz, Berlin 1863 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Johann Friedrich Bachmann: Paulus Gerhardts geistliche Lieder: historisch-kritische Ausgabe. Oehmigke, Berlin 1866 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Wilhelm Bode: Die Kirchenmelodien Johann Crüger’s. In: Monatshefte für Musikgeschichte, Band 5. Breitkopf und Haertel, Leipzig 1871, S. 57–60, 65–83 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Emanuel Christian Gottlob Langbecker (Hrsg.): Johann Crüger’s Choral-Melodien: aus den besten Quellen streng nach dem Original mitgetheilt, und mit einem kurzen Abrisse des Lebens und Wirkens dieses geistlichen Lieder-Componisten begleitet. Eichler, Berlin 1835 (Digitalisat in der Deutschen Digitalen Bibliothek).
↑Langtitel: PRAXIS PIETAS MELICA,
Das iſt:
Übung
der
Gottſeeligkeit
In Chriſtlichen und Troſtreichen Geſängen,
Herrn Doct. Martini Luther
fürnemlich / wie auch anderer seiner getreuen
Nachfolger, und reiner Evangelischer Lehre
Bekenner,
Ordentlich ʒusammengebracht;
Und itʒo mit den neuesten, ſchönſten und Troſtreicheſten
Liedern
biß 1300. vermehret.
Auch ʒur Beförderung, des sowol Kirchen
als Privat=Gottesdienſtes die nöthigſten mit bey=
geſetʒten bißhero gebreuchlichen und vielen
ſchönen neuen Melodien, angeordnet von
Johann Crügern,
Gub. Luſ. Direct. Muſic. in Berlin, ad Div. Nic.
Nebst Johann Habermanns vermehrtem
Gebet=Buche
↑„… zur Beförderung des sowohl Kirchen als Privat-Gottesdienstes …“ (Titelblatt)
↑Johann Crüger: Praxis Pietatis Melica. Das ist: Übung der Gottseligkeit in Christlichen und trostreichen Gesängen. Editio V. Runge, Berlin 1653 (Digitalisat in der Deutschen Digitalen Bibliothek).