Zum 1. Oktober 1947 wurde Hirschfeld als Nachfolger Ernst Sauermanns zum schleswig-holsteinischen Landeskonservator ernannt.[5] Hirschfeld, der zunächst nur einen wissenschaftlichen Mitarbeiter hatte, verlegte den kriegsbedingt nach Malente ausgelagerten Sitz des Landesamts für Denkmalpflege 1949 nach Gut Knoop und 1953 ins Kieler Thaulow-Museum. Angesichts der schwierigen Nachkriegsbedingungen, wie der Belegung zahlreicher Baudenkmäler mit Flüchtlingen, trieb er zunächst die wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Kunstdenkmäler voran. Bis 1961 erschienen unter seiner Leitung fünf Bände der Kunstdenkmäler des Landes Schleswig-Holstein. Ab 1950 veröffentlichte er im Zweijahresrhythmus Arbeitsberichte des Denkmalamts.[6]
Beim Wiederaufbau der Kieler Nikolaikirche (1950–1953) lehnte Hirschfeld, im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger, die Rekonstruktion in Form einer bloßen Kopie „als Armutszeugnis unserer Zeit“ ab und befürwortete eine moderne Ergänzung.[7] Er vertrat die Ansicht, dass „nur das Kulturdenkmal in seiner Unwiederholbarkeit und in seiner originalen Substanz Zeugniswert für die Geschichte und damit für die Bildung unseres kulturellen Bewusstseins besitze.“[2] Während der Restaurierung der Lübecker Marienkirche kam es Anfang der 1950er Jahre zum Fälscherskandal, als der Restaurator Lothar Malskat, entgegen Hirschfelds Anweisungen, Fresken im mittelalterlichen Stil umfangreich ergänzte.[8]
Die Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein blieben ein zentrales Arbeitsfeld Hirschfelds. Aufbauend auf seiner Dissertation, erschien sein Standardwerk zum Thema in fünf Auflagen von 1953 bis 1980. Viele Herrenhäuser und Schlösser des Landes verloren ihre wirtschaftliche Grundlage wegen landwirtschaftlicher Umstrukturierungen und ab 1947 durch die von der Britischen Militärregierung verordnete Bodenreform. Als Landeskonservator versuchte Hirschfeld, die Bauten und ihre Sammlungen zu bewahren und Anschlussnutzungen zu finden, wie etwa als Landesmuseum in Schloss Gottorf.[9]
Hirschfeld galt als passionierter Wissenschaftler, der einen kollegialen Arbeitsstil pflegte. 1958 verabschiedete der Landtag das schleswig-holsteinische Denkmalschutzgesetz, das erste seiner Art in der Bundesrepublik. Als bis 1963 sowohl die bürokratischen Durchführungsbestimmungen erlassen und der Denkmalrat sich konstituiert hatte, trat Hirschfeld im März 1963 aus gesundheitlichen Gründen mit 62 Jahren in den Ruhestand ein. Die Auswahl seines Nachfolgers Hartwig Beseler hatte er entscheidend beeinflusst.[10]
Peter Hirschfeld war verheiratet mit der Cembalistin Rita Hirschfeld, geborene Demme.[2] Bis zu seinem Tod lebte er mehrere Jahrzehnte lang im schweizerischen Horw bei Luzern.[11] An der Universität Kiel, an der Hirschfeld ab 1950 einen Lehrauftrag für Denkmalpflege innehatte,[4] begründete seine Witwe 1995 die Peter-Hirschfeld-Stiftung zur Förderung der kunstgeschichtlichen Landesforschung.[12] Sie unterstützt insbesondere Veröffentlichungen am Kunsthistorischen Institut.[13] Die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern erhielt 2007 Hirschfelds Privatbibliothek als Schenkung.[11]
Schriften
Schleswig-Holsteinische Schlösser und Herrensitze im 16. und 17. Jahrhundert. W. G. Mühlau, Kiel 1929.
Schleswig-Holsteinische Herrenhäuser, Gutshöfe und Gärten des 18. Jahrhunderts, ihre Bauherren und Baumeister. W. G. Mühlau, Kiel 1935.
mit Emil Lacroix und Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Ettlingen (Kreis Karlsruhe). (= Band 9, Abteilung 3). C. F. Müller, Karlsruhe 1936.
mit Emil Lacroix und Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Karlsruhe Land, Kreis Karlsruhe. (= Band 9, Abteilung 5). C. F. Müller, Karlsruhe 1937.
mit Emil Lacroix und Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Pforzheim Land (Kreis Karlsruhe). (= Band 9, Abteilung 7). C. F. Müller, Karlsruhe 1938.
mit Emil Lacroix und Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (Kreis Karlsruhe). (= Band 9, Abteilung 6). C. F. Müller, Karlsruhe 1939.
mit Emil Lacroix und Heinrich Niester: Die Kunstdenkmäler der Stadt Baden-Baden. (= Band 11, Abteilung 1). C. F. Müller, Karlsruhe 1942.
Peter Hirschfeld (Bearbeiter), Hans Huth (Überarbeitung, Ergänzung): Die Kunstdenkmäler des Landkreises Rastatt. (Ohne Stadt Rastatt und Schloss Favorite). (= Band 12, Abteilung 1). C. F. Müller, Karlsruhe 1963.
Markgräfin Agnes von Baden, Gemahlin Herzog Gerhards VII. von Schleswig. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 15. Jahrhunderts. (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins. Band 34). Wachholtz, Neumünster 1957.
Mäzene. Die Rolle des Auftraggebers in der Kunst. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1968.
Herrenhäuser und Schlösser in Schleswig-Holstein. 5., verbesserte und erweiterte Auflage. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1980 (Erstausgabe: 1953), ISBN 3-422-00712-1.
↑ abPeter Hirschfeld: Gegen die elementaren Wirkungen der nagenden Zeit und gegen menschliches Unverständnis – „Sorgen der Denkmalpflege in Schleswig-Holstein“ (mit einem Nachwort von Heiko K. L. Schulze). In: DenkMal! Zeitschrift für Denkmalpflege in Schleswig-Holstein. Band 5, 1998, ISBN 3-8042-0901-7, S. 14.
↑ abcdeWolfgang Teuchert: Peter Hirschfeld †. In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege. Band 46, 1988, S. 203 f.
↑Haus Hirschfeld. In: Denkmaldatenbank. Freie Hansestadt Bremen, Landesamt für Denkmalpflege, abgerufen am 19. Oktober 2024.
↑ abGerhard Oestreich (Hrsg.): Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1954. Lexikon der lebenden deutschsprachigen Wissenschaftler. De Gruyter, Berlin 1954, ISBN 978-3-11-143740-8, Sp. 936.
↑Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein (Hrsg.): Denkmalpflege in Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 1993, ISBN 3-529-02730-8, S. 83.
↑Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein (Hrsg.): Denkmalpflege in Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 1993, ISBN 3-529-02730-8, S. 84 f.
↑Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein (Hrsg.): Denkmalpflege in Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 1993, ISBN 3-529-02730-8, S. 85.
↑Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein (Hrsg.): Denkmalpflege in Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 1993, ISBN 3-529-02730-8, S. 85 f.
↑Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein (Hrsg.): Denkmalpflege in Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 1993, ISBN 3-529-02730-8, S. 87 f.
↑Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein (Hrsg.): Denkmalpflege in Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 1993, ISBN 3-529-02730-8, S. 104–106.
↑ abJahresbericht der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern 2007. Luzern 2008, S.24, doi:10.5281/zenodo.7009929.