Im Deutschen ist die Wortendung eines Substantivs im Vokativ oft gleich derjenigen im Nominativ, wobei der Artikel entweder entfällt oder zur Kenntlichmachung des Vokativs durch o ersetzt werden kann. Beispiele für den vokativischen Gebrauch von o finden sich in den Weihnachtsliedern O Tannenbaum und O du fröhliche oder in der Alltagssprache in den Redewendungen „o Mann!“, „o mein Gott!“ oder „o wie schön“. Dabei kann die vokativische Wirkung von o sowohl eine einfache Anrede als auch einen Anruf (beispielsweise eine Drohung oder Ermahnung) beinhalten.[1]
Erstveröffentlichung des StudentenliedesO alte Burschenherrlichkeit (1825)
Walt Whitmans Gedicht O Captain! My Captain! mit handschriftlichen Überarbeitungen
O-Antiphonen
Im Advent:
Die in den letzten Tagen des Advents vom 17. bis 23. Dezember in der Vesper gesungenen O-Antiphonen beginnen jeweils mit einer dem Alten Testament entnommenen bildhaften Anrede des erwarteten Messias und münden in den Ruf „Veni!“, „Komm!“. Die Bezeichnung der Antiphonen leitet sich von der Anrufung „O“ her, mit der jede der Antiphonen beginnt. Im adventlichen Liedgut haben diese Anrufungen auch Eingang in deutsche Kirchenlieddichtungen gefunden: