Erstmals wurde bei diesen Olympischen Spielen ein 1986 modifizierter Speer mit einem nach vorne verlagerten Schwerpunkt eingesetzt. Die beiden Hauptgründe dafür lagen in den immer größeren erzielten Weiten und in der Messproblematik, die durch den flachen Auftreffwinkel der alten Speermodelle entstand. Oft gab es keine oder eine nur schwer erkennbare Marke, die der Speer beim Auftreffen hinterließ, was die Weitenmessung häufig sehr schwierig oder den Wurf manchmal sogar ungültig machte. Durch den beim neuen Speer nach vorne verlagerten Schwerpunkt wurden beide Probleme behoben.[1]
Bei diesen Spielen wurde erstmals ein neuer Speer eingesetzt, deshalb war der bisherige Rekord nicht mehr gültig,
Anmerkung zu den Rekorden und dem neuen Speer:
1986 wurde ein neues Wurfgerät eingeführt, dessen Schwerpunkt weiter vorne lag. Die damit erzielten Weiten waren geringer, deshalb wurden alle früheren Rekorde ungültig.
Der letzte Weltrekord mit dem alten Speer lag bei 104,80 m und wurde am 20. Juli 1984 von Uwe Hohn (DDR) in Ost-Berlin aufgestellt.
Mit 94,58 m erzielte der Ungar Miklós Németh am 26. Juli 1976 in Montreal den letzten Olympiarekord mit dem alten Speer.
Erste olympische Rekorde mit dem neuen Speer
Mit dem neuen Wurfgerät wurde ein erster olympischer Rekord aufgestellt, der anschließend dreimal verbessert wurde:
76,76 m – Seppo Räty (Finnland), Qualifikation, Gruppe A, erster Versuch
Für die Qualifikation wurden die Athleten in zwei Gruppen gelost. Die Qualifikationsweite für den direkten Finaleinzug betrug 79,00 m. Da genau zwölf Werfer diese Weite übertrafen (hellblau unterlegt), wurde das Finalfeld nicht weiter aufgefüllt.
Gruppe A
Roald Bradstock (Foto: 2009) – ausgeschieden mit 75,96 m
Für das Finale hatten sich zwölf Athleten qualifiziert. Jeder von ihnen hatte die geforderte Qualifikationsweite übertroffen. Alle drei Teilnehmer aus Finnland waren im Finale dabei. Hinzu kamen jeweils zwei Werfer aus Schweden und der Sowjetunion. Komplettiert wurde das Teilnehmerfeld durch jeweils einen Starter aus der Bundesrepublik Deutschland, der DDR, Jugoslawien, der Tschechoslowakei und Großbritannien. Erstmals wurde bei Olympischen Spielen das neue Speermodell mit einem nach vorne verlagerten Schwerpunkt eingesetzt.
Zum Favoritenkreis gehörten vor allem der finnische Weltmeister Seppo Räty, der tschechoslowakische Weltrekordhalter Jan Železný, der amtierende Europameister Klaus Tafelmeier aus der Bundesrepublik Deutschland und der sowjetische Vizeweltmeister Wiktor Jewsjukow, gleichzeitig EM-Dritter.
Die Führung in der ersten Runde übernahm der Finne Tapio Korjus mit 82,74 m. Auf Platz zwei lag Jewsjukow vor dem DDR-Werfer Gerald Weiß. Im zweiten Durchgang schloss Železný, der sich auf 82,32 m verbesserte, zu Jewsjukow auf. Dieser hatte exakt die gleiche Weite erzielt. Auch Weiß verbesserte sich auf nun 81,30 m, blieb aber auf Platz vier vor Tafelmeier. Mit 83,26 m übernahm Räty dann in Runde drei die Führung, die ihm Železný im darauf folgenden Durchgang mit 83,46 m wieder abnahm. Im fünften Versuch änderte sich nichts. Železný lag vor Räty, Korjus, Jewsjukow, Weiß und Tafelmeier. Im letzten Durchgang wurde das Klassement noch einmal durcheinandergewürfelt. Zunächst schob sich Tafelmeier mit 82,72 m an Weiß und Jewsjukow vorbei auf Platz vier. Räty konnte seine Weite nicht verbessern. Železný baute dann seine Führung auf 84,12 m aus, ehe Tapio Korjus mit seinem letzten Wurf 84,28 m erzielte und damit Olympiasieger wurde. Jan Železný gewann die Silbermedaille, Seppo Räty Bronze. Klaus Tafelmeier belegte Platz vier vor Wiktor Jewsjukow und Gerald Weiß. Jan Železnýs olympische Rekordweite von 85,90 m aus der Qualifikation wurde in diesem Finale nicht übertroffen und hatte Bestand bis zu den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona.
Tapio Korjus errang die insgesamt siebte Goldmedaille für Finnland im Speerwurf.
Jan Železný gewann die erste tschechoslowakische Medaille in dieser Disziplin.