Der Begriff Pedell wird auf das spätmittelhochdeutschepedel, pedele oder bedelle zurückgeführt, was so viel heißt wie „Hausmeister einer [Hoch-]Schule“, sowie auf das frühneuhochdeutschebedell oder pedell, was „Gerichtsbote“ (einer Universität), „Universitätsbote“ oder „Universitätsdiener“ bedeutet. Den Ausgang nahm der Begriff aus dem gleichbedeutenden mittellateinischenpedellus bzw. bedellus, welches vermutlich die Latinisierung eines germanischen Wortes war, denn das althochdeutsche Wort bitil ist bereits im 11. Jahrhundert nachweisbar; ferner steht das altenglischebedul wie auch altnordischbiðill – wie der althochdeutsche Ausdruck – in etwa für „Bittsteller“.[1] Möglicherweise kam es im Laufe der Zeit zudem zu einer Vermischung mit Büttel.[2]
Funktionen und Aufgaben
Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit unterstanden die Angehörigen einer Universität nicht den örtlichen Institutionen, sondern hatten ihre eigene Gerichtsbarkeit. Der Pedell hatte dabei die Exekutive inne. Er war Gerichtsdiener[3] und für die Ordnung und Einhaltung der Universitätsgesetze zuständig. Er überbrachte an unbotsame Studenten Ladungen vor den Rektor und war für die Ausführung der akademischen Strafen verantwortlich. So gehörte auch der Karzer zu seinem Aufgabengebiet.[4] Üblicherweise war der Pedell auch für die Organisation der akademischen Leichenbegängnisse verantwortlich.[5]
Für die Studenten waren die Pedelle unliebsame Aufpasser, die so manchen Spaß verdarben.[6] Der übliche Spitzname für den Pedell war „Pudel“.[7]
Das Amt des Pedells war bis ins 16. Jahrhundert mit einem gewissen Prestige verbunden, verlor jedoch dann zunehmend an Ansehen und ist heute nur noch dem Namen nach vorhanden.[8] Die Berufsbezeichnung gibt es vereinzelt heute noch – allerdings mit gewandeltem Tätigkeitsprofil, etwa bei den Mitarbeitern der Hausverwaltungen der Universitäten Mainz[9] und Trier[10].
Berent Schwineköper: Aus dem Göttinger Studentenleben um 1880. Über das Verhältnis von Pedellen und Studenten. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 23 (1978), S. 231–237.
Silke Wagener: Pedelle, Mägde und Lakaien. Diss. Univ. Göttingen 1994.
Einzelnachweise
↑Pedell. In: Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage.
↑Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchges. und erw. Auflage. de Gruyter, Berlin [et al.] 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, S. 691.
↑Theodor Heinsius: Vollständiges Wörterbuch der deutschen Sprache. Band 3, Wien 1830, S. 369.
↑Otto Krabs: Von Erlaucht bis Spektabilis. Kleines Lexikon der Titel und Anreden. 2. Aufl., München 2004, S. 107.
↑Silke Wagener: Pedelle, Mägde und Lakaien. Dissertation Universität Göttingen 1994, Göttingen 1996, S. 272.
↑J. Vollmann: Burschicoses Wörterbuch. 1. Teil, Ragaz 1846, S. 358; Neuauflage mit Vorwort, WHB Verlag, Mönchengladbach 2020, ISBN 978-3-943953-02-2.
↑Egon F. Herbert: Die Burschensprache. Standessprache des deutschen Studenten. Salzburg / Linz 1991, S. 36.
↑Otto Krabs: Von Erlaucht bis Spektabilis. Kleines Lexikon der Titel und Anreden. 2. Auflage. München 2004, S. 106 f.
↑Pedelle. In: Internetpräsenz. FB 03 / Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, 15. Dezember 2021, abgerufen am 26. April 2022.