Paulas Vater Jacques Abadi war Kaufmann, ihre Mutter hieß Esther, geborene Sasson. Paula Jacques und ihre Familie wurden 1957 in Folge der Sueskrise unter Präsident Gamal Abdel Nasser als Juden aus Ägypten ausgewiesen.[2] Die Familie wanderte daraufhin nach Israel aus und Paula verbrachte einige Jahre in einem Kibbuz. Noch als Jugendliche zog sie nach Paris, heiratete und ließ sich in Saint-Étienne nieder. Dort war sie von 1967 bis 1971 Kulturdirektorin des Theaters Comédie de Saint-Étienne. Ihre Ehe zerbrach bald wieder.[1] 1971 leitete sie eine Theaterkompanie, die durch Afrika tourte.[3]
Journalistin und Hörfunkmoderatorin
1975 wurde Paula Jacques Journalistin bei den Printmedien und kam bald zu France Culture und dann zu France Inter. Damals gehörte sie zum Team von L'Oreille en coin (Das Ohr in der Ecke), einer in Frankreich bekannten Sonntagnachmittagssendung, die bis 1990 ausgestrahlt wurde.[3]
In den 1980er Jahren verlobte sich Jacques mit einem Mitglied der linksextremen Terrorgruppe Action Directe, was dazu führte, dass sie wegen Mittäterschaft 1988 zu einer achtzehnmonatigen Haftstrafe verurteilt wurde. Wegen Unkenntnis der genauen Art der Aktivitäten ihres Geliebten wurde die Strafe jedoch zur Bewährung ausgesetzt.[1]
Von 1990 bis 1996 produzierte und moderierte Paula Jacques zusammen mit Richard Hulot „Pentimento ou l'enfance de l'art“, einer Sendung in der sie Künstler wie Agnès Varda und Schriftsteller interviewte. Von 1997 bis 1999 moderierte sie die Sendung „Nuit noire“. In Cosmopolitaine, einer Sonntagnachmittagssendung, empfing sie von 1997 bis 2016 ausländische Persönlichkeiten aus Literatur, wie Nadine Gordimer oder Marie NDiaye, und Film.[4][5]
Schriftstellerin
Parallel zu ihrer Tätigkeit als Hörfunkmoderatorin begann Jacques zu schreiben. 1980 erschien ihr erster Roman „Lumière de l'oeil“, in dem sie die letzten Tage der jüdischen Gemeinde in Kairo zwischen 1952 und 1957 beschreibt. Diese Thematik hat sie bis heute in zahlreichen Romanen bearbeitet.[3] So beschreibt sie etwa in ihrem Roman „Kayro Jacobi, juste avant l'oubli“ die Geschichte eines ägyptisch-jüdischen Regisseurs und Produzenten, der schließlich seines Filmstudios beraubt wird. Paula Jacques gab an, sie habe sich dafür vom Leben ihres Landsmannes Togo Mizrahi inspirieren lassen. Jacques soll sich selbst als „Isaac Bashevis Sängerin des ägyptischen Judentums“ bezeichnet haben.[1]
„Paula Jacques zeichnet die Atmosphäre Ägyptens nach. Ihre Bücher sind schön. Ihre Sprache ist schön. Ihre Figuren haben eine wilde Menschlichkeit, eine Sinnlichkeit, sind launisch und wahrhaftig. Paula Jacques ist Licht für unsere blind gewordenen Augen.“
Ihre jüngsten Romane beschäftigen sich mit den Auswirkungen der Shoah auf die israelische Gesellschaft, mit der Niederlage Frankreichs 1940 und der Résistance.[1]
Auszeichnungen
1991: Prix Femina für Déborah et les Anges dissipés.
Michel Braudeau: Le sexe des métaphores (Das Geschlecht der Metaphern). Rezension von Paula Jacques "Deborah ou les anges dissipés". In: Le Monde. 11. Oktober 1991 (französisch).
Armelle Cressard: Ce que veut Paula Jacques (Was Paula Jacques will). In: Le Monde. 4. Januar 1998 (französisch).
Hugo Marsan: Rien qu'une femme. Rezension von Paula Jacques' "Gilda Stambouli se plaint". In: Le Monde. 26. April 2002 (französisch).
Aimée Israel-Pelletier: Encyclopedia of Jews in the Islamic World. 2010, S.16.
Aimée Israel-Pelletier: Paula Jacques, Resistance and Transmission: Transplanting Egypt on the Soil of France. In: On the Mediterranean and the Nile: The Jews of Egypt. Indiana University Press, 2018, S.140–175.