Ein Ochsenauge (französischœil-de-bœuf), auch Rundfenster oder Oculus (lateinisch für „Auge“), ist eine seit der Antike bekannte, sowohl in der Romanik als auch in der Gotik wiederaufgenommene Fensterform, die später vor allem im Barock und Jugendstil verbreitet war: Ein kreisrundes oder ovales Fenster, das meist dekorativ über Portalen oder im Giebelbereich eingesetzt wird. Auch Blendfenster sind oft in dieser Form ausgeführt.
Ochsenauge als Dachgaube (Wien-Hietzing, Altgasse 16)
Ochsenauge als Dachgaube, Rekonstruktion (Château de Chaumont-la-Guiche, Saint-Bonnet-de-Joux, Saône-et-Loire)
Abgrenzung
Kreisrunde Fenster mit einer steinernen Maßwerkfüllung nennt man dagegen Rosenfenster, deren romanische und frühgotische Vorläufer mit Füllung in Form eines SpeichenradesRadfenster. In den meisten Sprachen werden auch Radfenster als Rosenfenster (rose window, rosacee) bezeichnet.
Als Oculus werden auch die kreisrunden Öffnungen in Kuppelgewölben der Glockentürme mittelalterlicher Kirchengebäude bezeichnet, durch die die Glocken vertikal transportiert werden konnten, wie auch Baumaterial und Gerätschaften zur Errichtung und späteren Wartung der Turmbauten. Oculi dieser Art werden auch als Kuppelauge bezeichnet (vgl. Opaion). Die Öffnung wird manchmal dekorativ eingefasst, etwa in Form von achtpässigem Maßwerk.
Literatur
Johann Friedrich Penther: Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst (…). Johann Andreas Pfeffel, Augspurg 1744, S. 67: Ochsen-Auge. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 15. Februar 2024)