Das Naturschutzgebiet mit dem Kennzeichen NSG 0184 ist rund 2683 Hektar groß. Es ist größtenteils Bestandteil des FFH-Gebietes „Mittlere Oranienbaumer Heide“ und des gleichnamigen EU-Vogelschutzgebietes und größtenteils vom Landschaftsschutzgebiet „Oranienbaumer Heide“ umgeben. Das Gebiet steht seit dem 28. Juni 2014 unter Schutz (Datum der Verordnung: 23. Mai 2014). Es ersetzt das 1998 ausgewiesene Naturschutzgebiet „Mittlere Oranienbaumer Heide“ (Datum der Verordnung: 16. Oktober 1998). Zuständige untere Naturschutzbehörden sind die Stadt Dessau-Roßlau und der Landkreis Wittenberg.
Lage
Das Naturschutzgebiet liegt südöstlich von Dessau zwischen Mildensee, einem Stadtteil von Dessau-Roßlau, Oranienbaum, einem Ortsteil von Oranienbaum-Wörlitz sowie Jüdenberg und Möhlau, Ortsteilen von Gräfenhainichen im Übergangsbereich vom Mittelelbegebiet zur Dübener Heide. Das zum größten Teil im Biosphärenreservat Mittelelbe liegende Naturschutzgebiet umfasst auch 2134 Hektar des Nationalen Naturerbes „Oranienbaumer Heide“, das von der gemeinnützigen DBU Naturerbe betreut wird.[1] Das Naturschutzgebiet umfasst neben der namensgebenden Oranienbaumer Heide den Bläserbruch, den Hänscheteil, die Semmelberge, das Große Heidefeld, den Ellerborn, den Sarmen, die Schornicker Lache, die Mochhau, den Moorteich (auch: Mochteich), die Moorwiese (auch: Mochwiese), den Hirschborn, den Spitzen Berg und die Alte Grube Möhlau. Einige der Flächen wurden Anfang der 1990er-Jahre als flächenhafte Naturdenkmäler ausgewiesen: Mochhau und Moorteich mit der „Vorschrift über die Festsetzung von flächenhaften Naturdenkmälern“ vom 27. September 1990 und Moorwiese mit der Vorschrift vom 27. Oktober 1992.
Beschreibung
Das Naturschutzgebiet zählt zu den biotop- und artenreichsten Gebieten Sachsen-Anhalts.[2] Der nördliche Bereich des Schutzgebietes wird von fluviatilen Sedimenten des Elbeurstromtals und der südliche Bereich von Hochflächen glazialer Moränen bestimmt. Insbesondere die zentralen Bereiche des Naturschutzgebietes dienten von 1945 bis 1992 der Sowjetarmee als Truppenübungsplatz.[3] Teile im Süden und Osten wurden durch den Abbau von Braunkohle und Kies geprägt. Rund 478 Hektar des Naturschutzgebietes sind als Totalreservat der ungestörten natürlichen Entwicklung vorbehalten.
Weite Teile des Gebietes wurden nach der Aufgabe der militärischen Nutzung der natürlichen Sukzession überlassen. Sie verbuschen teilweise bzw. werden von Pionierwäldern eingenommen. Die Heideflächen und Trockenrasenbereiche müssen gepflegt werden, um den Aufwuchs von Gehölzen zu verhindern. Hierfür wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule Anhalt ein Pflegekonzept entwickelt.[7] Seit 2008 werden Teile der Offenlandschaft mit Heckrindern und Konikpferdenbeweidet. Um Gehölze zurückzudrängen, werden außerdem Entkusselungsmaßnahmen durchgeführt und die Heide zur Verjüngung gemäht.[8] Durch die Beweidung mit Rindern wird z. B. der Wiederaustrieb der sich im Naturschutzgebiet angesiedelten Späten Traubenkirsche so stark verbissen, dass sie nicht mehr fruchten kann.[2][7][9]
Seit Ende März 2012 sind mehrere Hauptwege in dem Naturschutzgebiet für Besucher freigegeben. Auch ein Lehrpfad mit 13 Stationen wurde eingerichtet.[2][3] Große Bereiche des Gebietes dürfen aus Naturschutzgründen und zur Sicherheit nicht betreten werden, weil sich im Bereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes Altlasten wie Munitionsreste befinden.[7][10]
Pflegemanagement von FFH-Offenlandlebensräumen in der „Oranienbaumer Heide“. Abschlussbericht für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)., Hochschule Anhalt, Juli 2012. (PDF; Teil 1: 6,2 MB; Teil 2: 7,7 MB).
Heino John, Antje Lorenz, Susanne Osterloh: Die Farn- und Blütenpflanzen des ehemaligen Truppenübungsplatzes Oranienbaumer Heide. In: Mitteilungen zur floristischen Kartierung in Sachsen-Anhalt. Jahrgang 15/2010, S. 17–54. [Auch online verfügbar. (PDF; 1,4 MB).]