Die PZL-101 basiert auf dem Vorgängermodell Jak-12M, von dem im staatlichen Flugzeugwerk in Warschau-Okęcie von 1956 bis 1960 1054 Stück gebaut wurden. Von einer Entwicklungsgruppe unter Leitung von Stanisław Lassota entworfen, flog der Prototyp am 14. April 1958 erstmals. Nach dem Auslaufen der Jak-12-Produktion ging die PZL-101 ab 1960 in den Serienbau. Als größte Veränderung gegenüber der Jak-12M ist vor allem der vereinfachte Aufbau und die sich daraus ergebende Erhöhung der Nutzlast zu nennen. Großen Wert legte man darauf, die sehr kurzen benötigten Start- und Landestrecken des Ursprungsmodells beizubehalten.
Die PZL-101 wurde für verschiedene Einsatzzwecke konzipiert, etwa in der Version G 1 mit starrer Luftschraube als Agrarflugzeug mit 805-Liter-Tank im Rumpf (215 Stück gebaut) oder, mit zwei Tragen ausgerüstet, zum Krankentransport (32 Stück). Als Reise- und Verbindungsflugzeug PZL-101 G 2 mit Verstellluftschraube und Funkausrüstung (78 Stück gebaut) konnte sie außer dem Piloten noch drei weitere Personen befördern, war aber auch zur Agrarvariante umrüstbar.[1] In den Fliegerklubs diente sie als Schleppflugzeug für Segelflugzeuge. Die Frachtausführung war in der Lage, bis zu 300 kg Nutzlast zu transportieren. Durch den Einbau eines 90-Liter-Zusatztanks vergrößerte sich die Reichweite auf 1000 km.
1962 begann die Produktion der verbesserten PZL-101A. Im gleichen Jahr startete eine nochmals verbesserte und als PZL-101B bezeichnete Ausführung am 9. März zum Erstflug. Von den insgesamt 325 hergestellten Gawrons wurden 143 Flugzeuge in zehn Länder ausgeführt. Noch heute kommt die PZL-101 in Fliegerklubs zum Einsatz.
Konstruktion
Die PZL-101 ist ein abgestrebter Schulterdecker mit Tragflächen in leichter V-Stellung und 4,5 Grad Pfeilung. Die Rumpfstruktur besteht aus verschweißten Stahlrohren, Spanten aus Duraluminium und Stoffbespannung. Der vordere Rumpfbereich ist metallbeplankt. Der zweiholmige Flügel und das Leitwerk sind ebenfalls in Metallbauweise mit Stoffbespannung ausgeführt. Die Gawron ist mit Vorflügeln, Spaltklappen und Flügelendscheiben ausgestattet. Das Spornradfahrwerk ist nicht einziehbar und verfügt über eine pneumatische Bremsanlage. Im Winter kann das Flugzeug mit Schneekufen bestückt werden.
Technische Daten
Daten nach Jane’s All The World’s Aircraft 1959–60 und 1965–66
Max. zulässige Geschwindigkeit im Bahnneigungsflug
180 km/h
240 km/h
Reisegeschwindigkeit
140 km/h
Steigleistung (Meereshöhe)
147 m/min
180 m/min
Gipfelhöhe
2400 m
3600 m
Reichweite
450 km
525 km
Start- / Landerollstrecke
102 m / 90 m
65 m / 72 m
Besatzung / Passagiere
1/1–3
Literatur
Wilfried Kopenhagen, Jochen K. Beeck: Das große Flugzeugtypenbuch. Verkehrs-, Transport-, Militär-, Sport- und Reiseflugzeuge sowie Hubschrauber. Motorbuch, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02522-1.
Rudi Mahn: Das polnische Mehrzweckflugzeug PZL-101. In: Deutsche Flugtechnik. Zeitschrift für Luft- und Raumfahrt. Nr.11/1961, S.414ff.
Heinz A. F. Schmidt: Flugzeuge aus aller Welt. Band II. 2. durchgesehene Auflage. Transpress, Berlin, S.103.
Leonard Bridgman (Hrsg.): Jane’s All The World’s Aircraft – 1959–60. Sampson Low, Marston & Company Ltd., London 1959, S. 196f.
John W. R. Taylor (Hrsg.): Jane’s All The World’s Aircraft – 1965–66. Sampson Low, Marston & Company Ltd., London 1965, S. 112f.